Missbrauch im Stift Klosterneuburg: Kritik an Bericht

Der Expertenbericht zu einem Missbrauchsfall aus dem Jahr 1993 im Stift Klosterneuburg, der am Samstag vorgelegt worden war, ist von der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen kritisiert worden.

In einer Aussendung vom Montag wurde etwa festgehalten, dass Sachverhalte und Zeugenaussagen nicht intensiv genug geprüft worden seien. Johannes Heibel, der Vorsitzende der Initiative mit Sitz in Deutschland, kritisierte auch, dass die Expertengruppe es nicht für notwendig erachtetet habe, „alle von der Initiative benannten Zeugen einzuladen und persönlich anzuhören“. Zudem habe die Gruppe weder über einen erfahrenen Ermittler noch über einen Kirchenrechtler verfügt. Auch die Unabhängigkeit der Expertenrunde zog Heibel in Zweifel.

Kritik: Keine Konsequenzen für Vertuscher

Dadurch, dass der Bericht am Wochenende vom Stift Klosterneuburg selbst herausgegeben und nicht von den Experten präsentiert wurde, habe sich die Gruppe „selbst disqualifiziert“, heißt es in der Stellungnahme. Die Untersuchungskommission habe sich nicht getraut, Personen zu nennen, die eine „wie auch immer geartete Verantwortung“ für den Vorfall tragen. Niemand habe gewagt, die Verantwortung von Propst Bernhard Backovsky und anderer hochrangiger kirchlicher Würdenträger „wirklich ernsthaft zu hinterfragen und eine Klärung herbeizuführen“.

Somit blieben „Vertuscher und Förderer von pädophilen Klerikern unbehelligt und können in ihren Institutionen weiter so regieren, wie es ihnen gerade passt“, hieß es in der Stellungnahme der Initiative.

Keine Beweise für „bewusstes Fehlverhalten“

Die Expertengruppe wurde von Brigitte Dörr, der Büroleiterin der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft, geführt. Ihr gehörten weiters der Psychiater Reinhard Haller und der frühere Präsident des Wiener Stadtschulrates, Kurt Scholz sowie Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, an. Der Endbericht lieferte keine Beweise für bewusstes und zielgerichtetes Fehlverhalten des Stiftes sowie einzelner Verantwortungsträger. Dennoch wurde seitens des Stiftes ein vier Punkte umfassendes Maßnahmenpaket präsentiert.

So soll ein Präventionsbeauftragter installiert und eine Meldestelle für Verdachtsfälle benannt werden. Weiters soll ein Konzept zur Personalentwicklung und Überarbeitung des Aufnahmeprozesses ausgearbeitet werden. Eingeführt werden sollen zudem verpflichtende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, etwa zum Thema „Verhalten bei Verdachtsfällen“. Die Konsequenzen sollen nun Schritt für Schritt umgesetzt werden.

religion.ORF.at/APA/KAP

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