Lexikon der Religionen:

Konfessionen

Unterschiedliche christliche Richtungen und Gemeinschaften

Konfessionen (confessio = Bekenntnis) werden die verschiedenen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften genannt, die sich in Lehre und Lebenspraxis voneinander unterscheiden. Sie sind das Ergebnis von Kirchenspaltungen durch Reformversuche, die sich nicht durchsetzen konnten, und durch die Ablehnung von Beschlüssen von Konzilien oder von Päpsten. Einige wichtige Konfessionen neben der römisch-katholische Kirche in Auswahl:

  • Arianer
  • Nestorianer
  • Monophysiten
  • Orthodoxe
  • Altgläubige
  • Hussiten
  • Böhmische Brüder
  • Lutheraner
  • Reformierte
  • Anglikaner
  • Mennoniten
  • Hutterer
  • Puritaner
  • Quäker
  • Baptisten
  • Methodisten
  • Altkatholiken

Arianer

Das Konzil von Nicäa (325) definierte die Wesensgleichheit von Gott-Vater und Sohn und verwarf die Thesen des alexandrinischen Priesters Arius, der nur Gott-Vater als Gott, Christus aber als geschaffen ansah. Der Arianismus verbreitete sich über mehrere Jahrhunderte besonders bei den christianisierten Germanen der Völkerwanderung.

Nestorianer

Das Konzil von Ephesus (431) einigte sich darauf, Maria den Titel „Gottesgebärerin“ zu geben. Dagegen kämpfte Nestorius, der Patriarch von Konstantinopel, mit dem Versuch, göttliche und menschliche Natur in Christus auseinanderzuhalten. Er setzte sich aber nicht durch und wurde verbannt.

Die ostsyrischen Christen unter Herrschaft der Seleukiden und später unter den muslimischen Abbasiden distanzierten sich, nicht zuletzt aus politischen Gründen, vom Konzil der oströmischen Reichskirche und folgten den Thesen des Nestorius. Die ostsyrische Kirche verfügte im 14. Jahrhundert über 230 Diözesen. Heute ist diese Kirche nach vielen Verfolgungen im Iran, Irak, Syrien, Indien, Russland und in den USA zerstreut.

Monophysiten

Die Frage, in welchem Verhältnis menschliche und göttliche Natur in Jesus Christus stehen, prägte auch eine Denkrichtung, die den Schwerpunkt auf die Göttlichkeit Christi legte, die seine Menschlichkeit wie Feuer das Eisen durchglüht. Das Konzil von Chalcedon (451), dem Stadtteil Kadıköy im heutigen Istanbul, verurteilte diese „Monophysitismus“ genannte Lehre. Sie breitete sich dennoch im Südosten des römischen Imperiums aus; die Kirchen dieser Richtung werden als „altorientalische Kirchen“ zusammengefasst.

Der Widerstand gegen Chalcedon prägt bis heute die Armenisch-orthodoxe Kirche, die Orthodoxe Kirche von Indien („Thomas-Christen“), die Äthiopische Kirche, die Syrisch-orthodoxe Kirche und in Ägypten die Koptische Kirche. Theologische Gespräche der jüngsten Zeit, initiiert von der Wiener Stiftung „Pro Oriente“, haben jedoch ergeben, dass diese Kirchen in Wirklichkeit den Glauben der orthodoxen Kirchen teilen, und vor allem politische Gründe die seinerzeitige Trennung verursachten.

Orthodoxe

Die römische Kirche und die Kirche des Ostens mit Konstantinopel (heute Istanbul) als Kaiserstadt hatten sich schon lange Zeit politisch und kulturell auseinandergelebt. Dennoch bestand der römische Papst auf seiner Vorrangstellung. Ein Versuch, die Differenzen auszuräumen, misslang und führte 1054 zur gegenseitigen Exkommunikation. Seither stehen die römisch-katholische Kirche und die orthodoxi Kirche („orthodox“: rechtgläubig) einander gegenüber und bilden bis heute eine mentale und spirituelle Bruchlinie zwischen West- und Osteuropa.

Dem Patriarchat von Konstantinopel schlossen sich die Patriarchen von Antiochien, Jerusalem und Alexandrien an, die Russisch-orthodoxe Kirche erklärte sich 1589 als eigenes Patriarchat. Im Zuge der Zurückdrängung des osmanischen Reiches entstanden im 19. Jahrhundert in den Balkanstaaten eigene nationale Patriarchate. Orthodoxe Kirchen gibt es durch Migration inzwischen auch in Westeuropa und in den USA. Die orthodoxen Kirchen unterscheiden sich in ihrer Lehre nur geringfügig von der römischen Kirche, wohl aber in ihrer Spiritualität und ihren Riten und Gottesdiensten.

Altgläubige

Gruppen innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche widersetzten sich den liturgischen Reformen des Patriarchen Nikon (1605 bis 1681). Das führte zum großen Schisma, zur Radikalisierung und Verfolgung der Altgläubigen, die zum Teil Priesteramt und Sakramente ablehnten. Im 18. Jahrhundert gelang es gemäßigten Altgläubigen, ein kirchliches Zentrum zu schaffen und nach dem Zweiten Weltkrieg sammelten sich etwa 300 Gemeinden unter einem eigenen Erzbischof in Moskau.

Waldenser

Die stark verweltlichte Kirche des Mittelalters provozierte verschiedene Reformbewegungen. Petrus Waldes (um 1140 bis ca. 1206), ein Kaufmann aus Lyon, verkaufte nach dem Anspruch des Evangeliums seinen Besitz und sammelte Anhänger um sich: die „Armen von Lyon“. Er begann zu predigen und ließ auch die Predigt durch Frauen zu, was ihm der Bischof verbot. Der Papst gab ihm zunächst eine eingeschränkte Erlaubnis, und Petrus Waldes trat beim 3. Laterankonzil (1179) auf.

Einem weiteren Predigtverbot widersetzte er sich, wurde 1184 exkommuniziert und mit seinen Anhängern durch eine neue Ketzergesetzgebung verfolgt - mehr zum Thema Ketzerverfolgung im Eintrag Inquisition. Die Waldenser überlebten in kleinen Gruppen. Erst die italienische Einigung seit 1848 verbriefte den Waldensern ihre bürgerlichen Rechte. Sie sind heute die protestantische Kirche in Italien mit einer eigenen theologischen Fakultät in Rom.

Hussiten

Eine weitere Reformbewegung ging von Prag aus, inspiriert vom Engländer John Wyclif (1320 bis 1384), der die Eigenständigkeit der Person und der Nation gegen päpstliche Ansprüche vertrat. Jan Hus gab den Anstoß zu Forderungen, die er auf dem Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) verteidigte. Er wurde trotz eines Geleitbriefs des Kaisers vom Konzil verurteilt und als Ketzer verbrannt. Das verschärfte den Widerstand der tschechischen Hussiten. Sie forderten die Kommunion in beiderlei Gestalten (Brot und Wein) und Armut für Kirche und Kleriker. Der radikale Flügel unter Jan Žižka leistete militärischen Widerstand gegen den Kaiser in den Hussitenkriegen (1419 bis 1436).

Die heutige Hussitische Kirche in Tschechien wurde erst 1919/1920 von ehemals römisch-katholischen Priestern gegründet, die schon Ende des 19. Jahrhunderts für Reformen eingetreten und abgewiesen worden waren. Die Hussitische Kirche vertritt Priesterehe und Frauenordination.

Böhmische Brüder

Der Tscheche Petr Chelčický, ein Laie, sammelte ab 1457 Anhänger um sich, die ihr Leben gemäß dem Urchristentum gestalten wollten. Taboriten – also verbliebene Hussiten – und aus Italien vertriebene Waldenser waren tonangebend. Eine besonders strenge Lebensweise wurde auf einer Prager Synode unter Lukas von Prag 1494 von einer milderen Brüderunität abgelöst.

Die Brüder widerstanden vielen katholischen Verfolgungen, konnten sich aber auch mit den Reformatoren nicht einigen, weil sie am Priesterzölibat und an der sieben Sakramenten festhielten. Sie wanderten nach Polen aus, wo der bedeutende Pädagoge Jan Comenius (gest. 1670) ihr Bischof war. Im 18. Jahrhundert hatte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 bis 1760), der ab 1722 flüchtige Brüder aufnahm, großen Einfluss auf die Gemeinden und regte sie zur Missionstätigkeit an. Zinzendorfs pietistische Herrnhuter Brüdergemeinde entstand aus den Wurzeln der Böhmischen Brüder. Deren Erbe wird heute von der Hussitischen Kirche in Tschechien bewahrt.

Lutheraner

Die Missstände in der römischen Kirche des späten Mittelalters verschärften sich, aber Reformvorschläge setzen sich nicht durch. Das 5. Laterankonzil (1512 bis 1517) endete praktisch ergebnislos am 16. März 1517. Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel. Unter dem Schutz deutscher Fürsten, denen die Abhängigkeit von Rom schon längst ein Dorn im Auge war, konnte Luther die Bibel ins Deutsche übersetzen und trotz der päpstlichen Bannbulle von 1521 seine Theologie formulieren: Er berief sich auf die Schrift und nicht auf die Tradition und gab dem Glauben den Vorrang vor jeder „Werkgerechtigkeit“.

Die Befreiung von römischer und kaiserlicher Bevormundung verbreitete die Reformation auf halb Europa. Auch Österreich war zu Ende des 16. Jahrhunderts zu etwa 90 Prozent evangelisch. Das Konzil von Trient (1551 bis 1552 u. 1562 bis 1563) startete die katholische Gegenreformation, war aber nicht imstande, die kirchliche Einheit wieder herzustellen. Die heutigen Protestanten bilden die evangelischen Kirchen mit verschiedenen Wurzeln und Ausfaltungen, in vielen Kirchen wird die Frauenordination praktiziert.

Reformierte

In Zürich betrieb Ulrich Zwingli (1484 bis 1531), in Genf Johannes Calvin (1509 bis 1564) die Reformation. Ihre Konzepte unterscheiden sich. Calvin etablierte eine strenge Kirchenzucht und vertrat die Lehre von der Prädestination, der Vorherbestimmung zum Heil als Trost für die verfolgten Protestanten, die in Genf Zuflucht suchten. Zwischen Martin Luther und den Schweizer Reformatoren gab es Differenzen über die Bedeutung des Abendmahls.

Bis heute liegen zwei Bekenntnisschriften vor: Die „Confessio Augustana“ (AB) für die Lutherischen Kirchen aus der Feder des Luther-Mitarbeiters Philipp Melanchthon (1497 bis 1560), der als bedeutender Theologe der Reformation gilt, und die „Confessio Helvetica “ (HB) für die Reformierten Kirchen. Reformierte calvinistischer Prägung waren die Hugenotten in Frankreich, die bis ins 16. Jahrhundert blutig verfolgt wurden und durch Flucht in die Niederlande, nach Preußen und nach Amerika das reformierte Christentums verbreiteten. In vielen reformierten Gemeinden können Frauen das geistliche Amt ausüben.

Anglikaner

In England versuchte König Heinrich VIII. (1491 bis 1547) vergeblich, seine erste Ehe päpstlich annullieren zu lassen. Aus diesem Anlass und nach dem Beispiel der um sich greifenden Reformation, sagte sich der König von Rom los und erklärte sich 1534 zum Oberhaupt einer eigenständigen Anglikanischen Kirche. Die Königin von England ist nach wie vor ihr Oberhaupt.

Diese Kirche bewahrt in vielem die katholische Tradition, vermischt mit lutherischer und calvinistischer Theologie. In manchen Provinzen sind Frauen zum diakonischen und priesterlichen Amt zugelassen. Widerstände entstanden auch innerhalb Englands.

John Knox (gest. 1572), ein Schüler Calvins, reformierte Schottland und bildete die erste Presbyterianische Kirche. Calvinistische Theologie und eine Kirchenverfassung ohne Staatsaufsicht prägt sie und verursachte Verfolgungen und Vertreibung durch die anglikanische Kirche. Die Presbyterianer sind heute in den USA, in Kanada und Australien verbreitet.

Mennoniten

Als linker Flügel der Reformation wird die Täuferbewegung bezeichnet. Sie versuchte, sich an urchristlichen Modellen zu orientieren, lehnte Kindertaufe, Eid und Kriegsdienst ab. Trotzdem war ihr spektakulärster Versuch, sich zu etablieren, die Gewaltherrschaft des „Tausendjährigen Reiches“ von Münster, das nur ein Jahr dauerte (1534 bis 1535).

Andere Zweige der Täufer lehnten Gewalt ab, so der Niederländer Menno Simons (1496 bis 1561), zunächst katholischer Priester, der sich jedoch der Täuferbewegung anschloss und in ganz Norddeutschland wirkte. Seine Anhänger, die Mennoniten, wurden zuerst in den Niederlanden anerkannt, viele von ihnen wanderten nach Amerika aus und bekannten sich dort zu religiöser Toleranz und Gewaltlosigkeit.

Hutterer

Der Südtiroler Jakob Hutterer (1500 bis 1536) gründete Täufergemeinden, die mehr als andere Gruppen der Reformation verfolgt und vertrieben wurden. Hutterer selbst wurde in Innsbruck hingerichtet. Niederlassungen der Hutterer, die nach dem Modell der Jerusalemer Urgemeinde in Gütergemeinschaft leben und nach wie vor ihren Tiroler Dialekt pflegen, entstanden in Osteuropa und ab 1884 in den Vereinigten Staaten und in Kanada.

Puritaner

Weitere konfessionelle Variationen des reformierten Protestantismus entstanden vorwiegend in England. Der Puritanismus, der alle Zerstreuungen und Vergnügungen streng verdammte, wandte sich gegen die staatliche Bevormundung der anglikanischen Kirche, kam unter Oliver Cromwell (gest. 1658) an die Macht und wurde vom katholischen Haus Stuart zurückgedrängt, um nach diesem Zwischenspiel wieder dem Anglikanismus Platz zu machen.

Quäker

Im 17. Jahrhundert wandten sich die Quäker, die sich selbst „Gesellschaft der Freunde“ nannten, gegen die Staatskirche. Sie vertrauten auf ein „inneres Licht“, das jedem Menschen zugänglich ist, lehnten Eid und Kriegsdienst ab und wurden deshalb verfolgt und vertrieben. In Amerika gründete der Quäker William Penn den Freistaat Pennsylvania, dessen Verfassung erstmals Religionsfreiheit proklamierte.

Baptisten

Ebenfalls im 17. Jahrhundert entstand in England eine Freikirche, die sich auf die Erwachsenentaufe festlegte.

Unter der Leitung des ehemaligen anglikanischen Priesters John Smyth wanderte 1608 eine Gruppe nach Amsterdam aus und konstituierte als Gemeinde und führte später die Gläubigentaufe für Erwachsene ein. Die Baptisten sind heute vor allem in den USA verbreitet, vertreten eine calvinistische Theologie und sind in Bildung und Sozialarbeit engagiert.

Methodisten

Der Engländer John Wesley (gest. 1791) gilt als Gründer der Methodisten. Er und sein Bruder Charles vertraten ein bewusstes, methodisch kontrolliertes Streben nach Heiligung. 1795 erfolgte die Gründung der Methodistischen Freikirche.

Die Methodisten in Amerika und Kanada folgten einem streng calvinistischen Konzept und trennten sich zunächst von der englischen Herkunft. Eine Wiedervereinigung bahnte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg an. Im 19. Jahrhundert waren die Methodisten in den USA die größte christliche Glaubensgemeinschaft.

Altkatholiken

Das erste Vatikanische Konzil (1869 - 1870) erklärte die Unfehlbarkeit des Papstes zum Dogma. Dagegen protestierten vor allem deutsche Theologen. Ein erster internationaler Kongress 1871 in München beschloss, eine eigene kirchliche Organisation aufzubauen. Der Altkatholischen Kirche in Deutschland und in Österreich entsprechen die Christkatholische Kirche in der Schweiz, die Polnisch Katholische Kirche in Polen und in den USA die von Auswanderern begründete Polnische Nationale Katholische Kirche.

Die Lehrgrundlage der Altkatholiken ist die „Utrechter Erklärung“ von 1889. Darin wird dem Papst nur ein Ehrenprimat zugestanden, die Mariendogmen und die Lehre von der Transsubstantiation beim Abendmahl werden abgelehnt. Schon seit 1877 ist der Priesterzölibat aufgehoben. Die Altkatholische Kirche ordiniert seit einigen Jahren auch Freuen zum Priesteramt.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

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