Siddhartha Gautama wurde 563 v. Chr. in Lumbini im heutigen Nepal geboren, so die Annahme. Heute steht dort der Maya Devi Tempel.
REUTERS/Navesh Chitrakar
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Buddhismus

Geschichte des Buddhismus

Im Laufe seiner 40-jährigen Lehrtätigkeit sammelte Buddha viele Laienanhänger um sich und gründete einen Nonnen- und einen Mönchsorden. Nach seinem Tod wurde in Konzilen seine Lehre festgeschrieben und weiter verbreitet.

Nachdem Siddhartha Gautama (563 bis 483 v. Chr.) unter dem Bodhi-Baum erwacht war und damit zum Buddha wurde, suchte er seine ehemaligen Gefährten, um sie an seinem Glück und seiner Einsicht teilhaben zu lassen. Er fand sie in Sarnath, einem Ort im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Dort, im Gazellenhain von Sarnath, lehrte er sie in seiner ersten Lehrrede dieVier Edlen Wahrheiten. Buddha und seine Gefährten bildeten die Sangha (Gemeinschaft). Damit beginnt die Geschichte des Buddhismus.

Im Laufe seiner 40-jährigen Lehrtätigkeit sammelte Buddha viele Laienanhänger um sich und gründete einen Nonnen- und einen Mönchsorden. Wohlhabende Anhänger spendeten Grundstücke, auf denen die ersten Klöster entstanden. Zunächst wurden Buddhas Lehrreden mündlich weitergegeben. Danach fanden sich Konzile ein, die die wichtigsten Reden verschriftlichten.

Das erste Konzil (etwa 340 v. Chr.)

Nach buddhistischer Überlieferung kam bereits drei Monate nach dem Tod des Buddha die Mönchsgemeinschaft in Rajagraha (heute Rajgir im indischen Bundesstaat Bihar) zu ihrem ersten Konzil zusammen, um den Dharma (Lehre) und die Vinaya (Mönchsregeln) zu diskutieren und einen Kanon zu verfassen, also eine allgemein anerkannte Zusammenstellung buddhistischer Texte zu etablieren. Von den vielen Fassungen des Tripitaka (wörtlich: Dreikorb), die sich danach entwickelten, ist nur der sogenannte Palikanon vollständig erhalten geblieben. Dieser Palikanon ist der ursprünglich in der altindischen Gelehrtensprache Pali verfasste Tripitaka. Als solcher dient er als Grundlage für die „Schule der Ältesten“, auch Theravada genannt.

Der Palikanon

Folgende „drei Körbe“ (Tripitaka) bilden den Palikanon:

  • Suttapitaka: Lehrreden
  • Vinayapitaka: Ordensregeln
  • Abhidhammapitaka: Erläuterungen

Moderne Forschungen stellen die traditionelle Geschichte über die Ursprünge des Buddhismus allerdings in Frage. Sie nehmen an, dass zwischen dem Tod des Buddha und der Zusammenstellung des Tripitaka mehr Zeit verstrich.

Das zweite Konzil (etwa 270 v. Chr.)

Knapp hundert Jahre nach dem Konzil von Rajagraha fand sich das zweite Konzil in Vaishali (im heutigen indischen Bundesstaat Bihar) ein, um Unstimmigkeiten bezüglich der Mönchspraxis zu klären. Die Streitpunkte behandelten beispielsweise die rechte Zeit zum Essen, verbotene Nahrungsmittel, die Organisation innerhalb der Mönchsgemeinde und die Annahme von Gold, Silber und Luxusgütern. Die Mahasanghika (große Versammlung) trat für die Anpassung der Vinaya (Mönchsregeln) aufgrund veränderter Umstände ein, währendeine orthodoxe Fraktion, die Sthaviravadins" (Sanskrit: „Schule der Ältesten“) eine Änderung der Regeln ablehnte.

Der Würdige

Arhat (Würdige) ist eine ehrenvolle Bezeichnung für jemanden, der das Ziel der Erleuchtung erreicht hat, der jegliche Fesseln abgestreift hat sowie alle Formen von Gier und Hass. Ein Arhat hat auch den „letzten Schleier der Unwissenheit“ überwunden, sich vom Daseinskreislauf befreit und wird somit nicht mehr wiedergeboren. Neben anderen Ehrentiteln wird der historische Buddha auch mit dem Ehrentitel Arhat bezeichnet.

Die zwei Schulen diskutierten auch die Qualitäten eines Arhat (einer, „der seine inneren Feinde besiegt hat“). Die Sthaviravadins sahen einen Arhat als vollkommen erleuchtet an, also dem Buddha ebenbürtig. Die Mahasanghika widersprach dieser Sichtweise und unterschied zwischen dem Buddha, dem „vollkommen Erwachten“ und dem Arhat, der nach ihrer Auffassung noch nicht ganz frei von Bewusstseinsverunreinigungen (Kleshas) ist. Die Mahasanghika war der Meinung, dass ein Arhat Spuren von Unwissenheit haben kann und noch nicht über sexuelle Versuchungen und Zweifel erhaben sein muss.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie früh bereits Differenzen in der Gemeinschaft auftauchten, die in der Folge bald zu Spaltungen und neuen Schulenbildungen führten.

Achtzehn Schulen in den ersten vier Jahrhunderten

Zur Zeit König Ashokas (304 bis 232 v. Chr.), der im dritten vorchristlichen Jahrhundert knapp 30 Jahre lang Indien regierte, soll ein drittes Konzil in Pataliputra (das heutige Patna im indischen Bundesstaat Bihar) stattgefunden haben. Nach der Tradition des Theravada (Pali: Schule der Ältesten) soll das Konzil ungefähr 250 v. Chr. stattgefunden haben.

Buddhistische Mönche in Kathmandu
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Buddhistische Mönche in Kathmandu in Nepal

Bei diesem Konzil sollten die Richtungskämpfe zwischen den vermutlich 18 existierenden buddhistischen Schulen bezüglich Ordensregeln und der Lehre des Buddha beigelegt werden. Es kam zum Ausschluss von abweichenden Gruppen. Die Spaltung der Gemeinschaft, die sich bereits beim zweiten Konzil in Vaishali (etwa 270 v. Chr) ankündigte, vertiefte sich.

Die Sthaviravada, auf der die Schule des Theravada gründet und die Mahasangikas (große Versammlung), aus der sich das Mahayana (wörtlich: großes Fahrzeug) entwickelte, gingen von nun an getrennte Wege. Die älteren Schulen wurden später vonseiten des Mahayana als Hinayana (wörtlich: kleines Fahrzeug) bezeichnet. Diese Bezeichnung lehnen viele Anhänger dieser Richtung jedoch bis heute ab.

Die ersten zwei Konzile sind von allen Schulen anerkannt. Über alle weiteren, die im Laufe der buddhistischen Geschichte folgten, gibt es kontroverse Ansichten. In jedem Fall haben sie innerhalb der buddhistischen Tradition insofern Bedeutung, als sie einen Einblick in die ideengeschichtliche Entwicklung gewähren.

Die Bedeutung König Ashokas

König Ashoka, der ab 268 v. Chr. Indien regierte, kommt eine besondere Bedeutung in der Geschichte des Buddhismus zu. Durch Eroberungsfeldzüge dehnte er sein Reich auf weite Teile des indischen Subkontinents aus. Das große Blutvergießen entsetzte den König allerdings im Laufe seiner Eroberungen so sehr, dass er beschloss, von nun an auf militärische Gewalt zu verzichten. Er konvertierte den Überlieferungen nach um 258 v. Chr. zum Buddhismus und entschied sich, fortan als barmherziger und friedvoller Herrscher (Dharmaraja) zu wirken.

Ashoka setzte sich unermüdlich für die Verbreitung des Buddhismus ein. Er sandte Missionare aus, um die Lehre des Buddha in Indien sowie bei hellenistischen Königen und in Südostasien zu verbreiten. Sein Sohn Mahinda soll in Sri Lanka den Buddhismus etabliert haben. König Ashoka erließ Edikte, die in Felsen und Säulen überall im Land eingraviert wurden und an ein Leben gemäß buddhistischer Werte erinnern sollten. Diese Inschriften sind Manifeste von Ashokas Politik auf der Grundlage der buddhistischen Lehre.

Seine Untertanen hielt er fortan zu moralischem Handeln, Großzügigkeit, religiöser Toleranz und Respekt gegenüber allen Lebewesen an. Während seiner Regentschaft wurden Tieropfer verboten. In Bezug auf die buddhistische Gemeinschaft (Sangha) ist ein Edikt erhalten, das die Spaltung der Mönchsgemeinde verurteilt und Mönche erwähnt, die aus dem Orden ausgeschlossen wurden, weil sie für eine Spaltung eintraten. Ashokas Edikte gehören zu den ältesten Zeugnissen der indischen Kultur. Ashokas Zeichen, das Rad, ist heute auf der Nationalflagge Indiens zu sehen.

Ausbreitung des Buddhismus in Asien

Im Laufe der letzten vier vorchristlichen Jahrhunderte breitete sich der Buddhismus in ganz Indien aus. Er gelangte nach Sri Lanka und Myanmar (früheres Burma) im Süden sowie im Norden in die Gebiete des heutigen Pakistan und Afghanistan. In den ersten Jahrhunderten nach Christus erreichte er über die Seidenstraße auch die Mongolei und China.

Im dritten Jahrhundert nach Christus kam es zur Ausbreitung in Südostasien (Thailand und Malaysia). Im sechsten Jahrhundert wurde der Buddhismus durch die Chinesen in Vietnam und über Korea auch in Japan eingeführt. In Japan entwickelte sich schließlich ab dem zwölften Jahrhundert der zunächst in den USA der 1970er und 1980er Jahre so populäre und heute überall im Westen bekannte Zen – Buddhismus. In Ostasien verbreiteten sich vor allem verschiedene Richtungen des Mahayana. Im siebten Jahrhundert gewann der Buddhismus in Tibet an Einfluss. Hier entwickelte sich das Vajrayana (wörtlich: diamantenes Fahrzeug) – mehr dazu in Tantrischer Buddhismus – Vajrayana und tibetischer Buddhismus.

Im Ursprungsland Indien verschwand der Buddhismus ab etwa 1000 n. Chr. Die Religionen Indiens (siehe dazu Hinduismus) sorgten ebenso wie die muslimische Invasion während dieser Zeit dafür, dass der Buddhismus als Religion an Bedeutung verlor. So wurde zum Beispiel die große buddhistische Klosteruniversität Nalanda in Nordindien im 12. Jahrhundert n. Chr. von muslimischen Eroberern zerstört. In anderen Ländern wie China, Vietnam, Korea, Japan, Thailand, Sri Lanka und Myanmar existierte der Buddhismus weiter.

Anfänge des Buddhismus im Westen

Im Kolonialzeitalter (19. Jhdt.) begann das Interesse des Westens an den Kulturen, Sprachen und Religionen Asiens zu wachsen. Westliche Wissenschaftler begannen, Sanskrit zu studieren, die alte indische Gelehrtensprache, in der eine große Zahl von buddhistischen Schriften verfasst ist.

Die ersten Übersetzungen wurden gemacht. Zeitgleich konvertierten die ersten Amerikaner und Europäer zum Buddhismus. Die Tradition des Theravada sowie der japanische Zen-Buddhismus fanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihren Weg in den Westen. Durch die chinesische Besetzung Tibets in den 1950er Jahren flüchteten viele tibetische Lehrer nach Indien und weiter nach Europa und Nordamerika.

Westliche Spielart

In der globalisierten Welt ist heute eine Vielzahl an asiatisch-buddhistischen Traditionen im Westen vertreten. Es ist auch unübersehbar, dass sich eine westliche Spielart des Buddhismus entwickelt. Besonders bekannte Lehrer des Buddhismus, die sich reger Beliebtheit erfreuen, sind der Dalai Lama und Thich Nhat Hanh.

Weltweit verbreitet und einflussreich sind auch verschiedene Vertreter des Vipassana, in dessen Rahmen buddhistische Achtsamkeitspraxis und Einsichtsmeditation praktiziert werden – mehr dazu im Eintrag Meditation und Achtsamkeit. Bekannt sind die Vipassana-Kurse in der Tradition von S. N. Goenka sowie auch die amerikanischen Vipassana-Lehrer des „Spirit Rock Centers“. Auch in Form des MBSR („Mindfulness Based Stress Reduction“ nach Jon Kabat-Zinn) fließen buddhistische Meditationstechniken in den medizinisch-psychologischen Bereich ein.

Weitere Übersichtsartikel zum Buddhismus

Andere Weltreligionen im ORF-Religionslexikon

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