Orthodoxe Christen feiern „Mariä Entschlafung“

Das „Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel“ (volkstümlich „Mariä Himmelfahrt“ genannt) ist nicht nur in der katholischen, sondern auch in der orthodoxen Kirche ein bedeutender Feiertag. Die ostkirchliche Theologie und Tradition spricht jedoch von der „Entschlafung“.

Zwar geht es im Grunde um die gleiche Sache, die östliche und die westliche Kirchentradition setzen aber unterschiedliche Akzente: Die ostkirchliche Theologie und Tradition spricht von der „Entschlafung“ (dormitio) Mariens, die westkirchliche von der „Aufnahme in den Himmel“ (assumptio).

Orthodoxe Nonnen mit Ikone Jerusalem

REUTERS/Baz Ratner

Orthodoxe Nonnen tragen Ikonen mit Abbildungen von Maria und Jesus

Deutliche Unterschiede in der Kunst

Deutlich werden die unterschiedlichen Akzente auch in der Kunst. Während in der westlichen Tradition die (triumphale) leibliche Aufnahme (Himmelfahrt) Marias in den Himmel dominiert, ist auf den orthodoxen Ikonen die von den Aposteln umgebene Maria auf dem Sterbebett zu sehen. Dahinter befindet sich Christus, der die Seele seiner Mutter empfängt.

Das Marienfest hat seine Ursprünge im ausgehenden 4. Jahrhundert in Syrien, um die Mitte des 5. Jahrhunderts ist belegt, dass es jeweils am 15. August in Jerusalem begangen wurde. Mitte des 7. Jahrhunderts fand es Eingang in die römische Liturgie.

Bislang letztes katholisches Dogma

Papst Pius XII. (1939-1958) proklamierte im Jahr 1950 - nach einer Befragung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche - die „leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel“ als bislang letztes katholisches Dogma.

In der Orthodoxie gibt es dieses Dogma nicht, liturgisch und inhaltlich wird dem „Übergang“ Mariens nichtsdestotrotz besondere Bedeutung zugemessen.

„Marienfasten“ der Ostkirchen

Eine Besonderheit in der orthodoxen Kirche liegt darin, dass sich die Gläubigen auf das Fest in einer 14-tägigen Fastenzeit vorbereiten, das sogenannte „Marienfasten“. Jene orthodoxen Kirchen, die die fixen Feste im Kirchenjahr (wie zum Beispiel Weihnachten) wie die Westkirchen nach dem Gregorianischen Kalender feiern, begehen damit auch das Marienfest am 15. August.

Dazu zählen etwa die Griechisch-, Rumänisch- und Bulgarisch-orthodoxe Kirche. Jene Kirchen, die am Julianischen Kalender festhalten, feiern „Mariä Entschlafung“ am 28. August (z.B. die Russisch- und Serbisch-orthodoxe Kirche).

Feierlichkeiten in Wiener orthodoxen Gemeinden

In der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (Fleischmarkt 13, 1010 Wien) beginnt der Festgottesdienst (Göttliche Liturgie) am 15. August um 9 Uhr. Dem Gottesdienst wird u.a. Metropolit Arsenios (Kardamakis) vorstehen.

Eröffnet wurden die Feierlichkeiten aber bereits am Dienstagabend (18 Uhr) in der Kathedrale mit einer feierlichen Vesper zum Fest der „Entschlafung der Gottesgebärerin“.

In der bulgarisch-orthodoxen Kirche zum Hlg. Ivan Rilski (Dunklergasse 21, 1120 Wien) beginnt der feierliche Gottesdienst am 15. August um 10 Uhr; ebenso in der rumänisch-orthodoxen Andreaskirche (Simmeringer Hauptstraße 161).

In der rumänischen Antoniuskirche (Pouthongasse 16, 1150 Wien) beginnt der Gottesdienst schon um 9.30 Uhr. Auch in den Bundesländern finden am 15. August zahlreiche orthodoxe Festgottesdienste statt.​

religion.ORF.at/KAP