Die Rolle der Kirche bei der Entstehung Rumäniens

Die Rolle der rumänischen griechisch-katholischen Kirche bei der Entstehung Rumäniens steht im Mittelpunkt einer Tagung, die am 4. Dezember im Wiener Erzbischöflichen Palais (Wollzeile 2) stattfindet.

Zu dem Symposion laden Kardinal Christoph Schönborn in seiner Eigenschaft als Ordinarius für die Katholiken der Ostkirchen in Österreich und der rumänische griechisch-katholische Kurialbischof Claudiu Lucian Pop ein.

Ereignisse von 1918 im Rückblick

Konkret sollen bei der Veranstaltung die Beiträge von Bischof Iuliu Hossu (der spätere Kardinal) und Pfarrer Vasile Lucaciu bei den Ereignissen von 1918 in den Blick genommen werden, die zur Gründung des Königreichs Rumänien („Großrumänien“) geführt haben.

Das Symposion beginnt um 13.30 Uhr mit dem Stundengebet der Sext im byzantinischen Ritus in der Andreaskapelle des Erzbischöflichen Palais. Bei der Eröffnung um 14 Uhr sprechen Kardinal Schönborn und Bischof Pop Grußworte.

Es folgen Vorträge von Prof. Rudolf Graef und Prof. Blaga Mihoc - beide lehren an der Babes-Bolyai-Universität Cluj-Napoca - über die identitätsstiftende Rolle der rumänischen griechisch-katholischen Kirche sowie über die Rolle von Pfarrer Lucaciu. Den Abschluss bildet die Feier einer Göttlichen Liturgie im byzantinischen Ritus um 18 Uhr im Stephansdom.

Zusammenfassungdes politischen Bewusstseins

In der Einladung zum Symposion wird die berühmte Formulierung von Bischof Hossu wiedergegeben, in der die Entwicklung des politischen Bewusstseins der rumänischen griechisch-katholischen Christen zusammengefasst ist:

„Wenn es die religiöse Einheit von 1700 nicht gegeben hätte, hätte es keine Versammlung von Blaj vom 3. bis 15. Mai 1848 gegeben, wo man gerufen hat: Wir wollen uns mit dem Land vereinen. Und ohne das hätte es keine Vereinigung von 1918 gegeben“.

Proklamation des Staates Großrumänien

Die Rolle der unierten griechisch-katholischen Christen bei der Vereinigung Rumäniens aus früher österreichischen, ungarischen, russischen und bulgarischen Gebietsteilen wurde 1918 in der Gestalt von Bischof Hossu sichtbar:

Er gehörte jener hochrangigen Delegation aus Politikern und Kirchenleuten an, die nach der Nationalen Versammlung von Alba Julia die dort beschlossene Resolution am 3. Dezember in Bukarest an König Ferdinand überreichten. Durch ein königliches Dekret wurde dann am 25. Dezember 1918 der Staat Großrumänien (Romania mare) proklamiert.

Kämpfer gegen die Budapester Regierung

Pfarrer Vasile Lucaciu (1852-1922) war ein unermüdlicher Kämpfer gegen die Zentralisierungs- und Magyarisierungspolitik der Budapester Regierung in der Zeit von König Franz Joseph I. Er war u.a. Co-Autor des „Transsylvanischen Memorandums“ von 1892.

In der Folge wurde er von den königlich-ungarischen Behörden im Mai 1894 in Cluj wegen Landesverrats angeklagt und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber nach einem Jahr wieder freigelassen. 1905 wurde er als Abgeordneter ins Budapester Parlament entsandt.

1917 gehörte er einer Gruppe von exilierten Angehörigen der rumänischen Volksgruppe in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie an, die in die Vereinigten Staaten entsandt wurde, um für die rumänische Sache einzutreten.

religion.ORF.at/KAP