Lexikon der Religionen:

Christliche Glaubensinhalte

Christen glauben an den dreieinen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist, an die vollkommene Liebe und an die Auferstehung nach dem Tod. Wie Islam und Judentum ist auch das Christentum eine „Buchreligion“.

Die Bibel als heiliges Buch der Christen

Das „heilige Buch“ der Christen ist die Bibel. Sie umfasst die Bibel der Juden, die von den Christen „Altes Testament“ genannt wird, und die Schriften des „Neuen Testaments“.

Die Zahl der alttestamentlichen Bücher variiert je nach Zählung. Der Kanon der biblischen Bücher ist eine Auswahl aus einer viel größeren Zahl von Schriften, die im Umlauf waren, bildete sich erst allmählich heraus und stand etwa im 4. Jahrhundert fest. Insgesamt entstand die Bibel über einen Zeitraum von etwa tausend Jahren, in denen mündliche Überlieferungen aufgenommen, schriftlich festgehalten und vielfach redaktionell überarbeitet wurden.

Jesus, der Christus - der Auferstandene

Die Aussagen des Neuen Testaments betreffen Jesus von Nazaret: Er predigte das nahe Gottesreich, als dessen Repräsentant er sich nach dem Zeugnis der Evangelien verstand. Er lebte in einer einzigartig engen Beziehung zu Gott, den er konsequent „Vater“ nannte. In vielen Gleichnissen und in der berühmten Bergpredigt brachte er die Liebe Gottes zu allen Menschen zum Ausdruck, auch zu Sündern, die er zur Umkehr zu Gott aufrief.

Im Mittelpunkt aber steht, dass Gott ihn auferweckt und damit den Tod überwunden hat. Seine Auferstehung beglaubigt, dass er mehr ist als einer der alttestamentlichen Propheten. Um dies zum Ausdruck zu bringen, versammeln die biblischen Schriftsteller alle möglichen Hoheitstitel des Alten Testaments auf ihn wie: Menschensohn, Messias (Griechisch: Christus), Sohn Davids, Sohn Gottes - mehr dazu im Eintrag Jesus Christus.

Im Neuen Testament bedeutet „Sohn Gottes“ allerdings mehr als einen Ehrentitel, weil sich Gott selbst in diesem Jesus offenbart hat, um seine unbedingte liebende Zuwendung zu den Menschen zu erweisen. Damit wird die Liebe auch als zentrale Aufgabe für alle dargestellt, die dem Weg des Jesus Christus folgen. In der Aufforderung zur Liebe lässt sich die christliche Botschaft zusammenfassen.

Der eine Gott dreieinig - vollkommene Liebe in Gott

Dem Christentum wird, insbesondere vom Islam, vorgeworfen, dass es den Boden des reinen Monotheismus verlassen habe. Tatsächlich sind die Formulierungen der alten Konzilien für heute missverständlich. Christus habe zwei Naturen, eine menschliche und ein göttliche, und Gott sei einer in drei Personen - mehr dazu im Eintrag Trinität - Dreifaltigkeit. Es handelt sich dabei um Versuche, in die Begriffswelt der antiken Philosophie zu übersetzen, was bereits die Bibel in narrativer oder hymnischer Sprache zum Ausdruck bringt. Das Problem besteht darin, dass „Natur“ und „Person“ heute eine ganz andere Bedeutung haben als in der Antike, so dass der Verdacht, die Christen würden drei Götter anbeten, nahe zu liegen scheint.

Wenn sich Gott selbst in Jesus offenbart, so besagt das, dass er, um den Menschen nahe zu sein, ein menschliches Schicksal von der Geburt bis zum Tod auf sich nimmt, ohne darin aufzugehen. Er bleibt der außer aller Schöpfung stehende Gott. Und wenn Jesus den Heiligen Geist verspricht, so ist damit ein weiteres Wirken Gottes über seine Präsenz im Menschen Jesus hinaus bezeichnet. Gott kann sich nur auf solche Weisen offenbaren, die den Menschen zugänglich sind: Indem er als Schöpfer handelt (Vater), in der Begleitung menschlichen Lebens wirkt (Sohn) und als Geist, der imstande ist, Menschen zu inspirieren.

Das sind die Wege, auf denen Gott nach dem Glauben der Christen mit den Menschen in Beziehung tritt und seine Liebe zur Schöpfung und zu den Menschen zum Ausdruck bringt. Wenn es heißt „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8), so ist damit auch etwas von dem ausgesagt, was in der Tradition „Dreeinigkeit“ („Trinität“) genannt wird: Da ein Gott nicht denkbar ist, der auf die Liebe und Gegenliebe seiner Schöpfung angewiesen ist, muss er selbst schon ein unabhängiges Zentrum liebender Beziehungen sein: Liebe braucht ein Gegenüber, wo sie aber in Gott vollkommen ist, bedeutet sie ungeteilte Einheit.

Ende der Zeit bringt Ende der Leiden

Judentum und Christentum haben dieselbe Geschichtsauffassung. Die Geschichte wird als Heilsgeschichte verstanden, die einen Anfang und ein Ende hat und sich nicht in wiederholten Kreisläufen bewegt. Die Geschichte steuert auf ihr Ende zu, um einem neuen Zustand Raum zu geben, der von den Propheten beschworen wird und vom Neuen Testament im Bild des neuen Jerusalem erscheint. Dort wird Gott unter den Menschen wohnen und Leid und Tod wird es nicht mehr geben.

Wieso spielen aber in der angeblich guten Schöpfung jetzt noch immer Leiden, Gewalt und Tod eine so ungeheuer Rolle? Es gibt Versuche, Gott gegen den Vorwurf der Inkompetenz oder gar Grausamkeit zu verteidigen („Theodizee“). Das Christentum gewinnt eine neue Perspektive auf diese Frage: Im Glauben an einen Gott, der sich in einem Menschen vergegenwärtigt hat, erübrigt sich die Erklärung des Leidens durch diese oder jene Theorie; wichtiger ist, dass Gott als Bruder der Menschen zum Mitleidenden geworden ist und den Menschen auch im Leiden und im Tod nahe ist.

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