Opferrolle

Passend zum Sommer berichtet Gisela Ebmer diese Woche von Erlebnissen am Badesee - und Gedanken, die sie sich dazu macht.

Morgengedanken 13.8.2018 zum Nachhören:

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Gerne sitze ich beim Buffet am Badesee gleich in meiner Nähe. Oft bin ich ohne meine Familie dort und habe Zeit zu beobachten, zu schauen, zu hören.

Gisela Ebmer
ist evangelisch-reformierte Theologin und Religionslehrerin

Initiative übernehmen

Am Nachbartisch haben sich da unlängst ein paar Leute unterhalten, und da habe ich ein paar Worte aufgeschnappt. „Wer dauernd sudert, macht sich selbst zum Opfer“. Das war ein Satz, der mich zum Nachdenken gebracht hat: Ich kenne ja auch Leute, die ständig nur jammern, alles nur schlecht sehen, und immer sind die anderen schuld. Sie selber sind das Opfer. Da fällt mir Jesus ein, wie er in der Bergpredigt gesagt hat: Wenn ein römischer Soldat dich zwingt, sein Rüstzeug für ihn zu tragen - was nach dem römischen Gesetz erlaubt war, aber nur für 1 Meile - dann geh zwei Meilen. Damit steigst du aus der Opferrolle aus. Du wirst selbst aktiv, und du bringst den Soldaten in große Verlegenheit, weil er etwas Ungesetzliches tut.

Nicht immer, aber sehr oft ist es möglich, kreativ und selbstbewusst aus einer mir zugedachten Opferrolle auszusteigen und gewaltfrei die Initiative zu übernehmen.