Don Camillo in der Sowjetunion

Zu den witzigsten Episoden mit Don Camillo gehören jene, in denen er inkognito mit einer Delegation italienischer Kommunisten in die Sowjetunion reist. Der Priester gibt sich dort als Vorzeigekommunist, der durch eine überaus konsequente Auslegung der herrschenden Ideologie seine Mitreisenden zur Verzweiflung treibt. Das ist Satire vom Feinsten.

Gedanken für den Tag 26.7.2018 zum Nachhören:

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Giovannino Guareschi, der Schöpfer dieser Geschichten, dessen Todestag sich dieser Tage zum fünfzigsten Mal jährte, betrachtete Humor als mächtige Waffe. Denn er entlarvt aufgeblasenes Wortgeklingel, stellt leere Phrasen bloß und bringt Widersprüche ans Tageslicht.

Michael Krassnitzer
ist Journalist

„Diktaturen als Negation von Humor“

„Humor ist der erklärte Feind der Rhetorik“, war Guareschi überzeugt: Der humoristische Kampf gegen die Rhetorik komme daher dem Kampf gegen eine Diktatur gleich. „Diktaturen sind die lebendig gewordene Negation von Humor“, schrieb er einmal. Der engagierte Antikommunist Guareschi hatte dabei in erster Linie den Kommunismus im Sinn. Doch auch andere Ideologien sind von Humorlosigkeit und Verbissenheit geprägt. Ihnen allen hält Humor einen Spiegel vor.

Doch Humor erschöpft sich nicht im Sich-Lustig-Machen über andere. Am besten, man fängt bei sich selbst an. „Humor ist nicht nur Kritik, sondern vor allem Selbstkritik“, wusste Guareschi. Selbstreflexion und Selbsterkenntnis sind demnach unverzichtbare Voraussetzungen von Humor. Ich denke: Wer nicht über sich selbst lachen kann, sollte auch nicht über andere lachen.

Musik:

Martin Wagner/Akkordeon: „Bassa“ von Konrad Beikircher
Label: Tanit Media GmbH