Lexikon der Religionen:

Purim

Fröhliches Fest der Juden in Gedenken an die Rettung des jüdischen Volks durch Königin Esther

Kurz vor dem Frühling feiern Juden weltweit das Purim-Fest - fröhlich, mit Spielen und Verkleidungen. Es erinnert daran, wie die Klugheit der Königin Esther das jüdische Volk vor der Ermordung gerettet hat.

Zu Purim steht die Freude über die Rettung vor dem Tod im Mittelpunkt. Purim bedeutet „Lose“ (Pur = Los). Das Fest der Lose wird, je nach Ort, am 14. oder 15. Adar des jüdischen Kalenders gefeiert und erinnert Juden an die Rettung vor dem Tod im Persien vor 2.500 Jahren. Die religiösen Wurzeln des Festes werden im biblischen Buch Esther beschrieben: Zur Zeit des persischen Königs Xerxes I. (hebräisch: Achaschwerosch) und dessen jüdischer Frau Esther versuchte der mächtige Haman - der höchste Regierungsbeamte - das Judentum in Persien zu vernichten und alle Gläubigen zu töten.

Junge Männer feiern zu Purim im Bezirk Mea Shearim in Jerusalem

APA/AFP/Menachem Kahana

Zu Purim fließt viel Alkohol, es wird ausgelassen gefeiert

Dazu kam es laut Buch Esther, weil Haman selbstsüchtig war und Untergebene vor ihm knien mussten. Esthers Cousin und Adoptivvater Mordechai weigerte sich, das zu tun. Er als Jude wollte sich allein vor Gott verneigen. In seiner gekränkten Eitelkeit beschloss Haman daraufhin, Mordechai und mit ihm „alle Juden vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen an einem einzigen Tag zu vertilgen, zu erschlagen, zu vernichten und ihre Habe als Beute zu plündern.“ (Esther 3,13)

Entscheidung durch das Los

Mordechai musste ein Los ziehen, das den Tag der Vernichtung aller Juden markieren sollte. Das Los fiel auf den 13. Adar. Hamans Vorhaben wurde aber von Esther vereitelt. Sie setzte sich beim König für ihr Volk ein und bewegte ihn dazu, den Juden per Dekret das Recht auf Selbstverteidigung gegen Übergriffe zuzugestehen. Diese verteidigten sich erfolgreich und Hamans Plan scheiterte. Letztlich verloren Haman sowie weitere Feinde der Juden ihr Leben.

Im Buch Esther (9,20-22) heißt es dazu: „Mordechai schrieb alles auf, was geschehen war. Er schickte Schreiben an alle Juden in allen Provinzen des Königs Artaxerxes nah und fern und machte ihnen zur Pflicht, den vierzehnten und den fünfzehnten Tag des Monats Adar in jedem Jahr als Festtag zu begehen. Das sind die Tage, an denen die Juden wieder Ruhe hatten vor ihren Feinden; es ist der Monat, in dem sich ihr Kummer in Freude verwandelte und ihre Trauer in Glück. Sie sollten sie als Festtage mit Essen und Trinken begehen und sich gegenseitig beschenken, und auch den Armen sollten sie Geschenke geben.“ Seither wird die gelungene Abwehr der Gefahr bunt gefeiert.

Religiöse Pflicht zum ausgelassenen Feiern

Die biblische Geschichte wird in der Purim-Nacht beim Gottesdienst in der Synagoge und noch einmal am nächsten Morgen verlesen. Die Erwähnung des Namens Haman wird jedes Mal durch großen Lärm unter anderem mit Ratschen, Rasseln und Tröten übertönt, um so das Andenken an ihn auszulöschen. Während man am Tag vor Purim fastet, so wie es Esther vor ihrem lebensgefährlichen Einsatz tat, so ist es an Purim Pflicht, die Freude über die Errettung auch ganz körperlich zu feiern. Man hält ein Festmahl mit Wein und Fleisch und verschickt mindestens zwei fertig zubereitete Speisen an Freunde und Verwandte. Das Überbringen solcher Speisegeschenke übernehmen oft verkleidete Kinder.

Verkleidete Mädchen zu Purim im Bezirk Mea Shearim in Jerusalem

APA/AFP/Menachem Kahana

Verkleidete Kinder überbringen Speisegeschenke

Speis und Trank für alle

Gekocht werden zu Purim typische Speisen wie Krepplech, in Teig gebackenes Fleisch, das in Suppen gegessen wird, sowie verschiedene Süßspeisen. Gebackene Naschereien gibt es zum Beispiel in Form der Malchesbrejtel, die die Gestalt von Esthers Diadem haben, oder in Form der Ohren Hamans. Auch beliebt sind mit Mohn gefüllte, dreieckige „Haman-Taschen“.

Darüber hinaus ist man verpflichtet, mindestens zwei arme Menschen so zu beschenken, dass auch sie feiern können, oder an wohltätige Organisationen zu spenden. Gefeiert wird mit großer Ausgelassenheit. Nach altem Brauch soll angeblich so lange Wein getrunken werden, bis man den Ruf „Verflucht sei Haman“ nicht mehr von „Gesegnet sei Mordechai“ unterscheiden kann. Purim gilt nicht als vollwertiger Feiertag, weil Arbeit und Geschäftsaktivitäten erlaubt sind.

Übersichtsartikel zum Judentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: