Deutscher Kommunionsstreit: Papst spricht Machtwort

Der Vatikan lehnt die von den deutschen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zum Kommunionempfang von nicht-katholischen Ehepartnern in ihrer derzeitigen Form ab.

Das Dokument werfe eine Reihe von ungelösten Problemen von erheblicher Tragweite auf, heißt es in einem Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Das Schreiben Ladarias liegt der deutschen katholischen Nachrichten-Agentur KNA in einer italienischen Fassung vor. Zunächst hat das Portal „kath.net“ darüber berichtet.

Die Entscheidung aus Rom ist ein Affront gegen Marx und den Großteil der Bischofskonferenz. Wörtlich schreibt Ladaria, Papst Franziskus sei zu dem Schluss gekommen, „dass das Dokument noch nicht zur Veröffentlichung reif ist“. Für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und sechs andere Bischöfe ist es ein Erfolg: Sie hatten beim Vatikan Einspruch gegen die Entscheidung der Bischofskonferenz eingelegt.

Leiter der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria

APA/AP/Alessandra Tarantino

Erzbischof Luis Ladaria schrieb eine Klarstellung zur Frage der Kommunion für nicht-katholische Ehepartner

Bedeutung für die Universalkirche

Die Frage, ob nicht-katholische Ehepartner die Kommunion empfangen könnten, betreffe die Kirche als Ganzes und habe Auswirkungen auf die ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, heißt es in Ladarias Schreiben.

Weiter verweist der Präfekt der Glaubenskongregation auf die entsprechenden Regelungen des Kirchenrechts. Dort heißt es in Canon 844, dass die Sakramente nur Katholiken gespendet werden dürfen. Eine Ausnahme gestattet das Kirchenrecht lediglich bei Todesgefahr oder einer anderen „schweren Notlage“.

Ein Urteil darüber obliege letztlich dem Ortsbischof. Die zuständigen Vatikanbehörden seien beauftragt, diese und andere offenen Fragen demnächst auf Ebene der katholischen Weltkirche zu klären, so Erzbischof Ladaria. Er betonte, das Thema berühre den Glauben der Kirche und habe Bedeutung für die Universalkirche.

Woelki: Ausnahmen keine Norm

Damit deutet sich eine Wende im Ringen um die Kommunionfrage für gemischtkonfessionelle Paare an, die am Wochenende auch schon der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki anklingen ließ. Er wandte sich dagegen, Sonderregelungen weiter zu normieren. „Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden.“

Zugleich betonte er, schon jetzt könnten evangelische Ehepartner von Katholiken in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten. Diese Frage gehöre aber in den Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen.

Zugleich setzt der Vatikan weiterhin auf den konstruktiven Dialog der deutschen Bischöfe untereinander. Ladarias Brief endet mit einem Appell an den „Geist der Kollegialität“ in der Deutschen Bischofskonferenz.

Mehrheit der deutschen Bischöfe dafür

Die deutschen Bischöfe hatten sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf die Handreichung geeinigt, wonach nicht-katholische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. Sieben Bischöfe mit Kardinal Woelki an der Spitze baten daraufhin schriftlich den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung überhaupt von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.

Der Vatikan verwies den Konflikt zunächst an die deutschen Bischöfe zurück. Kardinal Marx äußerte sich zuletzt zuversichtlich, dass er und seine Amtsbrüder bei einem ihrer nächsten Treffen zu einer einvernehmlichen Lösung finden würden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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