Juden beim Gebet an der Klagemauer in Jerusalem
ORF/Marcus Marschalek
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Judentum

„Klagemauer“ (Hakotel)

Die Klagemauer im Südwesten der Altstadt von Jerusalem ist der letzte Überrest des jüdischen Tempels, des wichtigsten, jüdischen Heiligtums, das bis auf die Umfassungsmauern im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde.

Ein Teil der westlichen Mauer liegt im jüdischen Viertel und ist wichtiger Ort des Gebets. Auf Hebräisch heißt die Klagemauer „Hakotel hama’avari“ (die Westmauer) oder schlicht „Kotel“ (Mauer).

Jerusalem mit Felsendom und teilen der Stadtmauer (Klagemauer)
REUTERS/Ammar Awad
Teil der alten Stadtmauer zu der auch die Klagemauer gehört. Auf dem Tempelberg stehen der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee, die den Muslimen heilig sind.

Der Begriff Klagemauer bezieht sich auf das Klagen der Juden über die Zerstörung des 2. Tempels 70 n. Chr., wobei der Ausdruck nur unter Nicht-Juden üblich ist. Juden verwenden das hebräische Wort „Hakotel hama’avari“ (die Westmauer) und im Englischen „Western Wall“.

Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels wird die Klagemauer Juden als heiliger Ort des Gebets benutzt. Die Mauer liegt am nächsten zum heiligsten, dem Tempelberg, auf dem seit dem 7. Jahrhundert der muslimische Felsendom und die al-Aksa-Moschee (fertig gestellt im Jahr 705) stehen. Zurzeit des Ersten Tempels wohnte nach jüdischen Vorstellungen die „Schechina“ (göttliche Anwesenheit) im Heiligtum. Heutzutage gilt daher das Gebet vor der Klagemauer als besonders wertvoll. Noch heute ist die Mauer aus den großen Steinkadern Pilgerstätte für Juden aus aller Welt und Anziehungspunkt für Touristen. Besonders an Feiertagen und zu Beginn des Sabbat am Freitagabend herrscht an der Klagemauer reger Betrieb.

Juden beten vor der Klagemauer zu Sukkot
REUTERS/Baz Ratner
An Sabbatabenden und an Feiertagen beten besonders viele Juden an der Klagemauer

Besuch auch für Nicht-Juden möglich

Als Jordanien die Altstadt von Jerusalem im Unabhängigkeitskrieg 1948 eroberte, verloren die Israelis Zugang zur Klagemauer. Erst nach der Rückeroberung im Sechs-Tage-Krieg 1967 konnten Juden wieder vor der Klagemauer beten. Die Häuser, die bis 1967 bis dicht an die Mauer heranreichten, wurden geschliffen und ein großer Vorplatz geschaffen. Bei allen Zugängen müssen die Besucher Sicherheitskontrollen passieren. Der Besuch ist rund um die Uhr möglich und kostenlos. Auch Nicht-Juden dürfen die Klagemauer besuchen, vorausgesetzt, sie sind angemessen gekleidet. Männer müssen außerdem eine eine Kopfbedeckung tragen, entweder einen Hut oder eine Kipa, die es auch leihweise gibt.

Arbeiter reinigen die Klagemauer in Jerusalem
REUTERS/Ronen Zvulun
Arbeiter entfernen die Zettelchen mit Gebeten und Wünschen aus den Ritzen der Klagemauer, um Platz für neue Zettel zu schaffen.

Für das Gebet ist ein etwa 30 Meter breiter Streifen vor der Klagemauer abgeteilt, getrennt in separate Bereiche für Männer und Frauen. Viele Gläubige und Touristen stecken Zettelchen mit Gebeten und persönlichen Wünschen in die Ritzen zwischen den Steinkadern.

Übersichtsartikel zum Judentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

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