IGGÖ startete Bundesländer-Tour in Graz

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) begibt sich auf Bundesländer-Tour. Den Auftakt machte am Freitag Graz mit einem „historischen Treffen“ zwischen IGGÖ-Präsident Ümit Vural und dem Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen.

Die Tour soll bis zum Ende des Jahres alle Bundesländer umfassen, teilte die IGGÖ in einer Aussendung am Freitag mit. In Graz standen zunächst Besuche bei der Jüdischen Gemeinde, der evangelischen Gemeinde wie auch der Diözese Graz an. Später soll das Freitagsgebet in der „Dzemat Bosnjak“ verrichtet werden. Abschließend gibt es ein Treffen mit Imamen und Obleuten der Grazer Moscheegemeinden.

IGGÖ-Präsident Ümit Vural und der  Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen

APA/Foto Fischer

IGGÖ-Präsident Ümit Vural (li.) und der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen (re.)

Vural: IGGÖ muss näher an die Menschen

„Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass die Islamische Glaubensgemeinschaft näher an die Menschen muss. Die österreichischen Muslime wollen nicht nur hören oder lesen, dass wir für sie da sind, wir müssen es sein“, so IGGÖ-Präsident Ümit Vural über die Motivation eine Bundesländer-Tour zu starten.

„Ich danke der Islamischen Religionsgemeinde in Graz für das tolle Programm, das sie zusammengestellt hat und freue mich auf die vielen Gespräche und Treffen“, so Vural. Gleich um 9.00 Uhr traf Vural auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen. Es ist dies der erste Besuch des Oberhauptes der IGGÖ in einer Synagoge überhaupt, hieß es seitens der Jüdischen Gemeinde Graz. Nach dem Anschlag von Christchurch komme diesem „Brückenschlag umso mehr herausragende Bedeutung zu“, so Rosen.

„Historisches Zusammentreffen“

Wie die Jüdische Gemeinde Graz mitteilte, haben Vural und Rosen in einem mehr als einstündigen Gespräch „wechselseitige Anliegen und virulente Themen“ erörtert: „Dabei kam nicht nur der in den jüngst veröffentlichten Studien hervorgehobene starke Antisemitismus unter den österreichischen Muslimen zur Sprache, sondern auch Themen wie Islamophobie, das politische Klima sowie Christchurch.“

Beide Seiten hätten das Gespräch - ein „historisches Zusammentreffen“ - als „überaus konstruktiv“ bezeichnet. Rosen, Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, betonte, dass die Annäherung zwischen den Religionsgemeinschaften einen von Respekt geprägten Umgang erfordere. Dabei müsse auch von Achtung getragene Kritik Platz haben dürfen. Indem Ängste und Erwartungen offen formuliert werden können und vom Gegenüber auch ernst genommen werden, bestehe die Chance auf Nachhaltigkeit. Es käme nicht auf fromme Lippenbekenntnisse, sondern auf Taten an.

Bischof Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau) und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Ümit Vural.

APA/Katholische Kirche Steiermark/Gerd Neuhold/Sonntagsblatt

Der römisch-katholische Bischof Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau) und Ümit Vural trafen ebenfalls im Rahmen der Tour zusammen.

Austausch soll intensiviert werden

Der IGGÖ-Präsident habe erklärt, „dass Antisemitismus auch unter Muslimen in keinster Weise akzeptiert“ werden dürfe. Zwischen Juden und Muslimen bestünden auch viele Gemeinsamkeiten, die es zu betonen und vermitteln gelte. Der Austausch solle in Zukunft deutlich intensiviert werden. Im Anschluss an das Gespräch und dem Eintrag in das Goldene Buch der Jüdischen Gemeinde besuchte Vural mit seinem Mitarbeiterstab auch die Grazer Synagoge. Es war der erste Besuch des neu gewählten Präsidenten der IGGÖ in einer österreichischen Synagoge. An dem Treffen nahmen auch der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl (SPÖ) und der Vorsitzende der Muslime in der Steiermark, Ali Kurtgöz, teil.

Das Gespräch der muslimischen Delegation mit Bischof Wilhelm Krautwaschl und Markus Ladstätter, Vorsitzender der diözesanen Kommission für interreligiösen Dialog, hat kurz vor Mittag in den Amtsräumen des Bischofs rund eine Stunde gedauert.

religion.ORF.at/APA

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