Karfreitag: Onlinepetition will ganzen Feiertag für alle

Die evangelische Kirche will sich mit der von der Regierung angekündigten „Halber-Feiertag“-Regelung zum Karfreitag nicht abfinden: Sie hat eine Onlinepetition gestartet, in der ein ganzer Feiertag für alle gefordert wird.

Initiiert haben die Petition die Vizepräsidentin der evangelischen Synode, Gisela Malekpour, und der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. Als einer der ersten hat die Unterschriftenaktion bereits der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker unterzeichnet.

„Der Karfreitag ist ein essenzieller Bestandteil für uns Evangelische, aber uns geht es hier auch um Gleichberechtigung für alle“, sagt Malekpour. Den Plan der Regierung, den Karfreitag ab 14.00 Uhr als „halben Feiertag“ freizugeben, bezeichnet Malekpour als „Farce“, bedeute dies doch für viele Beschäftigten eine zusätzliche Freizeit von zwei Stunden, außerdem hätten 40 Prozent der Arbeitnehmer schon jetzt am Freitag früher Schluss.

Vorwurf: Minderheitenrechte beschnitten

„Für uns als Evangelische bedeutet das eine eindeutige Schlechterstellung zum Status quo und eine Beschneidung unseres Minderheitenrechtes. Wir sind nicht bereit, auf den wichtigsten Feiertag in unserer Kirche zu verzichten! Denn ohne Karfreitag kein Ostern. Ohne Jesu Sterben keine Auferstehung und damit keine Erlösung“, heißt es in der Petition.

Sendungshinweis

Das TV-Religionsmagazin „Orientierung“ bringt am Sonntag, 24.2.2019, 12.30 Uhr, ORF 2 ein Interview mit Bischof Bünker.

Bis jetzt gebe es keine halben Feiertage so wie gesetzlich auch keine halben Urlaubstage vorgesehen sind. Würde im Zuge der Neuregelung der Generalkollektivvertrag ausgehebelt, „fallen auch analoge Regelungen für Angehörige anderer anerkannter Religionsgemeinschaften“. Durch einen zusätzlichen freien Tag, der auch für Konfessionslose gilt, könnte hier die angestrebte Gleichstellung erreicht werden. „Wirtschaft, Tourismus, Freizeitindustrie und Verkehrsplanung sind wichtige Größen in unserem Land, aber wir sind nicht bereit, dem alles unterzuordnen“, wird in der Petition betont.

Hennefeld: „Schlag ins Gesicht der Kirchen“

Am Donnerstag meldete sich auch der Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, zu Wort: „Ein halber Feiertag ist ein ganzes Armutszeugnis“, kritisierte Hennefeld in einer Aussendung den Plan der Regierung. Er sieht in der Neuregelung keinen Kompromiss, sondern eine „Panikaktion vor dem näher rückenden 19. April“ sieht.

Superintendent Thomas Hennefeld im Talar am Ambo

epd, Marco Uschmann

Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld

Hennefeld sprach zudem von einem „Schlag ins Gesicht der betroffenen Kirchen“ und sagte: „Es gehört ein großes Maß an Ignoranz, Unverständnis und Böswilligkeit dazu, zu behaupten, dass die evangelischen Kirchen ja ab 14.00 Uhr an diesem Tag ihren Feiertag halten könnten, und das auch noch auf dem Hintergrund einer Zusage des für die Kirchen zuständigen Bundesministers, dass den Evangelischen sicher nichts weggenommen werde.“

Gottesdienste am Vormittag

Der Landessuperintendent erinnerte daran, dass die Karfreitagsgottesdienste an diesem höchsten Feiertag in den Gemeinden vor allem am Vormittag gefeiert werden. „Diese Regelung greift in die Religionsfreiheit unserer Kirche ein und verletzt damit auch die Minderheitsrechte evangelischer Christinnen und Christen. Das ist nicht hinnehmbar.“

Hennefeld spricht sich für eine Lösung aus, bei der die Bedürfnisse aller Religionsgemeinschaften berücksichtigt werden und die damit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen könnte. Er äußerte die Hoffnung, „dass sich die Regierung noch besinnt, besonders die evangelischen Mitglieder der Bundesregierung, und von diesen haarsträubenden Plänen Abstand nimmt“.

Offene Fragen klären

Aus Regierungskreisen hieß es unterdessen am Donnerstag gegenüber der APA, dass man bis zum Nationalratsplenum Mitte nächster Woche eine Lösung der zahlreichen offenen Fragen, die von vielen arbeitsrechtlichen Problemen bis zur Ladenöffnung reichen, anstrebe. Dazu würden laufend Gespräche geführt.

religion.ORF.at/APA

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