„Pro Oriente“ bekommt neue Führung

„Hofübergabe“ in der Stiftung „Pro Oriente“: Der noch bis Mitte 2018 im Amt befindliche Österreich-Botschafter im Vatikan, Alfons Kloss, wird neuer Präsident von „Pro Oriente“. Er folgt dem bisherigen Präsidenten Johann Marte nach.

Bei der Kuratoriumssitzung der Stiftung am Freitag gab Kardinal Christoph Schönborn die Personalentscheidung bekannt. Marte wird bis Mitte 2018 weiterhin die Geschäftsführung wahrnehmen. Kardinal Schönborn dankte Marte und Kloss für die problemlose „Hofübergabe“.

Botschafter Kloss betonte, dass er in seiner Tätigkeit am Heiligen Stuhl die Bedeutung des Anliegens Ökumene immer wieder erkennen konnte. Oft werde er in Rom auf „Pro Oriente“ angesprochen, die Stiftung sei „bekannt und geschätzt“. Die Zielrichtung der Stiftung entspreche auch der Aufgabe des Diplomaten, zusammen zu führen und Brücken des Verständnisses zu bauen.

Alfons Kloss, derzeit Österreich-Botschafter im Vatian und ab Mitte 2018 neuer Präsident von "Pro Oriente"

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Österreich-Botschafter im Vatian Alfons Kloss, ab Mitte 2018 neuer Präsident von „Pro Oriente“

Wechsel nach 17 Jahren

Präsident Marte dankte für die „ehrenvolle Aufgabe“, dass er 17 Jahre hindurch einen Beitrag zur Verwirklichung des Gebetes Jesu leisten durfte, „dass alle eins seien, damit die Welt glaube“. Als Voraussetzungen für „konkrete Schritte auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft“ zwischen den getrennten Christen bezeichnete er „Geduld, Leidenschaft und diplomatisches Geschick“.

Kardinal Schönborn äußerte sich bei der „Pro Oriente“-Kuratoriumssitzung optimistisch über die Entwicklung der „ökumenischen Großwetterlage“. Als besonders wichtig bezeichnete er die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. im Februar 2016 in Havanna. An diese Begegnung knüpfe sich die Hoffnung, dass die Verbesserung der Beziehungen zwischen dem kirchlichen Moskau und dem kirchlichen Rom auch positive Auswirkungen auf den katholisch-orthodoxen Dialog insgesamt haben wird.

„Pro Oriente“ wichtig für Ökumene

Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. sei von „größter Herzlichkeit“ gekennzeichnet, hob Schönborn zudem hervor. Zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern bestehe eine Nähe, wie es sie zuvor nicht gegeben habe. Das habe er selbst gespürt, als Patriarch Bartholomaios dem neugewählten Papst Franziskus am Abend vor der Amtseinführung darlegte, welche Bedeutung „Pro Oriente“ für den ökumenischen Dialog hat.

Von größter Bedeutung sei auch die ökumenische Haltung des koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II., betonte Kardinal Schönborn. Schon die erste Auslandsreise des neugewählten koptischen Patriarchen habe nach Rom zu Papst Franziskus (und dann nach Wien) geführt. In der Folge sei der 10. Mai als „gemeinsamer Tag des Gebets füreinander“ in der katholischen und in der koptischen Kirche eingeführt worden. Die ökumenisch offene Haltung habe er selbst erleben können, als Tawadros II. im Oktober des Vorjahres - Schönborn besuchte damals Ägypten - spontan seine Privatkapelle im Kloster Amba Bishoi für die Messfeier des Kardinals anbot.

Pro-Oriente-Präsident Johann Marte

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Johann Marte, noch bis Mitte 2018 „Pro Oriente“-Präsident

„Voneinander lernen, Christ zu sein“

Grundsätzlich sei die Situation zwischen den getrennten Christen heute von „gegenseitiger Offenheit“ gekennzeichnet, betonte Kardinal Schönborn. Die „Ökumene des gelebten Zeugnisses, der gelebten Begegnung“ sei von größter Bedeutung, auch wenn die Bedeutung des „Zeugnisses der Dokumente“ abgenommen habe.

Der Wiener Erzbischof erinnerte an die Abschiedsworte von Papst Benedikt XVI. bei der Tagung des „Schülerkreises Kardinal Ratzinger“ im Sommer 2012. Damals habe Papst Benedikt gemeint, dass es vielleicht zu „weltliche Erwartungen“ im Hinblick auf die Ökumene gebe, die Sehnsucht nach konkreten Erfolgen. Der Papst habe einen Satz hinzugefügt, der laut Schönborn auch ein Programm für die weitere Tätigkeit von „Pro Oriente“ sein könne: „Geht es in der Ökumene nicht darum, aufeinander zu hören, voneinander zu lernen, was es heute heißt, Christ zu sein?“

Altäbtissin nun „Protektorin“

Bei der Sitzung des Kuratoriums wurde zudem auch die Zustimmung zur Erhebung der Altäbtissin von Kloster Nonnberg, Perpetua Hilgenberg, zur „Protektorin“ der Stiftung „Pro Oriente“ erteilt. Erstmals wurde damit eine Frau mit diesem Ehrentitel ausgezeichnet. Perpetua sei die Ökumene stets ein Herzensanliegen, das sie „tatkräftig unterstützt“ habe, betonte Präsident Marte.

Perpetua erinnerte ihrerseits daran, dass für sie die Begegnung mit Kardinal Franz König und seinem Streben nach Einheit von entscheidender Bedeutung gewesen sei. Zu Ehrenmitgliedern von „Pro Oriente“ wurden der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel und die in Frankfurt lehrende Theologin Theresia Hainthaler erhoben, die als langjährige Mitarbeiterin des Jesuiten-Theologen (und in hohem Alter zum Kardinal ernannten) Alois Grillmeier dessen bahnbrechende - und für den Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen besonders wichtigen - christologische Forschungen weitergeführt hat.

religion.ORF.at/KAP

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