Christentum

Ikonen (Bilderstreit)

Bilder als Gegenstand der Verehrung und die Reaktion darauf

Ikonen sind Bilder der orthodoxen Kirche, die sich in Gestaltung und Bedeutung von westlichen christlichen Gemälden grundlegend unterscheiden. Dargestellt werden biblische Szenen und Heilige in meist stereotypen Bildkompositionen, weil Ikonen der Legende nach schon aus den ersten christlichen Gemeinden stammen. So soll die klassische Ikone Maria mit dem Jesuskind vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein.

Ikonen werden in der Ostkirche verehrt

Ikonen bedeuten für die Christen der Ostkirchen einen Einblick in das religiöse Geheimnis, da das Unsichtbare durch das auf der Ikone Sichtbare als „Fenster zum Absoluten“ hindurchscheint. Ikonen sind Gegenstand der Verehrung, denn: „Wer die Schönheit des Bildes betrachtet, gelangt auch zur Erkenntnis des Urbildes“ (Gregor von Nyssa 335/340 bis 394). Orthodoxe Kirche und Klöster sind mit einer Vielzahl von Ikonen ausgestattet. In den Kirchen ist der Altar- und Priesterraum mit einer Ikonenwand (Ikonostasis) vom Raum der Gemeinde abgetrennt. Dahinter spielt sich ein Großteil des Gottesdienstes ab.

Radikales Bilderverbot durch Leo III.

Die ältesten Ikonen stammen aus dem 6. Jahrhundert, viele sind in den Jahren des Bilderstreits verloren gegangen. Das Bilderverbot des Alten Testaments (Ex 20, 4) stand im Gegensatz zu einer Volksfrömmigkeit, in der Bilderverehrung bisweilen zur wundergläubigen Anbetung wurde. Der byzantinische Kaiser Leo III. (gest. 741) setzte ein radikales Bilderverbot durch, das zur massenhaften Zerstörung von bildlichen Darstellungen aller Art führte.

Dagegen beschloss das 2. Konzil von Nicäa (787), dass Bilder und ihre Verehrung zulässig seien. Das Hauptargument dafür war die Offenbarung Gottes in Jesus Christus als einem sichtbaren Menschen, was Abbildungen erlaube. Dennoch dauerte der Streit um die Ikonen bis zu einer ostkirchlichen Synode von 843, die die Beschlüsse von Nicäa bestätigte.

Bildersturm der Reformation

Bilder wurden in der Westkirche als Bilderbibel für einfache Menschen geschätzt, die nicht lesen konnten. Erst in der Reformationszeit entstand ein neuer Bildersturm mit der Absicht, die „Relikte katholischen Aberglaubens“ aus der Welt zu schaffen. Bilder und Heilgenstatuen wurden verkauft oder demoliert – siehe dazu auch den Eintrag Reformation.

Martin Luther, aber auch römisch-katholische Theologen, wandten sich nicht grundsätzlich gegen Bilder, sofern sie didaktischen Zwecken dienten, prangerten aber deren abergläubische Verehrung an. Insbesondere Luther kritisierte die Praxis, sich durch die Stiftung von Bildwerken Pluspunkte im Himmel zu erwerben – mehr dazu im Eintrag Ablass. Bis heute sind evangelische Kirchen weitgehend, reformierte völlig, bilderlos.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

ORF-TVthek-Medienarchiv Christentum: