Freundschaftliche Verbundenheit

Don Camillo und Peppone: Der katholische Dorfpfarrer und der kommunistische Bürgermeister bekämpfen sich im wahrsten Sinn des Wortes bis aufs Blut. Sie spielen einander üble Streiche, wünschen sich gegenseitig die Sintflut, beziehungsweise die Weltrevolution an den Hals und gehen aufeinander mit bloßen Fäusten oder mit Eisenstangen los.

Gedanken für den Tag 24.7.2018 zum Nachhören:

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Doch über ihre rabiat ausgetragenen ideologischen Differenzen hinaus sind die beiden berühmten literarischen Figuren, die Giovannino Guareschi erdacht hat, beinahe freundschaftlich verbunden. Steckt einer von beiden in echten Schwierigkeiten, hilft ihm der andere. Und wenn es darum geht, ein konkretes Problem in ihrem Dorf zu lösen, arbeiten sie schließlich doch konstruktiv zusammen. Dafür muss einmal der eine, dann wieder der andere über seinen Schatten springen.

Gesunder Menschenverstand

Die Politik, auch in Österreich, ist heute wieder zunehmend von Hass und Häme geprägt – von allen politischen Seiten. Genau solchen Zuständen hat Guareschi seine Utopie von einer Dorfgesellschaft entgegengesetzt, in der Menschlichkeit und gesunder Menschenverstand über die Ideologie obsiegen: indem man versucht, gemeinsam zu vernünftigen Lösungen zu kommen, miteinander im Gespräch bleibt, dem anderen nicht von vorneherein das Schlimmstmögliche unterstellt und indem man akzeptiert, dass auch der politische Gegner in manchen Dingen recht haben könnte.

Michael Krassnitzer
ist Journalist

Jemand, dem man eine solche Weisheit eigentlich nicht zutrauen würde, hat vor zwei Jahren gesagt: „Zu oft beurteilen wir andere Gruppen anhand ihrer schlechtesten Beispiele, während wir bei uns selbst immer von en besten Absichten ausgehen.“ Es war der ehemalige US-Präsident George W. Bush.

Musik:

La marcetta di Nino Rota aus Fellinis Intervista von Nicola Piovani
Label: Virgin 258760