Migration: Papst kritisiert Trump

Papst Franziskus hat in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters das Vorgehen der US-Regierung in Bezug auf die Trennung von Migrantenfamilien unter Präsident Donald Trump kritisiert.

Das sei nicht die Antwort auf die Probleme mit Flüchtlingen weltweit, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem seiner seltenen Exklusivinterviews. Er unterstütze die kürzlich veröffentlichten Aussagen von US-Bischöfen, die die Trennung von Kindern von ihren Eltern als „entgegen unseren katholischen Werten“ und „unmoralisch“ bezeichnet hatten - mehr dazu in US-Bischöfe verurteilen Eltern-Kind-Trennungen.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz

„Populismus ist nicht die Lösung“

Diese Politik hatte für einen Aufschrei in den USA und auch außerhalb davon gesorgt, als Videos und Audios von eingesperrten, weinenden Kindern publik gemacht wurden. „Es ist nicht einfach, aber Populismus ist nicht die Lösung“, sagte der Papst am Sonntag in dem achtminütigen Gespräch mit dem Journalisten Philip Pullella.

„Bin auf der Seite der Bischöfe“

Religionsvertreter aus verschiedenen Glaubensgemeinschaften hatten neben den katholischen Bischöfen dieses Vorgehen kritisiert. „Ich bin auf der Seite der Bischöfe“, sagte der Papst zu Reuters. Er respektiere klar die Haltung der Bischofskonferenz, so Franziskus.

Der Papst führte seine Kritik dann auch auf Europa und den dortigen Umgang mit Flüchtlingsbewegungen weiter: Populisten würden „eine Psychose erzeugen“, was das Thema Immigration betrifft - und das, obwohl alternde Gesellschaften wie Europa einem „großen demografischen Winter“ ins Auge sähen und mehr Einwanderer brauchten. Ohne Immigration, ergänzte er, werde Europa „leer werden“. Die Zukunft der katholischen Kirche liege „auf der Straße“, so der 81-jährige Papst weiter.

Auch andere Trump-Entscheidungen kritisiert

Er kritisierte auch andere Entscheidungen Trumps, etwa die im Vorjahr eingeführten neuen Beschränkungen in Sachen Reise und Handel mit Kuba. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte eine Öffnung in Richtung Kuba vollzogen. Dieser Schritt, bei dem der Vatikan vermittelnd geholfen hatte, sei „ein guter Schritt vorwärts“ gewesen, so Franziskus.

Trumps Entscheidung, sich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zurückzuziehen, habe bei ihm „ein wenig Schmerz“ verursacht, „weil die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht“. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sagte, er hoffe, dass Trump seine Position überdenken werde.

Mehr Frauen, aber ohne „Maskulinismus in Röcken“

Franziskus sprach in dem Interview auch über andere Themen und sagte etwa, er sei optimistisch, was die Gespräche mit China über die Bestellung von Bischöfen betrifft. Außerdem sprach er davon, dass er möglicherweise noch mehr der Rücktrittsgesuche chilenischer Bischöfe rund um die Missbrauchsaffäre in Chile annehmen könnte. Auch wolle er mehr Frauen in hohe Vatikan-Positionen berufen, so der Papst. Sie seien besser darin, Konflikte zu lösen, auch wenn das nicht zu etwas führen solle, was er als „Maskulinismus in Röcken“ bezeichnete.

Kein Gedanke an Rücktritt

Über seine Gesundheit erzählte Franziskus, es gehe ihm gut, bis auf Schmerzen im Bein infolge von Rückenproblemen. Er wiederholte frühere Aussagen, er könne sich eines Tages einen Rücktritt nach dem Vorbild Benedikts XVI. aus gesundheitlichen Gründen vorstellen, sagte aber: „Im Moment denke ich darüber nicht einmal nach.“

gril, religion.ORF.at

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