Papst traf in Myanmar Vertreter anderer Religionen

Papst Franziskus ist am Dienstag in Myanmar mit Vertretern anderer Religionen zusammengekommen. An dem Treffen in der ehemaligen Hauptstadt Yangon nahmen neben Vertretern der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit auch Muslime, Juden und Hindus teil.

Bei dem 40-minütigen Gespräch in der Residenz des katholischen Erzbischofs, Kardinal Charles Maung Bo, sei es vor allem um die Einheit in Verschiedenheit gegangen, teilte Vatikan-Sprecher Greg Burke im Anschluss mit. Als Geschwister wolle man am gemeinsamen Aufbau des Landes mitarbeiten. Meinungsverschiedenheiten sollten in brüderlicher Weise ausgetragen werden. Nur so könne man das Land in Frieden aufbauen.

Papst sprach Gebet für alle

Unter den 17 Teilnehmern waren fünf Buddhisten, drei Muslime, zwei Hindus, sechs Christen und ein Jude. Die Christen waren unter anderem vertreten mit dem Vorsitzenden des nationalen Kirchenrates, Patrick Loo Nee, dem anglikanischen Erzbischof Stephen Than Myint Oo und Robert Manam Tu Ja als katholischer Vertreter des Volkes der Kachin. Am Ende sprach Papst Franziskus ein Gebet für alle.

Papst Franziskus erhält von einer Frau ein Geschenk, Besuch in Myanmar

APA/AP/L'Osservatore Romano

Der Papst in Yangun, Myanmar

Das interreligiöse Treffen war erst vor gut einer Woche ins offizielle Reiseprogramm aufgenommen worden, nachdem Kardinal Bo den Papst darum gebeten hatte. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar haben sich in den vergangenen Jahren ethnische und regionale Spannungen auch religiös aufgeladen. Das betrifft nicht nur die muslimisch-bengalische Minderheit im Bundesstaat Rakhine, die seit einigen Jahren international als Rohingya bezeichnet wird.

„Höflichkeitsbesuch“ bei Erzbischof

Die ebenso kurzfristig ins Reiseprogramm aufgenommene Begegnung mit dem Oberbefehlshaber der birmanischen Armee, General Min Aung Hlaing, war von Donnerstag auf Montagabend (Ortszeit) vorverlegt worden. Das Gespräch am Sitz des Erzbischofs von Rangun, Kardinal Bo, zu dem Hlaing mit einer fünfköpfigen Delegation kam, dauerte nur 15 Minuten. Laut Vatikan-Sprecher Greg Burke ging es bei dem „Höflichkeitsbesuch“ vor allem um „die große Verantwortung, die die Autoritäten des Landes in dieser Zeit des Übergangs haben“.

General Hlaing schrieb anschließend auf seiner Facebook-Seite, in Myanmar gebe es Religionsfreiheit und keine ethnische Verfolgung. Allerdings werden die Rohingya in Myanmar auch nicht als Ethnie anerkannt.

Kreuzstab von katholischen Flüchtlingen

Bei den Gottesdiensten, die Papst Franziskus in Myanmar feiern wird, wird er einen Kreuzstab aus Holz benutzen, den katholische Vertriebene der Kachin-Minderheit angefertigt haben, berichtete Radio Vatikan am Dienstag unter Berufung auf den Pressedienst „Fides“. Das Geschenk kommt demnach von Menschen aus einem Flüchtlingslager bei Winemaw im Staat Kachin im Norden Myanmars, wo viele Christen leben.

Man schenke dem Papst den Kreuzstab mit dem Wunsch nach Frieden in Kachin, zitierte „Fides“ einen der beteiligten Katholiken. Viele der in Armut lebenden Flüchtlinge könnten nicht an der für Mittwoch geplanten großen Messe mit dem Papst in Rangun teilnehmen. Im Camp Winemaw leben laut den Angaben Menschen, die vor den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Myanmars Armee und bewaffneten Kämpfern aus dem Volk der Kachin fliehen mussten.

Treffen mit Präsident und San Suu Kyi

Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) fliegt der Papst in die gut 350 Kilometer entfernte neue Hauptstadt Myanmars, Naypyidaw. Dort stattet er Staatspräsident Htin Kyaw einen Höflichkeitsbesuch ab und trifft sich anschließend mit der Staatsberaterin, Friedensnobelpreisträgerin und Außenministerin Aung San Suu Kyi.

Danach wird Franziskus bei einer Begegnung mit Vertretern von Zivilgesellschaft, Politik und Diplomatischem Corps seine erste Rede halten. Es wird erwartet, dass er dabei auch auf die politische Lage in dem Land eingeht, in dem bis 2010 eine Militärdiktatur herrschte. Suu Kyi soll dort ebenfalls sprechen.

religion.ORF.at/KAP

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