Altar während des Ostergottesdienstes am römischen Petersplatz

RAI

Ostergottesdienst und Segen „urbi et orbi“

Zehntausende feierten am römischen Petersplatz, der ORF übernahm live: Papst Franziskus beging die Auferstehung Jesu Christi und erbat Gottes Segen urbi et orbi. Für den ORF führten Mathilde Schwabeneder, P. Franz Helm, Johannes Karner und Michaela Starosciak durch das Fest.

Bei dem feierlichen Osterhochamt mit Gläubigen aus aller Welt wurden Bibeltexte und Fürbitten von Menschen unterschiedlicher Nationen in ihren jeweiligen Sprachen vorgetragen. Danach hielt Franziskus seine Osteransprache und erbat Gottes Segen „urbi et orbi“, das heißt, der Stadt sowie der ganzen Erde. Für den Österreichischen Rundfunk kommentierten Mathilde Schwabeneder und der Steyler Missionar Pater Franz Helm, dabei für sehbehinderte Mitfeiernde auf einer eigenen Tonspur Johannes Karner und Michaela Starosciak mit der bewährten Audiodeskription.

Ostergottesdienst mit Papst Franziskus (Bild: Andreas Solaro / AFP)

Ostergottesdienst mit Papst Franziskus Version mit Audiodeskription (Bild: Andreas Solaro / AFP)

Durch ihn die Vergebung der Sünden

1. Lesung: Apostelgeschichte 10

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: "Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.

Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt."

Richtet euren Sinn auf das Himmlische!

2. Lesung: Kolosser 3

Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

Er sah und glaubte

Evangelium: Johannes 20

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat!“ Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab. Sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen war. Es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein. Er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen waren. Die Engel sagten zu ihr: „Frau, warum weinst du?“ Sie antwortete ihnen: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“ Jesus sagte zu ihr: „Maria!“

Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: „Rabbuni!“, das heißt Meister. Jesus sagte zu ihr: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen! Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen, ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: „Ich habe den Herrn gesehen.“ Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Die Kraft jener Liebe erneuert die Welt

Ansprache

Liebe Brüder und Schwestern,
frohe Ostern! Jesus ist auferstanden von den Toten. Diese Botschaft erklingt in der Kirche auf der ganzen Welt zusammen mit dem Gesang des Halleluja: Jesus ist der Herr, der Vater hat ihn auferweckt, und er lebt auf immer in unserer Mitte. Jesus selbst hatte seinen Tod und seine Auferstehung mit dem Bild des Weizenkorns angekündigt. Er sagte: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Und siehe, so geschah es. Jesus, das Weizenkorn, das von Gott in die Furchen der Erde gesät wurde, starb durch die Sünde der Welt und blieb zwei Tage im Grab; aber in diesem seinem Tod war die ganze Macht der Liebe Gottes enthalten, die sich entfesselt und am dritten Tag offenbart hat, an diesem Tag, den wir heute feiern: am Fest der Auferstehung Christi, des Herrn.

Wir Christen glauben und wissen, dass die Auferstehung Christi die wahre Hoffnung der Welt ist, jene Hoffnung, die nicht trügt. Es ist die Kraft des Weizenkorns, die Kraft jener Liebe, die sich erniedrigt und hingibt bis zur Vollendung. Diese Kraft erneuert wirklich die Welt. Diese Kraft bringt auch heute Frucht in den Ackerfurchen unserer Geschichte, die von so viel Ungerechtigkeit und Gewalt gezeichnet ist. Sie trägt Früchte von Hoffnung und Würde, wo Elend und Ausgrenzung sind, wo es Hunger gibt und Mangel an Arbeitsplätzen, bei den Flüchtlingen und Vertriebenen – die von der gegenwärtigen Wegwerfkultur oft abgelehnt werden –, bei den Opfern des Drogenhandels, des Menschenhandels und der Sklaverei unserer Zeit.

Und so bitten wir heute um die Früchte des Friedens für die ganze Welt, angefangen beim geliebten und gequälten Syrien, dessen Bevölkerung erschöpft ist von einem schier endlosen Krieg. Möge an diesem Osterfest das Licht des auferstandenen Christus die Gewissen aller politischen und militärischen Verantwortungsträger erleuchten, auf dass die fortschreitende Vernichtung sofort beendet, das humanitäre Völkerrecht respektiert und der Zugang zu der von diesen unseren Brüdern und Schwestern dringend benötigten Hilfe erleichtert wird. Zugleich sind angemessene Bedingungen für die Rückkehr der Evakuierten zu gewährleisten.

Wir beten um Früchte der Versöhnung für das Heilige Land, das auch in diesen Tagen durch offene Konflikte heimgesucht wird, die die Zivilbevölkerung nicht verschonen.

Ebenso erbitten wir Früchte der Versöhnung für den Jemen und den gesamten Nahen Osten, dass Dialog und gegenseitiger Respekt alle Spaltung und Gewalt überwinden. Mögen unsere Brüder und Schwestern in Christus, die nicht selten unter Übergriffen und Verfolgung leiden, leuchtende Zeugen des Auferstandenen sein. Sie mögen Zeugnis geben dafür, dass das Gute über das Böse siegt.

Wir bitten an diesem Tag um Früchte der Hoffnung für diejenigen, die sich nach einem würdevolleren Leben sehnen, vor allem in den Teilen des afrikanischen Kontinents, die von Hunger, andauernden Konflikten und Terrorismus geplagt sind. Möge der Friede des auferstandenen Herrn die Wunden im Südsudan und die der gepeinigten Demokratischen Republik Kongo wieder heilen: Er öffne die Herzen für den Dialog und das gegenseitige Verständnis. Vergessen wir nicht die Opfer dieses Konflikts, insbesondere die Kinder! Es fehle nicht an Solidarität mit den vielen Menschen, die ihr Land verlassen müssen und denen ihre Lebensgrundlage entzogen wurde.

Wir bitten für die koreanische Halbinsel um Früchte des Dialogs, damit die laufenden Gespräche Harmonie und Frieden in der Region fördern. Diejenigen mit direkter Verantwortung mögen weise und mit Bedacht handeln, um dem Wohl des koreanischen Volkes zu dienen und vertrauensvolle Beziehungen innerhalb der internationalen Gemeinschaft aufzubauen.

Für die Ukraine bitten wir um Früchte des Friedens. Mögen die Bemühungen um Eintracht verstärkt werden und für die von der Bevölkerung benötigten humanitären Initiativen bessere Bedingungen geschaffen werden.

Wir beten um Früchte des Trostes für das venezolanische Volk, das – wie ihre Hirten geschrieben haben – im eigenen Land wie „in der Fremde“ lebt. Möge es in der Kraft der Auferstehung Christi, unseres Herrn, einen gerechten, friedlichen und menschlichen Weg aus der politischen und humanitären Krise finden, in der es steckt. Möge den Söhnen und Töchtern des Landes, die ihre Heimat verlassen müssen, Aufnahme und Unterstützung zuteilwerden.

Früchte eines neuen Lebens gewähre der auferstandene Christus all den Kindern, die aufgrund von Kriegen und Hungersnot ohne Hoffnung, ohne Bildung und ohne Gesundheitsversorgung aufwachsen. Um diese Früchte beten wir auch zugunsten der älteren Menschen, die von einer egoistischen, nur auf Produktivität bedachten Kultur ausgesondert werden.

Früchte der Weisheit erbitten wir für die Träger politischer Verantwortung auf der ganzen Welt, auf dass sie die Menschenwürde immer achten, mit Engagement für das Gemeinwohl arbeiten und Entwicklung und Sicherheit für ihre Bürger gewährleisten.

Liebe Brüder und Schwestern,
das Wort an die Frauen, die zum Grab kamen, gilt auch uns: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ Tod, Einsamkeit und Angst haben nicht mehr das letzte Wort. Es gibt ein Wort, das darüber hinausgeht und das nur Gott aussprechen kann: Es ist das Wort der Auferstehung. Mit der Kraft der Liebe Gottes nimmt sie „den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten.“ Euch allen ein frohes Osterfest!

Segen „urbi et orbi“ (Bild: Andreas Solaro / AFP)

Segen „urbi et orbi“ mit Audiodeskription (Bild: Andreas Solaro / AFP)

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Kommentar

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