Jugendsynode: Sex, Frauen und Missbrauch im Fokus

Die Jugendsynode im Vatikan nähert sich dem Ende, das Abschlussdokument wird für Samstag erwartet. Im Fokus standen etwa kirchliche Sexualmoral sowie sexueller Missbrauch.

Die seit 3. Oktober im Vatikan tagende Jugendsynode schwenkt auf die Zielgerade ein. Am Dienstag soll der erste Entwurf für das Abschlussdokument debattiert werden. Parallel dazu wird auf Wunsch der Synodenteilnehmer auch am Text für einen direkt an die Jugend der Welt gerichteten Brief gearbeitet. Kommenden Sonntag endet mit einer Papstmesse im Petersdom eine Weltbischofsversammlung, die für viele Teilnehmer schon jetzt eine der besonderen ihrer Art ist.

Schönborn: „Schönste Synode“

„Es ist für mich die schönste Synode, die ich erlebe“, meinte etwa Kardinal Christoph Schönborn zuletzt im Interview mit „Vatican News“. Er habe noch nie bei einer Bischofssynode ein „so fröhliches Klima erlebt und so deutlich gespürt, wie sehr die Kirche inzwischen Weltkirche geworden ist“, schilderte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

Unter den weit mehr als 300 Redebeiträge der Synode seien 80 Prozent aus dem nichteuropäischen Raum gekommen. Das Thema Kirche und Jugend werde so in einer „viel weiteren Perspektive“ betrachtet, als man es im deutschen Sprachraum gewohnt sei, so der Kardinal.

Papst Franziskus und Bischöfe bei der Bischofssynode

Reuters/Tony Gentile

Bischöfe diskutierten bei der Synode Themen von Sexualmoral bis Umwelt

Die jungen Gasthörer der Synode stellten zwar mit rund 35 nur eine „überschaubare Zahl“ der Synodemitglieder, „aber so viel Einfluss und Stimmung und Ideen von den Auditoren habe ich noch bei keiner Synode erlebt“, berichtete auch der Jesuit P. Bernd Hagenkord, der als Leitender Redakteur des Portals „Vatican News“ die Synodenversammlung beobachtet. „Die jungen Teilnehmer waren nicht nur Objekt der Synode, sie haben sich ganz bewusst auch zum Subjekt gemacht. Das hat sich auf ganzer Linie gelohnt“, schrieb Hagenkord auf seinem Blog.

Missbrauchsthema für Deutschsprachige zentral

Die Sprachgruppen beendeten am Wochenende ihre Arbeit. Die Beratungen drehten sich um den letzten Teil des Arbeitsdokuments („Instrumentum laboris“), das die Synodenväter bei der Meinungsbildung unterstützen soll. Am Dienstag soll der Entwurf des Abschlusspapiers vorgestellt werden.

Neben Sexualmoral und Missbrauch waren weitere Hauptthemen der Gruppengespräche die Rolle von Frauen in der Kirche, Migration, Umwelt und Beteiligung junger Leute.

Ferner ging es um Glaubensvermittlung im digitalen Zeitalter, Verfolgung aufgrund des Glaubens und die Rolle der Familie. Viele der Sprachgruppen forderten, dass die Kirche ein „sicheres Umfeld“ für junge Leute garantieren müsse und angesichts finanzieller und sexueller Skandale eine Umkehr nötig sei. Die deutschsprachige Gruppe forderte als einzige, dass das Schlussdokument deutlich auf das Missbrauchsthema eingehen müsse.

Umgang mit Homosexuellen besprochen

Häufiges Thema war die katholische Sexualmoral und der Umgang mit gleichgeschlechtlich interessierten Menschen. Die englische Sprachgruppe forderte ein Sonderkapitel dazu und eine spezielle Seelsorge. US-Kardinal Blase Cupich sagte als Moderator der Sprachgruppe, Homosexualität sei nicht Hauptursache für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche.

Das Schlussdokument der Synode müsse auch diese einbeziehen. „Das Wichtigste ist, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt“, so Cupich bei einem Pressebriefing zur Synode am Wochenende.

Kirchenlehre zu Sexualität aktualisieren

Die englische Sprachgruppe plädierte für eine Änderung von Punkt 197 des Arbeitspapiers, um die „Schönheit der Kirchenlehre zu Körperlichkeit, Sexualität, Liebe, Leben, Ehe und Keuschheit“ besser darzulegen. Der französische Sprachkreis warb für eine bessere „Klärung und Aktualisierung der Kirchenlehre zu Körperlichkeit, Gefühlsleben und Sexualität, um Verwirrung zu verhindern“. Diese Gruppe betonte auch besonders die Aufgabe der Familie für die Weitergabe des christlichen Glaubens.

Die italienische Sprachgruppe empfahl, Bedürftige und Arme besonders im Blick zu haben. Hier könnten sich junge Christinnen und Christen untereinander und mit anderen Religionen sowie Nichtgläubigen vereinen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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