Medjugorje: Papst laut Berater skeptisch

Einem Buch eines brasilianischen Priesters zufolge ist Papst Franziskus, was die Anerkennung des Wallfahrtsorts Medjugorje betrifft, sehr skeptisch. Er sehe zwar das Wirken Gottes, bezweifle aber Marienerscheinungen.

Der brasilianische Schönstatt-Ordenspriester, Theologe und vom Papst zum Ko-Redakteur des Synodendokuments ernannte brasilianische Schönstatt-Ordenspriester, Alexandre Awi Mello schreibt in einem neu erschienenen Buch mit dem Titel „E mia madre - Incontri con Maria“ („Sie ist meine Mutter - Begegnungen mit Maria“; Verlag Citta Nuova), über diesbezügliche Gespräche mit dem Papst, wie die Zeitung „Il Giornale“ am Montag berichtete. Mello wurde 2017 von Franziskus zum Sekretär des Vatikan-Dikasteriums für Laien, Familie und Leben ernannt.

Zeitung: Anerkennung unwahrscheinlich

Der Papst hatte zuletzt einen Visitator für Medjugorje ernannt, den polnischen Erzbischof Henryk Hoser. Dieser steht dem Phänomen sehr wohlwollend gegenüber. Laut „Giornale“ scheint nach dem Erscheinen des Buchs von Mello allerdings noch unwahrscheinlicher als bisher, dass der Papst die Marienerscheinungen in Bosnien-Herzegowina anerkennen könnte.

Weiße Marienstatue in Medjugorje mit Pilgern

Reuters/Matko Biljak

Papst Franziskus steht den Marienerscheinungen in Medjugorje nach wie vor skeptisch eggenüber

Das Buch enthält auch ein Interview, das Franziskus Mello gab, den er seit langem kennt. Unter anderem erinnert der Papst an die Aufregung über den Auftritt eines Medjugorje-Sehers in seiner Zeit als Erzbischof in Argentinien: „Als ich in Buenos Aires war, habe ich eine Versammlung verboten, die dennoch stattgefunden hat. Sie wussten, dass ich nicht damit einverstanden war.“

Kein „Termin“ mit Maria

Der Seher sei nach Buenos Aires gekommen, um in einer Kirche zu sprechen. Als Erzbischof habe er sich der Veranstaltung widersetzt, „ohne sich zur Echtheit der Erscheinung zu äußern“. Er habe den Auftritt untersagt, weil laut Ankündigung „der Seher sprechen und alles erzählen sollte, und um halb fünf sollte dann die Jungfrau erscheinen. Das heißt, er hatte den Terminkalender der Jungfrau. Deshalb sagte ich: ‚Nein, ich will solche Geschichten hier nicht‘. Ich sagte ‚Nein. Nicht in einer Kirche‘.“

Im Gesprächsbuch fügte Franziskus zu Medjugorje hinzu: „Es ist notwendig, zu unterscheiden, weil Gott trotzdem Wunder in Medjugorje wirkt.“ Gott wirke laut Franziskus „trotz“ der Seher und „trotz“ der Botschaften und der Behauptung von Marienerscheinungen in Medjugorje Wunder. Es sei also zwischen dem Wirken Gottes und dem vom Papst abgelehnten Erscheinungsrummel zu unterscheiden.

Papst: Erscheinungen „mehr persönliche Phänomene“

Der Papst äußerte die Annahme, dass es sich bei den behaupteten Erscheinungen „vielleicht mehr um persönliche Phänomene handelt“. Der Papst wörtlich: „Ich bekomme Briefe, aber man versteht, dass das vor allem psychologische Dinge sind. Es ist notwendig, die Dinge genau zu unterscheiden. Ich denke, dass es Gnaden in Medjugorje gibt, das kann man nicht leugnen. Es gibt Leute, die sich bekehren. Aber es fehlt an Unterscheidung.“

Franziskus erklärt sich die von ihm abgelehnten Botschaften „theologisch als inneres Sprechen“. Innere Lokutionen könnten sich einerseits in Visionen, anderseits in einfachen Inspiration ausdrücken. Erfolgen würde das im Gebet, und dann sagten die Betroffenen, „Die Gottesmutter hat mir gesagt“. Sie drückten das Erfahrene auf eine Art aus, „die scheint, als hätten sie wirklich eine Erscheinung gehabt“, so der Papst.

religion.ORF.at/KAP

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