Unterschiedliche Handhabung religiöser Gesten bei WM

Am Sonntagabend trifft die Schweizer Fußballmannschaft in der Rostow Arena auf Brasilien. Die Brasilianer haben ein Handicap: Die Spieler dürfen keine religiösen Gesten machen. Bei der Schweizer National-Elf gibt es kein solches „Religions-Verbot“.

Brasiliens Fußballer müssen bei der Fußball-WM in Russland auf früher übliche religiöse Gesten verzichten. Anders als bei früheren Weltmeisterschaften erlaubt der Trainerstab laut Bericht der Zeitung „O Globo“ weder gemeinsame Gebete auf dem Platz noch im Mannschaftshotel. Man wolle damit unnötige Spaltungen im Kader vermeiden.

Schweizer Fußballer WM

Fabrice Coffrini/AFP

Den Schweizer Fußballern sind etwa Stoßgebete erlaubt

Stoßgebete bei den Schweizern

Anders sieht es bei der Schweizer Mannschaft aus. Gemeinsame Gebete auf dem Fußballfeld hat es zwar noch nicht gegeben. Gewisse religiöse Gesten sind aber erlaubt, sagte der Leiter Kommunikation und Medien beim Schweizer Fußballverband, Marco von Ah, auf Anfrage der katholischen Presseagentur kath.ch.

Wenn ein Spieler mit gefalteten Händen und Blick zum Himmel sein Stoßgebet schicke, werde das sicher nicht geahndet. Weitere Fragen zur religiösen Praxis von Spielern und Mannschaft wollte von Ah jedoch nicht beantworten, „denn sie sind uns zu privat“.

„Laizistische“ Brasilianer

Inzwischen gelten striktere interne Regeln des brasilianischen Fußballverbands. Das Privatleben der Spieler gehe den Verband zwar nichts an, heißt es. Jedoch seien der WM-Auftritt und die Arbeit der Mannschaft von nun an „laizistisch“.

Dennoch werde man vor jedem Spiel in der Kabine gemeinsam um göttlichen Schutz für das Team bitten. Dies sei ein Brauch, der über der konfessionellen Zugehörigkeit der einzelnen Spieler stehe.

Einfluss der Sekten

Viele brasilianische Fußballer sind Mitglieder evangelikaler Pfingstkirchen; Katholiken sind in der Minderheit. Oft zeigten Spieler früher bei WM-Spielen Stirnbänder oder Unterhemden mit religiösen Botschaften.

So ist Superstar Neymar bekannt für sein Stirnband mit der Aufschrift „100 Prozent Jesus“, das schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro für Aufregung bei IOC-Funktionären sorgte. Der Weltfußballverband FIFA sah sich bereits vor Jahren gezwungen, solche Botschaften bei der WM zu untersagen.

Teamgeist bedroht

Bei früheren Weltmeisterschaften reisten mitunter evangelikale Pastoren als Seelsorger mit der „Selecao“ genannten brasilianische Fußballnationalmannschaft. So nahm der Abwehrspieler Lucio zu den Turnieren 2002, 2006 und 2010 seinen persönlichen Pastor mit.

Es war üblich, dass im Training und in der Kabine vor und nach Spielen die evangelikalen Spieler gemeinsam beteten. Andere Teammitglieder blieben bei diesen Gelegenheiten fern.

religion.ORF.at/KAP

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  • O Globo (in brasilianischer Sprache)