Nicaraguas Präsident wirft Bischöfen „Putschplan“ vor

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hat die katholischen Bischöfe des Landes als Unterstützer eines Staatsstreichs bezeichnet. Die Kirche versuchte sich in der Vergangenheit als Vermittler im Konflikt zwischen Staat und Kritikern, geriet aber zuletzt selbst ins Visier.

„Ich habe gedacht, sie seien Vermittler, aber sie haben sich mit den Putschisten zusammengetan. Sie waren ein Teil des Plans der Putschisten“, sagte Ortega nach Angaben der regierungskritischen Tageszeitung „La Prensa“ (Donnerstag Ortszeit) in einer Rede vor Anhängern.

Ortega bezog sich auf den Vorschlag der Bischöfe und von Vertretern der Zivilgesellschaft, die eine vorgezogene Neuwahl als Lösung der innenpolitischen Krise vorschlugen. Seine sandinistischen Anhänger skandierten nach der Rede Ortegas im Beisein des Päpstlichen Nuntius Waldemar Sommertag lautstark: „Putschisten, Putschisten!“

Mehrere Attacken auf Bischöfe

Erst vor wenigen Tagen war der nicaraguanische Bischof Juan Abelardo Mata in seinem Auto beschossen worden, blieb nach Angaben der Bischofskonferenz aber unverletzt. Vor gut einer Woche war Managuas Weihbischof Silivo Baez bei einer Attacke von regierungsnahen Paramilitärs in einer Kirche leicht verletzt worden - mehr dazu in Regierungsanhänger in Nicaragua greifen Bischöfe an.

Die aktuelle Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Ortega.

Vermittlung der Kirche ohne Erfolg

Seit Beginn der Proteste kamen rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ein „nationaler Dialog“ unter Federführung der Kirche strebt eine Lösung des Konflikts an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.

religion.ORF.at/KAP

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