Jugendbischof: Kirche soll gegen Hass im Netz vorgehen

Die katholische Kirche soll im Umgang mit Missbrauch und Hass im Netz „Vorreiterin“ sein: Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky schlug daher am Mittwoch in einer Rede bei der Bischofssynode in Rom auch eine Klarnamenpflicht für katholische Websites vor.

In seiner Wortmeldung („Intervento“), die Kathpress schriftlich vorliegt, betonte Österreichs Jugendbischof, Jugendliche erwarteten von der Kirche in erster Linie Glaubwürdigkeit - also „größtmögliche Übereinstimmung von Handeln und Lehre“. „Abgestoßen“ dagegen fühlten sie sich, wenn sie die Kirche als nicht besser als die übrige Welt empfänden.

Vorreiterrolle bei Aufarbeitung von Missbrauch

Das in der Kirche heuer wieder aufgeflammte Thema Missbrauch nannte Österreichs Vertreter bei der Synode als einen jener Bereiche, die jungen Menschen besonders wichtig seien. Dass es auch in der Kirche zu Missbrauch kommt, sei „beschämend, aber auch eine Chance“, wie Turnovszky vor den Bischöfen aus aller Welt darlegte.

„Wir können mit einer ehrlichen und sauberen Aufarbeitung der Welt einen Dienst erweisen: Ergreifen wir als Kirche die Chance, beim Thema Missbrauch zu Vorreitern für die ganze Gesellschaft zu werden“, appellierte der Bischof an seine Zuhörer. „Wir wollen das Thema nicht irgendwie erledigen, sondern mit Exzellenz!“

Weihbischof Stephan Turnovszky

Kathbild.at/Franz Josef Rupprecht

Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky ist für die Jugend zuständig

Jugendlichen in Internetfragen einbinden

Gleiches gelte für die digitale Welt: Das Internet habe auch „dunkle und hässliche Seiten“, wies Turnovszky hin: „Eine davon ist Hass im Netz“, den es „erschreckenderweise auch auf katholischen Seiten“ gebe.

Dazu schlug der Bischof vor, junge Menschen bei der Formulierung „ethischer Mindeststandards für katholische Internetseiten“ zu involvieren. Zum Beispiel könnte die Verwendung von Nicknames auf katholischen Websites als unerwünscht deklariert werden: „Wer auf katholischen Seiten etwas schreibt, soll namentlich dazu stehen und sich zeigen!“

Bei Ökologie noch Aufholbedarf

Auch beim Umweltschutz solle die Kirche mit Hilfe der Jugend vorangehen, zumal sich die Politik hier kaum zu wirksamen Maßnahmen durchringe. Trotz der großen Beachtung der Öko-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus habe die Kirche in diesem Bereich noch großen Aufholbedarf, und „noch assoziiert man Ökologie nicht mit ‚katholischer Kirche‘“. Das solle sich auch durch die Mitwirkung der Jugend ändern, der „ein intaktes Haus zu hinterlassen“ sei.

Turnovszky rief dazu auf, junge Menschen etwa in den Pfarren ökologisch mitgestalten zu lassen, und er griff die Anregung eines jungen Auditors bei der Synode auf, dem Thema eine eigene Synode zu widmen.

religion.ORF.at/KAP

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