Petersdom in Rom (Vatikan)
ORF/Marcus Marschalek
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Christentum

Katholische Kirche

Die katholische Kirche ist die größte Kirche innerhalb des Christentums. Sie besteht aus 24 Teilkirchen mit jeweils eigenem Kirchenrecht und Ritus (z.B. die griechisch-katholische Kirche). Die größte Teilkirche ist die römisch-katholische Kirche. Oberhaupt aller Teilkirchen ist der Papst.

Der Bischof von Rom war in der alten Kirche der Patriarch des Westens. Seine Bedeutung als Papst entsprach der Bedeutung der Hauptstadt des Imperiums. Mit der Verlegung des Kaisersitzes nach Konstantinopel wurde seine kirchenpolitische Bedeutung zwar geschwächt, aber im Zuge des Vordringens germanischer Stämme während der Völkerwanderung und nach dem Ende des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert war er im Westen die einzige Autorität und Stadtherr von Rom.

Bis zur Reformation dominante Rolle der Papstkirche

In der Nachfolge der Kaiser sah er sich als Regent über alle Christen und dazu befugt, die Kaiserwürde zu verleihen. Das geschah erstmals im Jahr 800 an Karl den Großen. Die Papstkirche dominierte bis zur Reformation in ganz Westeuropa und stellte sich zweitweise über die Autorität des Kaisers. Den Papst erkennen auch die Unierten katholischen Ostkirchen an, die sich nach 1054 im Zuge von Grenzverschiebungen zwischen westlicher und östlicher Einflusssphäre aus dem Verband der Orthodoxie gelöst hatten. Mit Rom uniert sind auch die syrisch-maronitische Kirche und die italo-albanische Kirche. Sie teilen den Glauben der römischen Katholiken, haben aber ihre alten Liturgien und ein eigenes synodales Kirchenrecht.

Seit die römische Kirche im Zuge der Aufklärung und der Religionskritik im 19. Jahrhundert immer mehr in die Defensive geraten ist, wächst der Zentralismus und die Autonomie der Ortskirchen nimmt ab. Das wird theologisch mit dem Unfehlbarkeitsdogma des 1. Vatikanischen Konzils unterstützt.

Papst von Kardinälen gewählter Kirchenherrscher

Das römische Kirchenrecht sorgt dafür, dass alle Rechte in den Händen des Papstes vereint sind, der zugleich als Gesetzgeber und Richter entscheidet. Das unterscheidet die römisch-katholische Kirche von der anglikanischen, der altkatholischen und den orthodoxen Kirchen, die ebenfalls alle sieben Sakramente haben und die Gliederung des Klerus in Diakon, Priester und Bischof anerkennen.

Kardinäle auf dem Weg in die Sixtinische Kapelle um das Konklave, die Papstwahl, zu beginnen.
REUTERS/Osservatore Romano
Kardinäle auf dem Weg in die Sixtinische Kapelle um das Konklave zu beginnen.

Der Papst wurde zunächst vom stadtrömischen Adel, später von italienischen Bischöfen gewählt. Schließlich ging das Wahlrecht auf die Kardinäle über, die allerdings vom jeweiligen Vorgänger bestellt werden und seit 1179 mit Zweidrittelmehrheit entscheiden müssen. Politische Mitwirkung und Einflussnahme war üblich. Noch der österreichische Kaiser Franz Joseph hatte ein Vetorecht: 1903 verhinderte er die Wahl des Kardinals Rampolla, des damals aussichtsreichsten Kandidaten.

18 Prozent der Weltbevölkerung sind katholisch

Die katholische Kirche ist die größte christliche Glaubensgemeinschaft und über alle Kontinente verbreitet. Europa und Mittel- und Südamerika sind geografisch die Schwerpunkte. Die Kirche zählt 1,2 Milliarden Mitglieder, also knapp 18 Prozent der Weltbevölkerung. Sie wird von über 5.000 Bischöfen und etwa 414.000 Priestern geleitet.

Katholische Kirche – Lateinische Kirche

Nach in Österreich vorherrschenden Sprachgebrauch wird die Gesamtheit (Alle 24 Teilkirchen mit jeweils eigenem Kirchenrecht und Ritus) „katholische Kirche“ genannt, „römisch-katholische Kirche“ hingegen eingeschränkt auf die lateinische Kirche verwendet und den anderen, etwa dem „griechisch-katholischen“ Ritus gegenübergestellt.

Die römisch-katholische Kirche sieht sich in der ungebrochenen Nachfolge der Apostel und legt daher auf die apostolische Sukzession wert, wonach die Bischofsweihe von den Aposteln über die Bischöfe bis heute weitergegeben wurde. Auch Orthodoxe und Altkatholiken stehen in der apostolischen Sukzession. Die römische Kirche hält am Zölibat fest und lehnt das Priesteramt für Frauen und die Wiederverheiratung von Geschiedenen ab. Charakteristisch für die römisch-katholische Kirche ist eine starke Marienverehrung und der Versuch, ihren Mitgliedern insbesondere in der Sexualmoral detaillierte Vorschriften zu machen.

Zweites Vaticanum gegen Reformstau

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) versuchte einen Reformstau von zwei Jahrhunderten aufzuarbeiten. Die Liturgiereform griff auf lange vorliegende Erfahrungen der Liturgischen Bewegungen zurück. Neu waren auch die Betonung der Ökumene und die Würdigung anderer Religionen. Das Bekenntnis zur Religionsfreiheit bedeutete eine tiefgreifende Wende der Kirchenpolitik und führte zur Abspaltung der Piusbrüder unter Erzbischof Marcel Lefebvre.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

ORF-TVthek-Medienarchiv Christentum: