Ramadan-Ende: Aufatmen für WM-Fußballer

Für muslimische Spieler war die Vorbereitung auf die Fußball-WM in Russland eine spezielle Herausforderung. Der Beginn der Weltmeisterschaft fällt allerdings mit dem Ende des Fastenmonats Ramadan zusammen.

Der Ramadan, der am Donnerstagabend endet, könnte auf die Leistungen Einfluss haben. Einen ersten Hinweis darauf wird schon das Eröffnungsspiel liefern. Welche Spieler und Teams sich seit Mitte Mai ans Fasten gehalten haben, ist unklar, es bleibt aus guten Gründen geheim. Martin Moravec, Simon Kremer und Amr Ramadan haben für die deutsche Presse-Agentur (dpa) recherchiert.

Unterschiedliche Standtpunkte zu „korrektem“ Fasten

Viele Muslime fasten im für sie heiligen Monat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang - also die ganzen Tage. Während dieser Zeit soll nicht gegessen und auch nicht getrunken werden. Gerade in klimatisch wärmeren Gebieten und während der warmen Jahrezeit kann das für körperliche Schwerarbeit oder Profisport gesundheitliche Auswirkungen haben.

Für die meisten ist der Umgang mit dem Ramadan eine persönliche Angelegenheit, die nicht in die Öffentlichkeit gehört, zumal die Meinungen über das richtige Verhalten eines Spitzensportlers während des Fastenmonats auseinandergehen. Es existiert durchaus Raum für Interpretationen.

Fußballschauen in einem Cafe in Kairo im Ramadan

Reuters/Amr Abdallah Dalsh

Fußballfans auf der ganzen Welt fiebern dem WM-Beginn am Donnerstag entgegen.

Sieben Teams mit muslimischen Spielern

Man könne seine religiösen Pflichten aussetzen und auf später verschieben, wenn man etwa auf Reisen sei, erklärte Omar Bachaschwain, der Teammanager von Saudi-Arabien, gegenüber der arabischen Zeitung „The National“. Die meisten Spieler würden sich aber daran halten. Saudi-Arabien ist das einzige mehrheitlich aus muslimischen Spielern bestehende Team, das während des Ramadans zum Einsatz kommt - am Donnerstagabend in Moskau gegen Russland noch vor dem Sonnenuntergang, der den Abschluss des Fastenmonats bedeutet.

Neben Saudi-Arabien sind auch der Iran und die fünf afrikanischen Teilnehmer - Tunesien, Ägypten, Marokko, Senegal und Nigeria - stark vom Ramadan betroffen. Nigerias Teamchef Gernot Rohr glaubt, dass die Auswirkungen eine Weile spürbar sein werden. „Für das erste Spiel wird es nicht einfach, das wegzustecken“, sagte er der dpa. Nigeria spielt erstmals am Samstag gegen Kroatien. Marokko und der Iran im Direktduell sowie Ägypten gegen Uruguay sind schon am Freitag im Einsatz.

Lebensrhythmus komplett umgestellt

Es sei eine große Herausforderung und kompliziert, betonte Ägyptens Teamarzt Mohamed Abouelela. In der Vorbereitung musste von den Schlafzeiten bis zur Anzahl der Mahlzeiten alles umgestellt werden. „Wir haben nur einen Zeitraum von sechs, sieben Stunden, um zweimal zu essen und ein gutes Training durchzuführen.“ Trotz der Unannehmlichkeiten überwiegt etwa für Ägyptens Star Mohamed Salah das Positive: „Der Ramadan erfüllt mich und macht mich glücklich.“

Der ägyptische Fußballspieler Mohamed Salah

APA/AFP/Karim Jaafar

Mohamed Salah

Mit Tricks zum Essen

Wie bei den Ägyptern dürfte auch bei den Tunesiern die Mehrheit der Spieler den Ramadan einhalten. Die Maghrebiner griffen in der Vorbereitung auf einen Trick zurück, um während zweier Testspiele nach Sonnenuntergang zum Essen und Trinken zu kommen. Goalie Mouez Hassen täuschte gegen Portugal (2:2) und die Türkei (2:2) jeweils kurz nach der Pause eine Verletzung vor. Seine Teamkollegen tranken und aßen, während er sich behandeln ließ. Zweimal machte Tunesien in der Folge noch einen Rückstand wett.

Senegals Nationaltrainer Aliou Cisse, wie vieler seiner Spieler ein Muslim, meinte: „Jeder weiß, dass Spitzenfußball und Ramadan nicht kompatibel sind.“ Der 42-Jährige wollte nicht verraten, ob seine Spieler fasten. Laut senegalesischen Medienberichten hat sich das Team aber darauf geeinigt, nicht zu fasten.

Der Tunesische Coach Nabil Maaloul reicht zwei seiner Spieler Datteln

APA/AFP/Fabrice Coffrini

Der tunesische Coach Nabil Maaloul gab dem tunesischen Mittelfeldspieler Naim Sliti (links) und dem Verteidiger Rami Bedoui (rechts) beim Freundschaftsmatch gegen die Türkei Datteln, während der Tormann eine Verletzung vortäuschte.

Geheimnis ums Fasten

In der muslimischen Welt wird das Thema kontrovers diskutiert. Dass sich die Spieler zu ihrem Verhalten ungern äußern, hat auch mit einigen Reaktionen in der Vergangenheit zu tun. Dass Salah vor dem Champions-League-Finale einen Tag mit dem Fasten aussetzte und sich während der Partie gegen Real Madrid verletzte, verleitete einen kuwaitischen Scheich dazu, von göttlicher Strafe zu reden.

Ab Freitag wird dann das Fest des Fastenbrechens Id al-Fitr - auch Zuckerfest oder Großer Tag des Fastenbrechens - gefeiert. An diesen drei Tagen verbietet das religiöse Gesetz zu fasten. Bis zu drei Tage lang wird meist sehr aufwändig mit Verwandten und Freunden gefeiert. Häuser und Wohnungen werden gereinigt und die Kinder freuen sich über Süßigkeiten, Spielzeug und neue Kleidung.

religion.ORF.at/APA/sda/ap/dpa

Mehr dazu: