Papst nimmt Rücktritt von Bischöfen Chiles an

Papst Franziskus nimmt im Lauf der Woche den Rücktritt von acht chilenischen Bischöfen an, wie das Blogportal Il Sismografo am Montag berichtete. 29 von 31 Bischöfen hatten dem Papst vor einigen Wochen ihren Rücktritt angeboten. Grund dafür ist der kirchliche Missbrauchsskandal.

Das vom chilenischen katholischen Publizisten und Papstvertrauten Luis Badilla geleitete vatikannahe römische Blogportal Il Sismografo veröffentlichte nun die Namen jener Bischöfe des Andenstaates, deren Rücktritt infolge des Missbrauchsskandals Papst Franziskus angenommen hat. Drei wurden am Montag offiziell vom Vatikan bestätigt, fünf weitere sollen im Lauf dieser Woche folgen.

Ebenso sollen deren Nachfolger diese Woche im Vatikan-Bollettino veröffentlicht werden. Es handelt sich um vier Diözesanleiter, die bereits über 75 sind und um vier Bischöfe, die aus der „Pia Union Sacerdotal“ des Missbrauchsgeistlichen Fernando Karadima (87) stammen.

Zu der ersten Gruppe gehören demnach Erzbischof Kardinal Ricardo Ezzati (76; Santiago, Erzbischof Cristian Caro (76; Puerto Montt), Bischof Gonzalo Duarte (76; Valparaiso) und Bischof Alejandro Goic (78; Rancagua). Zur zweiten Gruppe gehören Bischof Juan Barros (62; Osorno), Bischof Horacio Valenzuela (65; Talca), Bischof Tomislav Koljatic (63; Linares) sowie Weihbischof Andres Arteaga (59; Santiago).

Papstreise nach Chile befeuerte Debatte

Die Missbrauchscausa in Chile war im Zuge der Papstreise im Jänner eskaliert. Franziskus sah sich in Santiago und anderen Städten mit Demonstrationen von Missbrauchsopfern und Opfervereinigungen konfrontiert und reagierte mit Verärgerung. Im Anschluss räumte er allerdings Fehler im Umgang mit den chilenischen Missbrauchsopfern ein und bat sie um Entschuldigung.

Für Wirbel sorgte zunächst vor allem seine Bemerkung am Rande eines Besuchs in Iquique, wonach es für Vertuschungsvorwürfe gegen Bischof Juan Barros - er trat jetzt ebenfalls zurück - keine Beweise gebe. Franziskus sprach dabei von „Verleumdung“. Auf dem Rückflug von seiner Lateinamerikareise sagte Franziskus vor Journalisten dann, seine Wortwahl sei unglücklich gewesen, aber Barros bleibe im Amt, weil ein schuldhaftes Verhalten nicht erwiesen sei.

Bischof Juan Barros

Reuters/Alessandro Bianchi

Bischof Juan Barros - im Jänner noch in Schutz genommen, muss jetzt gehen

Juan Barros stammt aus einem geistlichen Schülerkreis des heute 87-jährigen Priesters Fernando Karadima, der 2011 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war. Barros selbst, Bischof von Osorno in Südchile, wird beschuldigt, von den Vergehen Karadimas gewusst zu haben.

Aufarbeitung mit Opfern und Bischöfen

Im Februar startete Franziskus dann eine groß angelegte Aufarbeitung der Missbrauchskrise. Unter anderem wurde Mitte Mai im Vatikan eine Sonderkonferenz der chilenischen Bischöfe mit dem Papst abgehalten, bei der 29 der 31 aktiven Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt anboten. Acht Rücktritte wurden laut Sismografo jetzt angenommen.

Weiters hielt Franziskus mittlerweile drei Gesprächsrunden mit Betroffenen des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche ab; die letzte fand vor einer Woche statt. „Auf diese Weise kann man beginnen, wieder eine gesunde Beziehung zwischen den Gläubigen und ihren Hirten aufzubauen, wenn alle sich ihrer Verletzungen bewusst werden“, hieß es im Kommunique.

„Kultur des Missbrauchs“ beseitigen

Zudem wandte sich Franziskus zu Fronleichnam in einem persönlichen Brief an die Katholiken des Landes und rief sie zur Erneuerung des kirchlichen Lebens auf. Die „Kultur des Missbrauchs“ und das „System der Vertuschung“ könnten nur durch die Mitarbeit aller beseitigt werden. Das achtseitige Schreiben wurde am 31. Mai von der Chilenischen Bischofskonferenz in Santiago veröffentlicht.

religion.ORF.at/KAP

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