„Trend zu Christentum“ in islamischen Ländern

In vielen islamischen Ländern gibt es neuerdings einen „auffallenden Trend zum Atheismus und auch zum Christentum“: Das sagte der Nahost-Experte Thomas Schmidinger im Interview mit dem „Kurier“ (Montag-Ausgabe).

An etlichen Orten entstünden „Untergrundkirchen“, in denen „Geheimchristen“ die Mitglieder sind. Wer vom Islam zum Christentum konvertiere, bringe sich dabei mitunter in Gefahr, besonders wenn man mit dem Missionieren beginne, sagte der an der Universität Wien und den Fachhochschulen Vorarlberg und Oberösterreich lehrende Politologe.

IS-Terror wichtige Ursache

Als eine wichtige Ursache für dieses Phänomen bezeichnete Schmidinger den Terror radikaler Gruppen wie etwa des IS, der von manchen „für islamisch gehalten“ würden. „Für die einen ist das der Grund, sich dem IS anzuschließen, für andere der Grund, sich vom Islam abzuwenden“, kommentierte der Politikwissenschaftler und Anthropologe die steigende Zahl von Menschen aus islamischen Ländern, die sich auch in Österreich taufen lassen.

Politologe Thomas Schmidinger

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Politologe Thomas Schmidinger

Es gebe freilich auch neben den Konversionen aus Überzeugung auch jene, die damit einen Asylgrund oder Nachfluchtgrund erhofften, sagte Schmidinger. „Wenn etwa ein Asylwerber aus dem Iran nach Österreich flüchtet und hier zum Christentum konvertiert, kann ihn das vor der Abschiebung beschützen, weil ihm als Christ im Iran die Verfolgung droht“, so der Experte.

Erwachsenentaufen: Höhepunkt 2017

Mit 750 Erwachsenentaufen in der katholischen Kirche, von denen zwei Drittel Asylwerber bzw. anerkannte Flüchtlinge waren, bzw. 230 Taufbewerbern aus dieser Gruppe in der evangelischen Kirche erreichte die Entwicklung im Jahr 2017 einen vorläufigen Höhepunkt. Eine mindestens einjährige Vorbereitungszeit (Katechumenat) ist für die Taufbewerber in der katholischen und evangelischen Kirche verpflichtend vorgeschrieben

Der in der evangelischen Kirche dafür zuständige Oberkirchenrat Karl Schiefermair wies den „Generalverdacht“ zurück, dass der Anstieg bei den Taufwerbern auf die Hoffnung auf Asyl zurückzuführen sei. Vorgetäuschtes Interesse würde schnell bemerkt, müsse doch jeder Pfarrer die seelsorgliche Aufgabe des Gewährens der Taufe ernst nehmen und mindestens ein Jahr auf die Taufe vorbereiten, erklärte er im „Kurier“. Ebenso wenig treffe der Vorwurf zu, die Kirche würde mit dem Blick auf mögliche Mehreinnahmen voreilig taufen: In solchen Fällen seien oft gar keine Kirchenbeiträge einzuheben.

religion.ORF.at/KAP

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