Rigveda in Sanskrit, Handschrift aus dem 19. Jahrhundert
Gemeinfrei
Gemeinfrei
Hinduismus

Veden

Die ältesten Texte des Hinduismus und Basis sämtlicher Glaubensströmungen sind die „Veden" (wörtlich: Wissen“). Sie gelten als „ewige Wahrheit“, als Offenbarungen, die von verschiedenen Sehern vor undenklichen Zeiten „gehört“ wurden.

Die frühesten Veden entstanden ab ungefähr 1750 v. Chr. und wurden bis ca. 500 v. Chr. weiterentwickelt. Ursprünglich über viele Generationen Wort für Wort nur mündlich überliefert, wurden sie wahrscheinlich erst um 500 n. Chr. aufgeschrieben. Noch heute jedoch finden sich einzelne hinduistische Familien, die bestimmte Teile der Veden mündlich weiter geben.

Ihren Ursprung haben die Veden bei den Ariern genommen, den nomadischen Stammesgruppen, die wahrscheinlich damals auf den indischen Kontinent einwanderten und ihre Religion auf diese Weise überlieferten. Obwohl sich die heutige Religion grundsätzlich von der vedischen unterscheidet, muss jede der verschiedenen hinduistischen Lehren noch heute mit der Essenz der Veden in Einklang stehen. Ihre Ablehnung würde bedeuten, sich außerhalb des Hinduismus zu stellen.

Vier Veden

Man teilt die Veden in vier Teile ein, die wiederum jeweils aus verschiedenen Büchern bestehen: Der „Rigveda“ besteht aus Hymnen an verschiedene Gottheiten, die Priester während der Rituale zitierten. Ähnliche Lieder sowie praktische Anleitungen stehen im „Samaveda“, Verse und kurze Ritualanweisungen im „Yayurveda“. Bei den Hymnen und Sprüchen des „Atharvaveda“ geht es hauptsächlich um Abwehr von Krankheit und Übel.

Diese vier Teile gelten als Veden im engeren Sinne. Die „Upanishaden“, philosophisch esoterische Abhandlungen, bilden den Abschluss der vier Veden. Sie sind eine eigene Schriftenreihe. Viele Gläubige zählen weitere Schriften zu den Veden, wie etwa manche Anhänger des Gottes Vishnu ihre „Heilige Schrift“, das „Bhagavata-Purana“, als Veda bezeichnen; für andere ist das große Epos „Mahabharata“ der „fünfte Veda“.

Bedeutung für die Gegenwart

In den Veden kommen viele Götter vor, die im heutigen Hinduismus teilweise nicht mehr verehrt werden. Ihre Funktionen gingen später auf andere über.

Was nur das Eine ist, benennen die Redekundigen vielfach. Sie nennen es Agni, Yama, Matarisvan.
Rigveda 1.164.46

Zu den wichtigsten zählen etwa Indra, Varuna, Agni und Mitra. Keiner stand über allen anderen. Trotz des polytheistischen Gottesbildes ist ein Übergang erkennbar: Wie aus einem bekannten Spruch hervorgeht, entwickelte sich langsam der Gedanke an ein einziges höchstes Wesen.

Viele Hymnen sind noch heute Bestandteil von Gottesdiensten. Trotzdem unterscheidet sich die in den Veden überlieferte Religion wesentlich von der heutigen Glaubenspraxis. Sie kennt keine Tempel und keine Götterstatuen. Gottesdienste, sogenannte Pujas, im heutigen Sinne gab es nicht, dagegen waren Opferfeuer üblich. Auch Vorstellungen von Reinkarnation und Karma, wonach jede Handlung unweigerlich Folgen im zukünftigen Leben hat, waren noch fremd und Vegetarismus noch kein Ideal.

Übersichtsartikel zum Hinduismus

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: