Das Tempo der „Hudler“

Sie wissen ja: Vom Hudeln kommen die Kinder. Das beschauliche Tempo eines Singlelebens, die Romantik der DINKs (Double Income No Kids) nimmt eine neue, ungeahnte, erschreckende Art der Geschwindigkeit an. Man ist nicht selbst-, sondern fremdbeschleunigt.

Gedanken für den Tag 7.7.2018 zum Nachhören:

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Diese Revolution des Aufstehens als Weltanschauung ist umfassend, total, elementar. Kaffee, die Blase, Tiere, fremde und eigene Motoren, die bringen das nicht zustande, was Kinder zustande bringen. Oftmals sind diese Kinder ja das Ergebnis des sogenannten Hudelns. Das mag spezifisch österreichisch klingen, ist aber seit Jahrtausenden international sehr verbreitet. Das Hudeln ist ein Tempo, dem wir gehören und das nicht uns gehört, vor allem in diesen romantischen Momenten, denen nach neun Monaten die Geburt eines Kindes folgt, es können auch Zwillinge sein, oder Drillinge.

Herbert Maurer
ist Schriftsteller und Übersetzer

Zerknüllen von Zeit

Hudeln könnte leichtfertig als Ungeduld definiert werden, sozusagen eine Deformation, ein Zerknüllen von Zeit – ein Leichtsinn, doch diese Leichtigkeit als Überwindung der Schwerkraft brauchen wir doch um diese Uhrzeit. Vielleicht ist das Hudeln aber auch ein Tempo, das wir uns viel zu oft nicht zutrauen, eine Geschwindigkeit, die unserer braven und suggestiven Illusion der Straßenverkehrsordnung nicht entspricht?

Ob Dinks (Double Income No Kids) oder Singles. Revolutionen stellen einiges vom Kopf auf die Füße, oder umgekehrt. Das Hudeln ist ein solches Zeitphänomen jenseits unseres Verstandes, warum eigentlich nicht hudeln? Guten Morgen, und – die Windeln - vergessen Sie nicht aufs Wickeln.

Musik:

Jacques Rouvier/Klavier: „Golliwogg’s Cake walk“ aus: CHILDREN’S CORNER - Suite für Klavier von Claude Debussy
Label: Denon C 377372