„Los von Rom“ - Die Evangelischen und die Österreichische Nation

Innerhalb zweier Jahre (1898 bis 1900) sind rund 10.000 Gläubige in Österreich dem Ruf „Los von Rom“ gefolgt und haben die römisch-katholische Kirche verlassen. Zum Großteil schlossen sie sich der protestantischen Kirche an. Bis 1918 waren es fast 70.000.

Als einer der Vorreiter der „Los von Rom“ Bewegung gilt ab dem späten 19. Jahrhundert Georg Ritter von Schönerer. Er war deutschnationaler Politiker mit starker antisemitischer Ausrichtung und forderte den Anschluss der deutschsprachigen Teile der Monarchie an Deutschland. Das absolute Feindbild war die multiethnische und multireligiöse Habsburgermonarchie. Und damit auch die von den Habsburgern massiv unterstützte römisch-katholische Kirche.

Memo
Sonntag, 26.10.2014, 19.05 Uhr, Ö1

Anschluss an die Heimat Luthers

Ziel der österreichischen Protestanten war es, in der Heimat Martin Luthers religiöse Gleichberechtigung zu erlangen, die im katholischen Österreich nicht gegeben war. Aber auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb die starke deutschnationale Gesinnung ein Kennzeichen der evangelischen Kirche. So wurde auch der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich euphorisch begrüßt, als endgültiger Schritt in die Heimat Martin Luthers und aus den Fesseln des politischen Katholizismus der Zwischenkriegszeit. Erst viele Jahre nach dem Ende des Faschismus 1945 setzte in der evangelischen Kirche eine kritische Aufarbeitung ihrer Geschichte ein.

Wolfgang Slapansky spricht darüber mit Kennern und Zeitzeuginnen. Und er besucht das Stadtmuseum im niederösterreichischen Zwettl, wo es zahlreiche Objekte aus dem Nachlass von Georg von Schönerer gibt, der hier Gutsbesitzer war und die Evangelischen in der Region massiv unterstützte.

Memo 26.10. zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar