Rabbiner verbietet Schülern Blick auf Geldschein

Ein ultraorthodoxer Rabbiner in Israel hat seinen Schülern untersagt, einen Geldschein mit dem Bild des jüdischen Dichters Saul Tschernichowski anzuschauen, weil dieser mit einer gläubigen Christin verheiratet war.

Das berichteten israelische Medien am Montag. Auf dem grünen 50-Schekel-Schein (rund zwölf Euro) ist der Poet Tschernichowski (1875-1943) im Profil zu sehen. Das israelische Fernsehen berichtete Montag, Rabbi Ben-Zion Muzafi habe Schüler am Wochenende angewiesen, den Schein nicht anzuschauen.

Nur eingerollt in der Tasche

Auf die Frage eines Schülers nach dem Grund habe er geschrieben: „Die abgebildete Figur war mit einer strenggläubigen Christin verheiratet, die jeden Sonntag in der Kirche betete.“ Tschernichowskis Ehefrau sei nicht bereit gewesen, zum Judentum zu konvertieren. Deshalb trage er selbst den Schein mit dem Konterfei des Poeten nur eingerollt in der Tasche.

Keine Zivilehe in Israel

Der in Russland geborene Tschernichowski gelte als einer der größten Dichter in der hebräischen Sprache, schrieb die Zeitung „Haaretz“. Er sei mit der Russin Melania Karlova verheiratet gewesen. In Israel gibt es keine Zivilehe. Christen, Muslime und Juden können jeweils nur innerhalb ihrer eigenen Religionsgemeinschaft heiraten. Interreligiöse Ehen werden von vielen abgelehnt.

„Kikar Hashabat“, eine Nachrichtenseite für strengreligiöse Juden, beschrieb Ben-Zion Muzafi als sehr wichtigen „Posek“ innerhalb der strengreligiösen Gemeinde orientalischstämmiger Juden. Das hebräische Wort Posek beschreibt einen Gelehrten, der verpflichtende Entscheidungen bei der Auslegung des jüdischen Religionsgesetzes treffen kann. Ein Sprecher des israelischen Chef-Rabbinats, der höchsten Autorität in religiösen Fragen, war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

religion.ORF.at/APA/dpa

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