Regierungsanhänger in Nicaragua greifen Bischöfe an

In der Erzdiözese Managua in Nicaragua haben zu Wochenbeginn Paramilitärs und Anhänger der Regierung Daniel Ortegas sowohl Bischöfe als auch Priester während einer Visitation im Bezirk Carazo, attackiert, geschlagen und ihnen ihre Insignien entrissen.

„Die feige Tat, bei der regierungsnahe Personen und Paramilitärs Bischöfe, den Nuntius und Priester angegriffen haben, ist zu verurteilen“, heißt es in einer Mitteilung der Erzdiözese Managua von Montag (Ortszeit). Der Angriff fand in der Basilika San Sebastian in der Stadt Diriamba, rund 45 Kilometer von der Hauptstadt Managua entfernt, statt. Zu den Betroffenen zählen der Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Jose Brenes, der Weihbischof von Managua, Silvio Jose Baez, und Nuntius Erzbischof Waldemar Somertag, so die Agentur „ACI Prensa“.

Schläge gegen Mitglieder des Klerus

In den Bildern, die auf Nachrichtenportalen und via Social Media verbreitet wurden, sind Schläge gegen Mitglieder des Klerus und die ihnen zugefügten Verletzungen zu sehen.

Die Bischöfe waren in den Süden Nicaraguas gereist, nachdem am vergangenen Sonntag mindestens 14 Personen beim Eingreifen von Polizei, Bereitschaftseinheiten und Paramilitär gegen Demonstranten getötet worden waren. Die Opfer waren Bewohner der Städte Matagalpa, Jinotepe, Diriamba und Leon, in denen die Zivilbevölkerung zum wiederholten Male angegriffen wurde.

Weihbischof von Managua, Silvio Jose Baez, Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Jose Brenes und Nuntius Erzbischof Waldemar Somertag  (v.l.n.r.) in Nicaragua

APA/AFP/MARVIN RECINOS

Weihbischof von Managua, Silvio Jose Baez, Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Jose Brenes und Nuntius Erzbischof Waldemar Somertag (v.l.n.r.) wurden angegriffen]

Bischofskonferenz verurteilt Angriff

Die Nicaraguanische Bischofskonferenz (CEN) reagierte am 9. Juli mit einer Erklärung. Die „Aggressionen“ gegen Bischöfe und Priester wurden darin „aufs Schärfste“ verurteilt. Kardinal Brenes erklärte seinerseits, „brutale Kräfte“ hätten gegen seine Priester gewütet.

„Wir sind in die Pfarren gegangen, um unsere Mitarbeiter zu trösten, sie im Leid zu begleiten und wurden mit Aggression empfangen“. „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, sagte er hinsichtlich der Schlägertrupps.

Insignien des Weihbischofs entrissen

Weihbischof Baez schrieb auf seinem Twitter-Account, dass er „verletzt“ und „in den Magen geschlagen“ wurde. „Sie entrissen mir die bischöflichen Insignien und ich wurde verbal angegriffen. Gott sei Dank geht es mir gut. Die Basilika wurde geräumt und diejenigen, die sich dort befanden, befreit“ berichtete er. Im Internet tauchten am Montag ebenfalls Bilder von einer Gruppe regierungsnaher Schlägerbanden auf, die eine Pfarre stürmten und die Kirche verwüsteten. „Kirche - Terroristen“, riefen einige der Angreifer.

Der regierungsnahe Sender Viva Nicaragua berichtete, Grund für den Angriff sei gewesen, dass die Kirche Medikamente aus staatlichen Stellen gestohlen habe - was schwer belegbar sein dürfte. Die Situation in Nicaragua verschlechtert sich von Tag zu Tag. Der Konflikt hatte im April mit Protesten gegen die Reform der Pensions-und Sozialversicherungsgesetze begonnen, die die Regierung durchsetzen wollte.

Kirche stellt Vermittlerrolle in Frage

Obwohl Präsident Ortega die Reform widerrief, gingen die Proteste weiter. Sie forderten mehr als 320 Tote und zahlreiche Verletzte, die von Repressalien durch bewaffnete und mit der Regierung verbündete Truppen verursacht wurden. Präsident Ortega macht die Protestbewegung für die Gewalt verantwortlich und lehnt einen Rücktritt ab. Die interamerikanische Menschenrechtskommission erhob zuletzt schwere Vorwürfe gegen die Regierung und warf Ortega den gezielten Einsatz des Machtapparats zur Unterdrückung der Proteste vor.

Die katholische Kirche versuchte im Rahmen eines „Nationalen Dialogs“ zwischen den beiden Lagern zu vermitteln. Der Dialog wurde allerdings mehrmals unterbrochen. Kirchenvertreter hatten Demonstranten in den Gotteshäusern Rückzugsräume geboten - und erhielten daraufhin Morddrohungen. Ein Vorschlag der Bischöfe, die innenpolitische Krise mit vorgezogenen Neuwahlen zu lösen, lehnt Ortega bislang ab. Nach der Gewalt vom Sonntag stellten die Bischöfe die Fortsetzung ihrer Vermittlungsbemühungen in Frage.

religion.ORF.at/KAP/AFP

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