Vatikan: Neue Leitlinien für Priesterausbildung

Die vatikanische Klerus-Kongregation arbeitet derzeit an neuen Leitlinien für die Priesterausbildung. Es gelte, „kreativ über die Identität und Sendung des Priesters nachzudenken“, so der zuständige Kongregationssekretär.

Die bisherige Ordnung („Ratio Fundamentalis“) stammt aus dem Jahr 1985. Sie wurde zunächst 1970 in Folge der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils erstellt und schließlich auf Basis des seit 1983 geltenden Kirchenrechts („Codex Iuris Canonici“) aktualisiert.

Inzwischen habe es jedoch zahlreiche Veränderungen etwa „im Hinblick auf den kulturellen Kontext“ und die Kirche selbst mit ihren seelsorglichen Strukturen und Methoden gegeben, erläuterte Kongregationssekretär Erzbischof Jorge Carlos Patron Wong im Gespräch mit der Zeitschrift „miteinander“.

Zahl qualitativer Berufungen steigern

Ziel der neuen „Ratio“ sei es, einen „gerechten Ausgleich zwischen den allgemeinen und den lokalen Erfordernissen“ herzustellen. Daher werde das neue Dokument sich darauf beschränken, einen „großen inhaltlichen Horizont (...), eine allgemeine Vision, die Orientierungen und Normen enthält“ zu bieten; die konkrete Ausgestaltung, „die von der Kultur des Ortes und dem Leben der lokalen Kirchen abhängen, bleiben dem Urteil der Hirten einer jeden Nation überlassen“, so Wong gegenüber der Zeitschrift des Canisiuswerkes.

Priester bei der Weihe

APA/Rubra

Priester bei der Weihe

Zu den Herausforderungen eines solchen neuen Dokuments zähle insbesondere die Frage, wie man die Zahl qualitativer Berufungen steigern könne - dazu erinnere die neue „Ratio“ daran, dass die Sorge um neue Berufungen nicht nur Aufgabe der Bischöfe sei, sondern die Aufgabe aller Gläubigen und auch der Priester selbst, die durch ein „beispielhaftes Leben“ und durch „kreative und ansprechende Formen“ der Berufungspastoral die „Schönheit des Evangeliums“ bezeugen sollen.

Auch die in den letzten Jahren stärker in den Blick gerückte Missbrauchsprävention werde in dem Dokument eigens Erwähnung finden, so Wong. So müsse es künftig ein „fundamentales Kriterium für die Prüfung der Berufung“ des Priesternachwuchses sein, ob diese über eine „stabile psychische Reife“ und eine „gefestigte und ausgeglichene Persönlichkeit“ verfügen.

Neue Regeln auch für Österreich wichtig

Begrüßt wird die Entwicklung neuer Leitlinien auch von Seiten der österreichischen Priesterausbildner. So betonte der Regens des Wiener Priesterseminars, Richard Tatzreiter, ebenfalls in einem Beitrag für die Zeitschrift „miteinander“, dass es eine solche Neuregelung brauche, da man heute in einer „völlig veränderten Gesellschaftssituation“ lebe. „Man denke nur an die Entwicklung im Bereich der Kommunikationstechnik oder an die kirchlichen Erschütterungen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch.“ Kurz: Die bisherige „Ratio“ habe „ihre Relevanz und Aktualität größtenteils verloren“.

Von der Erneuerung der Ausbildungsordnung hänge somit „einiges ab, auch für die Priesterausbildung in Österreich“. Erfreut zeigte sich der Regens auch darüber, dass man seitens der Klerus-Kongregation ausdrücklich den Dialog mit den diözesanen Einrichtungen für die Priesterausbildung suche und auf deren Votum zur neuen „Ratio“ Wert lege: „Die Signale dieses Vorbereitungsprozesses aus Rom stehen im erfreulichen Zeichen eines verstärkten und vertieften Dialogs mit und zwischen den Bischöfen sowie den Ausbildungsverantwortlichen vor Ort.“

In Österreich bereiten sich derzeit rund 130 Männer in den Seminaren in Wien (gemeinsam mit den Diözesen Eisenstadt und St. Pölten), Salzburg, Innsbruck (mit Feldkirch), Linz und Graz (mit Gurk-Klagenfurt) auf die Priesterweihe vor. Weitere Seminare unterhält das Stift Heiligenkreuz (Leopoldinum) sowie der „Neokatechumenale Weg“ (Redemptoris Mater) in Wien. Die akademische Ausbildung findet an einer der staatlichen Katholisch-Theologischen Fakultäten oder der Ordenshochschule in Stift Heiligenkreuz statt. Insgesamt verrichten in Österreich derzeit rund 2.200 Welt- und 1.500 Ordenspriester ihren Dienst.

religion.ORF.at/KAP

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