Festival rund um Wiens älteste Orgel

Wiens älteste bespielbare Orgel, die im 17. Jahrhundert gebaute Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche, steht im Mittelpunkt des Orgelfestivals Quintessenz.

In erweiterter Form und mit neuem Konzept findet das Festival heuer zum fünften Mal im Betchor der Wiener Franziskanerkirche statt. Diesmal sind es neun Konzerte, die nicht mehr konzentriert im Mai wie in den letzten Jahren, sondern verteilt auf die Monate Juni bis Oktober stattfinden.

Es bleibe Anliegen des Guardians, also des Oberen, des Franziskanerkonvents P. Felix Gradl und des Kurators des unschätzbar wertvollen Instruments, Johannes Ebenbauer, hier „Konzerte auf allerhöchstem Niveau“ zu veranstalten, heißt es in einer Aussendung zur Veranstaltung.

Kontrastreiches Programm und Improvisation

Die bisherigen „Erfahrungen und die bisher jedes Mal unverändert hohe Akzeptanz und steigende Besucherzahl“ ließen es logisch erscheinen, die Konzertreihe auszubauen und Solisten sowie Ensembles dafür zu gewinnen.

Die Wöckherl-Orgel in der Wiener Franziskanerkirche

Norbert Kindermann

Die Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche

„Komplett überholt, prächtig klingend“

Die Veranstalter versprechen ein „kontrastreiches Programm unter Einbeziehung der heuer komplett überholten, gereinigten und jetzt wieder prächtig klingenden großen Rieger-Orgel auf der Westempore“. Dem für das Orgelspiel so charakteristischen Improvisieren werde vermehrt Raum gegeben.

Die Orgel mit ihrem mit Schnitzereien geschmückten Gehäuse und den Gemälden auf den Gehäuseflügeln ist auch ein optischer Blickfang. Sie kann in geöffnetem wie auch in geschlossenem Zustand gespielt werden und stellt somit „auch in dieser Besonderheit ein Unikat in der Wiener Orgellandschaft dar“, verrät die Website der Franziskanerkirche.

Die Wöckherl-Orgel in der Wiener Franziskanerkirche

Norbert Kindermann

Die Orgel kann sowohl in offenem als auch in geschlossenem Zustand gespielt werden

Jedes der neun Konzerte findet unter einem speziellen Motto statt, mit Titeln wie etwa „Rom, Venedig, Wien, Augsburg“, „Une promenade en Europe“ und „Soundscapes 2018“. Der Bogen wurde erweitert und reicht von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert und räumlich von Norddeutschland bis Italien und Spanien.

Orgel erklingt bei Hochämtern

Österreichs Musiklandschaft ist dazwischen mit großen Komponisten vertreten, von denen einige im 17. und 18. Jahrhundert selbst auf der Orgelbank der Wöckherl-Orgel gesessen sind. So werden etwa Johann Jakob Froberger und Johann Caspar Kerll gespielt. Die Wöckherl-Orgel ist seit der Restaurierung im Jahr 2011 sehr präsent: Neben den nunmehr neun Quintessenz–Konzerten erklingt die Orgel auch bei Hochämtern und wird zudem von April bis Oktober jeden Freitag um 14.00 Uhr der Öffentlichkeit mit einem kleinen Vortrag und Konzert präsentiert.

Die Wöckherl-Orgel in der Wiener Franziskanerkirche

Norbert Kindermann

Komponisten, die im 17. und 18. Jahrhundert selbst auf der Orgelbank der Wöckherl-Orgel saßen, werden gespielt

Seit 1642 in der Franziskanerkirche

Die Orgel steht in der Apsis der Franziskanerkirche, die den Brüdern täglich als Betchor dient. Wiener Orgelbauer Johann Wöckherl (oder Weckherl) errichtete die älteste Orgel Wiens im Jahr 1642. Der am 14. Juli 1642 dafür geschlossene Werkvertrag ist noch heute vorhanden, sie ist damit die älteste erhaltene Kirchenorgel Wiens.

Seit damals erfuhr sie durch verschiedene Orgelbauer einige Veränderungen. Das heutige Restaurierungskonzept zielt aber darauf ab, das Instrument auf seinen Originalzustand rückzuführen und somit dem Originalklang der Zeit von Mitte des 17. Jahrhunderts anzunähern. Sie besitzt 20 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal mit gebrochener Unteroktav in zeittypischer mitteltöniger Stimmung. Seit März 2011 erklingt die Orgel regelmäßig bei Messen, in Konzerten und bei speziellen Präsentationen.

gril, religion.ORF.at

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