Künstler gestalteten Wilheringer Stiftshof neu

Die Sanierung des Hofes von Stift Wilhering (Oberösterreich) geht in die Zielgerade: Drei zentrale Kunstwerke wurden in den vergangenen Tagen im Eingangsbereich der am rechten Donauufer nordwestlich von Linz gelegenen Zisterzienserabtei aufgestellt.

Der neu gestaltete und am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Anwesenheit der Künstler der Öffentlichkeit präsentierte Hof soll noch zu Ende dieses Jahres fertiggestellt werden. Die feierliche Eröffnung nach der umfassenden Umgestaltung um insgesamt drei Millionen Euro findet am 16. Juni 2019 im Rahmen einer Festmesse statt.

Alte und neue Kunst verbinden

Stift Wilhering sei seit der Gründung vor 872 Jahren Ort der Spiritualität, jedoch auch der Kultur, erklärte Abt Reinhold Dessl bei der Aufstellung der Kunstwerke. Das Kloster stehe „für Tradition und Innovation“ und bemühe sich deshalb darum, alte und neue Kunst zu verbinden und so mit der Kunst einen „Dialog auf Augenhöhe“ zu führen.

Daniel Spoerri (li.) mit dem von ihm geschaffenen "Reich-Arm-Altar", Wilhelm Scherübl und Abt Reinhold Dessl

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Künstler Daniel Spoerri (li.) mit dem von ihm geschaffenen „Reich-Arm-Altar“, Wilhelm Scherübl und Abt Reinhold Dessl

Bei der Stiftshofgestaltung seien die Begriffe Natur, Kultur und Religion im Zentrum gestanden, erklärte Dessl: „Natur, als Verweis auf den Kürnberger Wald und die Donau, Kultur wegen des florierenden Stiftsgymnasiums und des Theaterbetriebs, Religion als Zeichen von Spiritualität und Gebet“.

„Kulturraum“ von Daniel Spoerri

Daniel Spoerri, Erfinder der Kunstrichtung „Eat Art“, war für den „Kulturraum“ des Stiftshofes zuständig. Zwei von dem 88-jährigen Schweizer Künstler geschaffene Bronzereliefs wurden auf der Vorderfront eines weißen, in der Hofmitte aufgestellten Marmoraltars montiert und zeigen einen „Tisch der Armen“ sowie einen „Tisch der Reichen“, jeweils mit durch Patina überzogenen Küchenutensilien und Lebensmitteln. „Das Essen ist eine Überlebensfrage“, erklärte der zur Aufstellung extra angereiste Objektkünstler. Stets sei eine Ambivalenz zwischen „reich und arm“ präsent, womit auch das „Mahl-Halten“ angesprochen werde.

Für das Thema „Natur“ schuf der Salzburger Bildhauer Wilhelm Scherübl (58) im Bereich des Meierhofes eine Skulptur mit überdimensionalen runden Betonformen. Eine Linde wächst dabei aus einem Betontisch heraus, um laut dem Künstler die „Spannung von Lebendigkeit und Starrheit“ zu thematisieren und „dynamische Prozesse anzustoßen und dann aus der Hand zu geben“.

Betonringe für eine Auszeit

Weiters machen liegende und stehende Betonringe die verschiedenen Sichtweisen des Lebens deutlich. Das Ensemble soll benutzt werden und zum gemeinsamen Verweilen einladen - insbesondere die vielen Radtouristen, die sich bei der Vorbeifahrt am Donauradwanderweg im Stiftshof eine Auszeit gönnen, wie Abt Dessl erklärte.

Für das Spiritualitätsthema steht die bereits im Jahr 1837 von Franz Schneider geschaffene „Religio“-Statue mit den Glaubenssymbolen Bibel, Kreuz und Wasser, die künftig von einer kleinen Baumallee Richtung Stiftskirche umgeben sein wird.

Betonringe im Hof von Stift Wilhering

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Runde Betonformen im Hof des Stifts

Fertigstellung im Frühjahr

Der Hof wird derzeit noch gepflastert, soll im Spätherbst fertiggestellt sein und im Frühjahr „anwachsen“ durch derzeit noch in Gestaltung befindliche Elemente wie ein Gast-Cafe, ein Veranstaltungszentrum mit 120 Sitzplätzen sowie ein Stiftsmuseum im Maierhof, das im Frühjahr 2019 die Pforten öffnet.

Für den 16. Juni 2019 ist im Stiftshof die erste Festmesse am „Reich-Arm-Altar“ geplant. Bis dahin sollen alle Baumaßnahmen inklusive der Renovierung der Stiftskirchen-Fassade abgeschlossen sein. Mit der vollzogenen Restaurierung und Revitalisierung des Hofes und der angrenzenden Maierhofes will das Stift schließlich für seinen 875. Geburtstag im Jahr 2021 gerüstet sein.

religion.ORF.at/KAP

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