Studie zeigt Generationenkluft bei Religion und Glaube

Religion spielt im Leben junger Menschen vor allem in vielen Ländern Europas sowie Nord- und Südamerikas eine weniger wichtige Rolle als bei ihren Eltern, wie eine neue Studie des amerikanischen Pew Research Centers zeigt.

Daten der in dieser Woche vorgestellten Studie legen dar, dass Jüngere insbesondere in diesen großteils mehrheitlich christlich geprägten Weltregionen seltener den Gottesdienst besuchen und den Glauben als wichtig für ihr Leben bezeichnen. Die einzigen beiden Länder, in denen das anders ist, sind übrigens Ghana und Georgien - nur hier sind die Unter-40-Jährigen religiöser als die Älteren.

„Graue Gemeinden“ in USA

In den USA etwa prägten inzwischen „graue Gemeinden“ das Kirchenleben, heißt es. Südlich der Sahara hingegen geben im Durchschnitt neun von zehn Befragte an, dass Religion für ihr Leben „sehr wichtig“ ist - Unterschiede zwischen Jung und Alt gibt es dabei kaum.

Betende in einer Kirche presbyterianischen Kirche in Lynchburg, Virginia

APA/AFP/Nicholas Kamm

In den USA besuchen Jüngere seltener den Gottesdienst (presbyterianische Kirche in Lynchburg, Virginia.)

Pew analysierte für die Studie nach eigenen Angaben Befragungen in 106 Ländern aus dem vergangenen Jahrzehnt. Die Gruppe der 18- bis 39-Jährigen wurden dabei jeweils mit den über 40-Jährigen nach Angaben wie Religionszugehörigkeit, Gottesdienstbesuch oder der Bedeutung von Religion für das eigene Leben verglichen.

Signifikante Altersunterschiede

In rund 45 Ländern zeigten sich signifikante Altersunterschiede, wobei diese laut den Studienautoren in vielen verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Kontexten auftreten - in Entwicklungsländern also ebenso wie in Industrieländern, in überwiegend christlich geprägten Gesellschaften, aber auch in mehrheitlich muslimisch geprägten, in Staaten, wo die Bevölkerung als hochreligiös gilt genauso wie in Ländern, die vergleichsweise säkular sind. In etlichen der untersuchten Staaten sind zudem die Unterschiede zwischen Jung und Alt sehr klein.

Einige markante Tendenzen zeigen sich aber doch: So gibt es beim Bekenntnis zur Religionszugehörigkeit in mehr als zwei Dutzend Ländern mit überwiegend christlicher Bevölkerung in Europa und Amerika eine Kluft von mindestens zehn Prozentpunkten. Der Anteil von US-Amerikanern unter 40 Jahren, die sich mit einer Religion identifizieren (66 Prozent) ist um 17 Prozentpunkte niedriger als der Anteil der älteren Erwachsenen.

Abstand in Kanada am größten

Am größten ist der Abstand im benachbarten Kanada (49 zu 77 Prozent). Eine deutliche Kluft gibt es auch in Uruguay (52 zu 70 Prozent) und vielen europäischen Ländern, an der Spitze Dänemark mit 26 Prozentpunkten Unterschied (53 zu 79 Prozent). In Österreich bekennen sich laut den Daten 90 Prozent der Über-40-Jährigen zu einer Religion, bei den Jüngeren waren es insgesamt 74 Prozent.

In mehrheitlich christlich und muslimisch geprägten Ländern stellten die Pew-Forscher zudem öfter eine Generationenkluft bei der Bedeutung von Religion für das eigene Leben fest. So ist in 37 von 78 mehrheitlich christlichen Staaten für jüngere Erwachsene die Religion im Alltag weniger wichtig als für Ältere. Bei muslimisch geprägten Staaten ist das bei einem Viertel der Länder, für die Daten vorlagen, der Fall (zehn von 42).

Große Kluft in Polen

An der Spitze steht mit einem Unterschied von 23 Prozentpunkten in dieser Kategorie bemerkenswerterweise Polen, wo laut der Studie 40 Prozent der Über-40-Jährigen, aber nur 16 Prozent der Jüngeren angeben, dass Religion für sie „sehr wichtig“ ist. Große Gaps gibt es auch in Griechenland (63 zu 41 Prozent) oder im Libanon (67 zu 47). In Österreich macht der Unterschied elf Prozentpunkte aus, wobei die Menschen hier insgesamt dem Glauben weniger Bedeutung zumessen: Religion ist hierzulande für sechs Prozent der Unter-40-Jährigen im Alltag „sehr wichtig“, bei den Älteren sind es 17 Prozent.

Zu den möglichen Hintergründen für die Generationenkluft verweist die Studie auf verschiedene mögliche Ursachen. So argumentieren einige Wissenschaftler, dass Menschen mit zunehmendem Alter religiöser werden; für andere ist der Unterschied zwischen Jung und Alt ein Zeichen dafür, dass die Bevölkerung in einigen Weltregionen weniger religiös wird.

Zusammenhang mit Bevölkerungswachstum

Auch wenn sich Teile der Welt säkularisieren, sei es aber „nicht unbedingt so, dass die Weltbevölkerung insgesamt weniger religiös wird“, halten die Pew-Forscher fest. Im Gegenteil spiele der Glaube vor allem in Ländern mit hohem Bevölkerungswachstum eine große Rolle. Als Beispiel wird der Niger genannt, wo sich die Bevölkerung laut Prognosen bis zum Jahr 2060 vervierfachen wird. Dort erklärten 83 Prozent der Befragten Unter-40-Jährigen, Religion sei ihnen „sehr wichtig“.

Die Studie, die mit Mitteln des Pew Charitable Trusts und der John Templeton Foundation erstellt wurde, ist Teil des „Pew-Templeton Global Religious Futures“-Projekts, einer groß angelegten Untersuchung über den globalen religiösen Wandel.

religion.ORF.at/KAP

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