Neue Debatte über Ethikunterricht

Die österreichische Bundesregierung (ÖVP/FPÖ) plant einen verpflichtenden Ethikunterricht für jene Schüler, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abmelden. Die Opposition hatte einen zusätzlichen Unterricht vorgeschlagen.

NEOS hatte am Donnerstag einen Antrag im Nationalrat gestellt, in allen Schultypen ein Pflichtfach „Ethik und Religionen“ zusätzlich zum konfessionellen Religionsunterricht einzuführen. Auch SPÖ und die Liste PILZ (LP) unterstützten diesen Antrag, wie es in einer Information des Pressedienst der Parlamentsdirektion vom Donnerstag hieß.

Die Schulen sollten auf den Alltag vorbereiten, zu dem auch der religiöse und weltanschauliche Pluralismus der Gesellschaft gehöre, sagte NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Nicht zuletzt deshalb, weil die Religion wieder mehr Bedeutung in der Gesellschaft erhalte, trete er dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ab der ersten Schulstufe die Grundsätze einer pluralistischen, offenen und demokratischen Gesellschaft vermittelt bekommen und ihr Wissen über verschiedene Religionen erweitern können.

LP: Zeit, Ethikunterricht allen anzubieten

Ein zusätzliches Fach würde gemeinsame Wertedebatten in den Schulklassen initiieren. Strolz ortete bei Vertretern der Religionsgemeinschaften mehr Bereitschaft dafür als bei den Koalitionsparteien.

Ein Mädchen schreibt "Schule" an die Tafel

APA/dpa/Arno Burgi

Ethikunterricht für alle soll zwar nicht kommen, aber verpflichtend für diejenigen sein, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abmelden.

SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Feichtinger sprach ebenfalls ihre Unterstützung für den NEOS-Vorschlag aus, ihr sei allerdings sowohl der konfessionelle als auch der Ethikunterricht wichtig. Daher plädierte sie für die Verbindung beider Anliegen. Wolfgang Zinggl (LP) meinte, der Schulversuch Ethikunterricht habe sich sehr bewährt, es sei an der Zeit, ihn allen Schülern anzubieten.

ÖVP: Verdrängung des Religionsunterrichts

ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner betonte, er könne den Argumenten der Befürworter des allgemeinen Ethikunterrichts durchaus folgen, aus praktischen Gründen sei er aber dagegen, dass dieser in der Schule den Religionsunterricht verdrängt. Das wäre aus seiner Sicht nämlich über kurz oder lang eine unvermeidliche Entwicklung dieses Modells.

Ab 14 Jahren können die Schüler und Schülerinnen entscheiden, ob sie den konfessionellen Religionsunterricht weiter besuchen wollen, oder nicht. Falls sie sich dagegen entscheiden, solle es für sie das Kompensationsfach Ethik geben, so Taschner.

FPÖ: Religionsunterricht nicht abschaffen

Nicht überzeugt vom Ansatz von NEOS zeigte sich auch die FPÖ. Abgeordneter Hannes Amesbauer hielt Strolz entgegen, er wolle offenbar den derzeitigen Religionsunterricht abschaffen und durch einen „Religionenunterricht“ ersetzen. Für Amesbauer ist auch die identitätsstiftende Funktion der Religion, insbesondere der Kirchen, bedeutsam, diese möchte er bewahrt sehen. Die derzeitige Regelung habe sich in Österreich seit langem bewährt.

Die Bundesregierung plane nun eine wichtige Ergänzung, indem sie den verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schülerinnen, die sich vom Religionsunterricht abmelden, einführe.

religion.ORF.at