Papst: Welt erwartet Maßnahmen gegen Missbrauch

Papst Franziskus hat zum Auftakt des Kinderschutzgipfels im Vatikan am Donnerstag „konkrete und wirksame Maßnahmen“ gefordert, um das „Übel“ des sexuellen Missbrauchs zu bekämpfen. Die Welt erwarte dies von der katholischen Kirche.

„Das Volk Gottes schaut auf uns und erwartet von uns keine einfachen und vorhersehbaren Verurteilungen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag in der Synodenaula des Vatikans. „Hören wir den Schrei der Kleinen, die Gerechtigkeit verlangen.“

„Schwere Wunden“ heilen

Er erinnerte die Vorsitzenden von mehr als 110 Bischofskonferenzen aus aller Welt an ihre Verantwortung und verlangte „Mut und Konkretheit“. An dem Treffen nehmen bis Sonntag neben den Bischöfen die Spitzen der römischen Kurie und Ordensvertreter teil - es sind rund 190 Teilnehmer und Teilnehmerinnen - mehr dazu in Missbrauch: Historische Konferenz im Vatikan startet. „Die Jungfrau Maria möge uns erleuchten, um diese schweren Wunden zu heilen, die der Skandal der Pädophilie sowohl den Kleinen als auch den Gläubigen zugefügt hat“, sagte der Papst in seiner Eröffnungsrede.

Papst Franziskus im Gebet bei der Antimissbrauchskonferenz im Vatikan

APA/AFP/POOL/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus im Gebet bei der Antimissbrauchskonferenz

Auf Einladung von Papst Franziskus sollen Bischöfe, Experten und Opfervertreter bei der Konferenz über die Konsequenzen der Missbrauchsskandale beraten, welche die Kirche in den vergangenen Jahren erschüttert haben. Papst Franziskus verspricht sich von dem Treffen eine Schärfung des Bewusstseins von Bischöfen für das Thema Missbrauch und die Verständigung auf ein Regelwerk für den Umgang damit.

Opfer fordern Null Toleranz

Opferverbände erwarten sich zwar keine Wunder von dem Treffen im Vatikan, aber doch ein entschiedenes Vorgehen gegen die Straftäter und gegen jene, die die Taten jahrelang vertuscht haben. „Wir fordern die Umsetzung des Slogans ‚Null Toleranz‘ bei Kindesmissbrauch. Jeder verantwortliche Geistliche muss das Priesteramt niederlegen“, so Peter Saunders, Sprecher der Missbrauchsopfer im Vorfeld. Darüber hinaus sollten alle Bischöfe verpflichtet werden, Anzeige bei den Justizbehörden zu erstatten.

Während des Kongresses werden mehrere Vertreter von Verbänden anwesend sein, die Missbrauchsopfer vertreten. Das Organisationskomitee des Kongresses wird circa ein Dutzend Missbrauchsopfer treffen, um ihre Forderungen anzuhören, erklärte im Vorfeld der Konferenz der frühere Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, der die Debatten bei der Konferenz moderieren wird.

Missbrauch auch in Österreich

Der Missbrauchsskandal erschüttert die katholische Kirche bereits seit Jahrzehnten. Nachdem in den 1980er Jahren erste Fälle in den USA bekannt geworden waren, wurde das Thema während der 1990er Jahre auch in den Medien immer präsenter - in Österreich vor allem durch die Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Erzbischof Kardinal Hans-Hermann Groer im Jahr 1995. Zu den Hauptkritikpunkten gegen die kirchliche Hierarchie gehört, dass Bischöfe Taten vertuscht bzw. Beschuldigte im kirchlichen Dienst belassen haben.

religion.ORF.at/KAP/AFP/APA/dpa

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