"... von dem alles Recht ausgeht"

Gott und die österreichische „Mai-Verfassung“ 1934: Vor 80 Jahren, am 1. Mai 1934, erhielt Österreich eine neue Verfassung.

Ihre Präambel ist gleichzeitig ihr Programm: „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage diese Verfassung.“

Ständestaat orientierte sich an päpstlichem Schreiben

Damit beendete der autoritär regierende Bundeskanzler Engelbert Dollfuß die erste Phase einer parlamentarischen Demokratie in Österreich. Seine neue Ordnung - bis heute oft „Ständestaat“ genannt - orientierte sich an den Vorgaben eines päpstlichen Lehrschreibens, der Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“ von Papst Pius XI. Darin wird die sogenannte Arbeiterfrage angesprochen, es geht um „Entproletarisierung“, um die Möglichkeit eines gerechten Lohns und einer Eigentumsbildung für Arbeitnehmer.

Memo
Donnerstag, 1.5.2014, 19.05 Uhr, Ö1

Erreicht soll dies unter anderem durch das Subsidiaritätsprinzip und die sogenannte „berufliche Ordnung“ werden. Der Sozialismus freilich, egal ob in marxistischer oder demokratischer Ausprägung, gilt als unvereinbar mit einer christlichen Gesellschaftsauffassung.

Auf den Spuren der Geschichte

„Memo“ lädt zu einem Streifzug durch ein bis heute kontroversiell diskutiertes Kapitel der jüngeren Geschichte Österreichs ein, in dem auch die römisch-katholische Kirche (der politische Katholizismus) eine wesentliche Rolle gespielt hat. Markus Veinfurter folgt den Spuren der Geschichte an Orten des Widerstands in Floridsdorf und Heiligenstadt, im Parlament – und schließlich auf dem Rathausplatz, wo am 1. Mai 1934 die Stände Engelbert Dollfuß gehuldigt haben.

Die einen halten den sogenannten „Ständestaat“ bis heute für den letzten Versuch, die Selbstständigkeit Österreichs zu retten. Für die anderen hat die Ausschaltung der Demokratie durch den „Austro-Faschismus“ den Weg in die Katastrophe nach 1938 nur beschleunigt.

Gestaltung: Markus Veinfurter

Memo 1.5. zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar