Kardinal Woelki

Jack Guez / AFP

Streit um den Corpus Christi: Kommunion für Protestanten?

Streit um den Corpus Christi: Kommunion für Protestanten? | „Mobilisierung der Mitte“ - Strategien gegen Extremismus | „Zum Sex genötigt“ - Orden gegen Kinderprostitution

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag, 06.05.2018, 12.30 Uhr, ORF 2 und am 09.05.2018, 08.15 Uhr, ORF III und am 12.05.2018, 11.30 Uhr, ARD-alpha

Streit um den Corpus Christi: Kommunion für Protestanten?

Seit Februar schwelt in der katholischen Kirche Deutschlands ein Streit um die Kommunion. Bei einer Versammlung der Bischofskonferenz beschloss damals eine deutliche Mehrheit der deutschen Bischöfe, dass Protestanten, die in gemischt-konfessionelle Ehe mit Katholiken leben, die Kommunion empfangen sollen dürfen.

Doch darin wollten sich nicht alle Bischöfe fügen: Eine Gruppe rund um den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki bat den Vatikan in einem Brief um Klärung. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die deutsche Kirche eigene Wege in der Frage der Kommunion gehen darf.

Weil die Wogen hoch gingen, wurden nun Kardinal Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und der Kölner Kardinal Woelki, in Begleitung anderer Bischöfe, für Donnerstag in den Vatikan zum Gespräch gebeten.

Das Ergebnis: Die Bischöfe, so Papst Franziskus in einer Erklärung, mögen doch bitte selbst eine Lösung finden. Der gelebte Kirchenalltag in Deutschland ist der „pastoralen Handreichung“ – die jüngst bekräftigt worden ist - ohnehin längst voraus: Viele römisch-katholische Pfarrer in Deutschland lassen Protestanten schon seit Jahren am „Mahl des Herrn“ teilhaben. Michael Höhle etwa, der eine Gemeinde in Berlin leitet. Und auch das Ehepaar Wehner – er evangelisch, sie katholisch – lebt praktizierte Ökumene.

Bericht: Hanna Sommersacher, Länge: 4 Minuten

„Mobilisierung der Mitte“ - Strategien gegen Extremismus

Sie ist 26 Jahre alt und arbeitet am „Institute for Strategic Dialogue“ in London: Julia Ebner. Die gebürtige Wienerin hat sich in rechtsextreme und islamistische Kreise eingeschleust, viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Formen des Extremismus entdeckt und Lösungsansätze entwickelt, um die Dynamik der Gewalt zu durchbrechen.

Rechtsextreme und Islamisten stünden in einem „wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis“, so die Extremismus- und Terrorismusforscherin. „Der gemeinsame Feind ist alles, was Stabilität schafft, beide wollen das derzeitige System destabilisieren“, so die Autorin.

In ihrem Buch „Wut – Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen“ (Theiss Verlag) zeigt Ebner auch auf, dass Extremisten „politische Überreaktionen“ in der Gesellschaft hervorrufen wollen. Eine Strategie, um den Teufelskreis zu durchbrechen, sieht Ebner in einer „Mobilisierung der Mitte“.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 7 Minuten

„Kein Tausendstel Muslime….“ - Islamfeindlichkeit in Polen

Im 38-Millionen-Einwohner-Staat Polen leben etwa 30.000 Muslime, davon bis zu 5000 Tataren. Ihre Geschichte ist eng mit dem polnischen König Jan III. Sobieski verknüpft. Denn an seiner Seite kämpften zahlreiche Tataren 1683 siegreich gegen die Osmanen vor den Toren Wiens.

Zum Dank schenkte ihnen Sobieski Land. So lebten die größtenteils bald assimilierten Tataren jahrhundertelang friedlich unter katholischen und orthodoxen Gläubigen. Erst im Zug der Debatte, ob Polen Flüchtlinge aufnehmen solle oder nicht, gerieten sie ins Visier von polnischen Nationalisten.

Seitdem die PiS Partei (Recht und Gerechtigkeit) an die Regierung ist, mehren sich Übergriffe gegen muslimische Gläubige. Auch die beinahe vergessenen islamischen Kultstätten im Nordosten von Polen wurden von Rechtsradikalen geschändet. Von einem einst einladenden Staat scheint Polen zu einem zunehmend islamfeindlichen Land zu werden.

Bericht: Martin Motylewicz, Länge: 6 Minuten

„Zum Sex genötigt“ - Orden gegen Kinderprostitution

In den Elendsvierteln von Freetown, der Hauptstadt des westafrikanisches Staates Sierra Leone, sind sie anzutreffen: rund tausend junge Mädchen, die als Prostituierte arbeiten – in der Hoffnung, so der Armut zu entfliehen.

Doch diese Hoffnung ist trügerisch, das weiß man bei den Salesianern Don Boscos. Soziale Einrichtungen des katholischen Ordens sollen helfen, die Mädchen weg vom Geschäft mit dem käuflichen Sex zu bringen.

Bei mehr als 140 mittlerweile ehemaligen Prostituierten ist das in den vergangenen Jahren gelungen, darauf ist der argentinische Priester Jorge Crisafulli stolz. Er ist maßgeblich daran beteiligt, den jungen Mädchen ein neues Leben zu eröffnen.

Anlässlich eines Wienbesuchs und der Präsentation einer Kurzdokumentation (Titel: „Love“) über den engagierten Ordensmann hat ein „Orientierung“-Team mit Jorge Crisafulli gesprochen.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 6 Minuten

Moderation: Sandra Szabo
Redaktionsleitung: Norbert Steidl