Benedikt XVI. verteidigt seinen Rücktritt
In dem Brief an einen Kardinal, der ihn wegen des Rücktritts kritisiert hatte, schreibt der emeritierte Papst: „Den tief sitzenden Schmerz, den Ihnen mit vielen anderen das Ende meines Pontifikats zugefügt hat, kann ich sehr wohl verstehen“, so Benedikt XVI.
„Schmerz zu Zorn geworden“
Der ehemalige Kardinal Joseph Ratzinger weiter: „Aber der Schmerz ist bei manchen - wie mir scheint - auch bei Ihnen zum Zorn geworden, der nun nicht mehr bloß den Rücktritt betrifft, sondern sich immer mehr auch auf meine Person und mein Pontifikat im Ganzen ausdehnt. Auf diese Weise wird nun ein Pontifikat selbst entwertet und in die Trauer über die Situation der Kirche von heute eingeschmolzen.“
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In dem Schreiben weist Benedikt XVI. auch die Kritik an der Schaffung des Amtes eines „Papa emeritus“ (Papst im Ruhestand) zurück. Dem von der „Bild“-Zeitung namentlich nicht genannten Kardinal, der das kritisiert hatte, schreibt er: „Wenn Sie einen besseren Weg wissen und daher glauben, den von mir gewählten verurteilen zu können, so sagen Sie es mir bitte.“
Status ungeklärt
Der Rücktritt des Papstes vor fünf Jahren, der seither weitgehend zurückgezogen in einem ehemaligen Kloster in den vatikanischen Gärten lebt, war vor allem in konservativen Kirchenkreisen auf Ablehnung gestoßen. Sehr kritisch hatte sich zuletzt der deutsche Kirchenhistoriker und Kurienkardinal Walter Brandmüller im Jahr 2017 in einem „FAZ“-Interview dazu geäußert.
Papst-Rücktritte sind in der Kirchengeschichte äußerst selten. Der kirchenrechtliche Status des Papstes im Ruhestand ist bis heute ungeklärt. Das Verhältnis Benedikts zu Papst Franziskus gilt als gut.
religion.ORF.at/KAP/KNA
Mehr dazu:
- Benedikt XVI. korrespondiert mit Wiener Oberrabbiner
(religion.ORF.at; 19.9.2018)