Gebaute Musik - Stephansdom
Gedanken für den Tag 14.7.2018 zum Nachhören:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
In der Vorstellung der Gelehrten im Mittelalter offenbarte sich das Göttliche durch die Zahl und das Wort hinein in die sichtbare Wirklichkeit. Der Fächerkanon der Kathedralschulen bestand daher aus Wort- und Zahlenwissenschaften, zu denen ganz wesentlich auch die Musik gehörte. Das Fach Musik wurde dabei in einem umfassenderen Sinne verstanden:
Gernot Candolini
ist Leiter der Montessorischule Innsbruck, Autor und Designer von Labyrinthplätzen
Musikalische Proportionen
Es gab die musica instrumentalis, bei der das Erlernen eines Instrumentes im Mittelpunkt stand. Hinzu kam aber noch die musica humana mit ihrem Wissen um die musikalischen Rhythmen und Proportionen im Menschen und die dritte Ebene die musica mundana, die den harmonikalen Aufbau der Welt vermittelte. Dieses harmonikale Weltverständnis war Grundlage der romanischen und gotischen Baumeister, weshalb die Kathedral-Architektur so wesentlich auf der Zahl und der musikalischen Proportion basierte, dass man von gebauter Musik sprechen kann. Überall findet man im Aufbau der Kathedrale Tonleitern, Intervalle, Akkorde und Harmonien, die den Tönen einen Spiegel und Resonanzraum geben wollen.
Hat man das Glück, in einer Kathedrale auch noch reale Musik zu hören, wird man auf faszinierende Weise erleben können, wie das Bauwerk mitmusiziert, wie die Töne durch den Raum getragen werden und in den Gewölben nachklingen.
Link:
Musik:
Elisabeth Ullmann/Orgel, Concilium musicum/Orchester, Paul Angerer/Leitung: „Sonate für 2 Violinen, Orgel, Baß in Es-Dur KV 67 – Andantino“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Label: MDG L3298