US-Bischöfe kritisieren Familientrennungen

Im Rahmen ihrer Frühjahrstagung haben die katholischen US-Bischöfe einmütig die von der US-Regierung eingeführte zwangsweise Familientrennung an der Südgrenze zu Mexiko zurückgewiesen.

Der Vorsitzende der Konferenz, Kardinal Daniel DiNardo, verurteilte die Praxis als „gegen den Schutz des Lebens gerichtet“. In der Resolution der Bischöfe heißt es: „Babys von ihren Müttern zu trennen ist nicht die Antwort und unmoralisch.“

Justizminister Jeff Sessions sorgte unterdessen für viel Empörung, weil er die „Null Toleranz“-Politik der Regierung mit einem Bibelzitat verteidigte. Auf die Frage nach der umstrittenen Praxis, illegal eingewanderte Eltern von ihren Kindern zu trennen, verwies er auf den Apostel Paulus und seine „klare und weise Anordnung im Brief an die Römer“. Danach müssten die Gesetze der Regierung befolgt werden, „weil Gott die Regierung zu seinen Zwecken eingesetzt hat“.

„Wählerleitfaden“ bleibt

Die katholische Bischofskonferenz der USA hält ungeachtet der veränderten Rahmenbedingungen unter der Regierung von Donald Trump an ihrem traditionellen „Wählerleitfaden“ fest. Am zweiten und letzten Tag ihrer Frühjahrsvollversammlung in Florida lehnten sie mit 144 zu 41 Stimmen den Antrag einer Gruppe ab, die das mit „Faithful Citizenship“ überschriebene Dokument für überholt hält und grundsätzlich überarbeiten wollte.

Statt einer Neufassung soll der Leitfaden nun um einen Brief und ein Video ergänzt werden. Darin sollen auch das Denken und die Lehre von Papst Franziskus eine Rolle spielen. 1976 wurde das Dokument erstmals veröffentlicht, seitdem veröffentlichen die US-Bischöfe traditionell jeweils ein Jahr vor einer Präsidentschaftswahl ihren Hirtenbrief „Forming Consciences for Faithful Citizenship“ („Gewissensbildung für eine treue Staatsbürgerschaft“) mit einer aktualisierten Einleitung und Ergänzungen zu inhaltlichen Positionen der Bischofskonferenz. Das nächste Mal wird das im kommenden Jahr mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2020 der Fall sein.

Mit dem Dokument gibt die Bischofskonferenz keine Empfehlung zur Wahl einer Partei ab. Im Grundgerüst des Schreibens wird die Verantwortung katholischer Wählerinnen und Wähler für das Gemeinwohl beschrieben und - unter anderem unter Hinweis auf Prinzipien der katholischen Soziallehre und die Morallehre der Kirche - versucht, die Gläubigen bei ihrer Gewissensbildung unterstützen.

„Verpasste Gelegenheit“

Bei einer ausführlichen Debatte in Fort Lauderdale sagte der von Franziskus zum Kardinal ernannte Erzbischof von Chicago, Blase Cupich, es sei „eine verpasste Gelegenheit und ein großer Fehler, wenn wir nicht mit einem gänzlich neuen Dokument vorangehen“.

Der Bischof von San Diego, Robert McElroy, sagte, die Kirche befinde sich in einer „komplett anderen Zeit“ als der, aus der „Faithful Citizenship“ stammt: „Wir erleben den größten Anschlag auf die Rechte von Einwanderern seit 50 Jahren. Wir leben in einer Nation mit rassischen und geografischen und regionalen Spaltungen, in der farbige Menschen sich als Opfer institutioneller Benachteiligung sehen.“ Gleichzeitig würden die rechtlichen und politischen Institutionen unterminiert: „Wir müssen uns zu diesen Dingen als Bischöfe äußern.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Los Angeles, Jose Gomez, verteidigte den von der Mehrheit unterstützten Kurs. Das Dokument habe einen „bleibenden Wert“. Es gehe darum, mehr Katholiken zu erreichen: „Faithful Citizenship hilft unserem Volk zu verstehen. Unsere Aufgabe besteht darin die Gläubigen zu motivieren, zu beten und zu handeln.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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