Österreichische Autoren über „Franziskus unser“

Dreizehn bekannte österreichische Autorinnen und Autoren, darunter Michael Stavaric, Susanne Scholl und Martin Amanshauser, haben für eine Anthologie Texte zum Thema Papst Franziskus verfasst.

Nach seiner Kür zum Papst habe sie Franziskus „erst einmal toll“ gefunden, so Herausgeberin Andrea Stift zur Motivation der Anthologie. Sie sinniert in ihrem Text über aus Zeitungen ausgeschnittenen Papierschnipseln über Franziskus. Ganz unterschiedlich gehen die Autoren an das Thema Papst heran.

Michael Stavaric, Susanne Scholl, Christoph Dolgan, Andrea Grill, Johannes Gelich, Andreas Unterweger, Martin Amanshauser, Birgit Pölzl, Ronald Pohl, Samya Hamieda Lind, Günter Eichberger, Bernadette Schiefer und Andrea Stift legen ihre ganz persönliche Sicht auf Jorge Mario Bergoglio dar. In einigen der Kapitel muss man den „Papst-Bezug“ allerdings buchstäblich suchen, beziehungsweise sind sie vom Papst lediglich „inspiriert“.

Inspirationen und Assoziationen

Der österreichisch-tschechische Schriftsteller Michael Stavaric schreibt „fast“ einen Brief an den Papst, in den er auch über seine Erfahrungen mit der Religion, etwa dem Religionsunterricht in der Schulzeit, reflektiert. Ihn interessiert unter anderen auch die Frage, ob der Papst an den Teufel glaubt. Martin Amanshauser, den der Papst „lediglich als Symbol“ fasziniert, hadert mit der römisch-katholischen Kirche: „Auch wenn sie zwischendurch ein Lächeln zeigt. Sie verdient keine Chance mehr.“

Buchcover "Franziskus unser"

Leykam Verlag

Buchhinweis

Andrea Stift (Hg.): Franziskus unser. Literarische Positionen zum Papst. Leykam, 150 Seiten, 17,90 Euro.

Der Grazer Schriftsteller und Songwriter Andreas Unterweger fühlt sich von einer Bob-Dylan-Zeile an eine Twitter-Nachricht von Papst Franziskus erinnert. Er findet auch in dem alten Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ einen Gegenwartsbezug - seine Assoziationskette endet schließlich bei dem toten Rennfahrer Ayrton Senna.

Alte Dame, viele Frauen

In „Ilse und ihre Päpste“ erzählt Samya Hamieda Lind die anrührende Geschichte einer tiefgläubigen alten Dame und schildert deren Beziehung zu den diversen Päpsten, die während ihrer Lebenszeit ihr Amt ausübten. Die Journalistin Susanne Scholl widmet ihren Text dem Leben und der geheimen Liebe eines Priesters. In „Bergoglios Himmelfahrtskommando. Quasi una Fantasia“ lässt der Schriftsteller Günter Eichberger Schriften aus der Bibel, Aussagen von Papst Franziskus sowie Zitate von Franz von Assisi, des Marquis de Sade und des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini zu einer Textcollage zusammenfließen.

Die Schriftstellerin Andrea Grill versetzt sich mit „Sus mujeres“ („Seine Frauen“) direkt in Bergoglio hinein. Sie lässt seine Gedanken zu den verschiedenen Frauen schweifen, die in seinem Leben eine Rolle spielen oder spielten. Da ist Esther, eine Freundin aus seiner Zeit als Chemietechniker, seine Schwester Maria Elena, ein Mädchen, das er als junger Mann einmal kannte. Und da ist die Frau aus den Niederlanden, die ihn in einem Brief zur Geburtstagfeier ihrer schwerkranken Tochter einlädt. Gerne würde der Papst hinfahren, doch seine Berater reden es ihm aus. Im Bett denkt der Papst in Grills Geschichte darüber nach „ob ich nicht einfach abhauen könnte, meinen Beratern entwischen“. Denn: „Esther wäre gewiss der Ansicht, ich müsse zu den Frauen aus Holland. Ich habe sie oft enttäuschen müssen.“

Jeder der Texte in „Franziskus unser“ kann für sich allein gelesen werden, am Ende ergibt sich ein facettenreiches Bild aus Eindrücken, Einordnungen, Gedanken und Zukunftsvermutungen sehr unterschiedlich denkender österreichischer Intellektueller zum Thema Papst Franziskus.

Johanna Grillmayer, religion.ORF.at

  • Buch: Philosophische Impulse in Zeiten von Corona
    Sechzehn fiktive Gespräche gewähren Einblick in die Gedankenwelt des österreichischen Theologen und Philosophen Clemens Sedmak während des Corona-bedingten Lockdowns. Ein Buch über Umbrüche, Freiheiten und Verantwortungen.
  • Film: Ein Ex-Häftling als Priester
    Ein Ex-Häftling gibt sich in einem Dorf als Priester aus und kommt mit seinem ungewöhnlichen Stil gut an. Der Film „Corpus Christi“ des polnischen Regisseurs Jan Komasa, der am Freitag in die österreichischen Kinos kommt, beruht auf einer wahren Begebenheit.
  • Buch über Kaiser Franz Joseph als Pilger nach Jerusalem
    Kaiser Franz Joseph I., dem Gründervater des Österreichischen Hospizes, widmet dessen aktueller Rektor Markus Bugnyar ein Buch. Unter dem Titel „Reise nach Jerusalem“ beleuchtet der österreichische Priester den Kaiser als Pilger.
  • Lehrgang: Suche nach zeitgemäßer Spiritualität
    Ein im Oktober startender Lehrgang befasst sich an unterschiedlichen Veranstaltungsorten in Österreich mit der Suche nach einer „radikal zeitgenössischen christlichen Spiritualität“.
  • Jubiläumsausstellung im Eisenstädter Diözesanmuseum
    Mit einer doppelten Jubiläumsausstellung hat das Diözesanmuseum Eisenstadt nach der Pause wegen des Coronavirus wieder geöffnet: Mit einer neuen Schau zu 60 Jahre Diözese Eisenstadt und 100 Jahre Land Burgenland.
  • Lizz Görgl unterstützt Gottesdienstbehelf mit Lied
    „Zu mir“ - so lautet der neue Song von Skistar Lizz Görgl, die nach Beendigung ihrer aktiven Sportkarriere als Sängerin tätig ist, und dieses Lied zum jetzt erschienen Gottesdienstbehelf der Diözesansportgemeinschaft Österreichs (DSGÖ) beigesteuert hat.
  • Die Macht des Leidens in der Kunst
    Mit Verzögerung ist die Jahresausstellung des niederösterreichischen Stifts Klosterneuburg gestartet. Die Schau „Was leid tut“ zeigt, wie machtvoll das Bild des Leidens die (christliche) Kunst seit Jahrhunderten durchdringt.
  • Jan Assmann spricht über „Religion und Fiktion“
    Der deutsche Religions- und Kulturwissenschaftler Jan Assmann (81) wird im Herbst einer der namhaften Vortragenden beim diesjährigen „Philosophicum Lech“ von 23. bis 27. September sein.
  • NÖ: Stift Altenburg feiert verzögerten Saisonbeginn
    Vom Frühling bis in den Herbst öffnet das Benediktinerstift Altenburg bei Horn in Niederösterreich gewöhnlich seine barocken Räumlichkeiten für Besucherinnen und Besucher. Im Coronavirus-Jahr 2020 startet die Saison mit Verspätung.
  • Stift Kremsmünster zeigt „50 Jahre Mission in Brasilien“
    „50 Jahre Mission in Brasilien“: Auf den Zeitraum 1970 bis 2020 blickt eine Sonderausstellung im oberösterreichischen Stift Kremsmünster zurück, die sich mit der Mission von Benediktinerpatres und Schwestern in der brasilianischen Diözese Barreiras beschäftigt.