„Maria in der Vorstadt“

Hernals als religiöses und lukullisches Zentrum: Hernals, bis 1892 Vorstadt nordwestlich von Wien, war in der Reformationszeit das Zentrum der Wiener Protestanten.

Damals, um 1550, wurde die alte katholische Pfarrkirche zu einer evangelisch-lutherischen. Weil es in Wien nicht gestattet war, evangelische Gottesdienste zu feiern, marschierten oft zehntausende Gläubige nach Hernals, das der protestantischen Familie Jörger unterstand, um Gottesdienst zu feiern. Maria Himmelfahrt begingen die Protestanten freilich nicht, da sie die Heiligenverehrung ablehnten. Aber die Mutter Jesu als Vorbild und Beispiel des Glaubens hatte seit jeher auch bei Protestanten einen wichtigen Stellenwert.

Memo
Freitag, 15.8.2014, 19.05 Uhr, Ö1

Doch das sollte nichts helfen. 1625, im Zuge der Gegenreformation, wurden die Protestanten auch aus der Wiener Vorstadt gewaltsam vertrieben. Die Hernalser Kirche wurde mit einem Kreuzweg – Mariendarstellungen inklusive - ausgestattet. Nachdem türkische Truppen den Hernalser Kreuzweg zerstört hatten, wurde an seiner Stelle ein sogenannter Kalvarienberg, ein Hügel mit Nachbildungen der Kreuzigungsszene Jesu (calvariae locus: des Schädels Ort) errichtet und vor 300 Jahren, 1714, eröffnet. Damit hatte auch die Kirche einen neuen Namen erhalten: Kalvarienbergkirche.

Geschichtsträchtig:
Kalvarienbergkirche

Ein Markt und ein Kirtag rund um sie prägen bis heute diesen vorstädtischen Teil Wiens, der seit jeher auch bekannt war als beliebter Ausflugsort mit zahlreichen Gaststätten. In der Nachbarschaft des Kalvarienbergs wohnen heute viele Zuwandererfamilien, unter anderem aus Serbien. Für sie ist die Kirche „Maria Entschlafung“ zu einer Art Heimat geworden, die nur wenige hundert Meter von der Kalvarienbergkirche entfernt ist. Hier feiern nun serbisch-orthodoxe Gläubige Maria Himmelfahrt, Maria Entschlafung genannt, nur um 13 Tage später als die katholischen, da sich das orthodoxe Christentum am julianischen Kalender orientiert.

Memo lädt Sie ein zu einem Streifzug durch die Vorstadt, einen weniger bekannten aber besonders vielfältigen Teil Wiens.

Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Memo 15.8. zum Nachhören:

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