Ausstellung gegen Kriminalisierung Homosexueller

Die Wanderausstellung „Verschaff mir Recht“ macht auf die Kriminalisierung und Verfolgung von Homosexuellen, Bisexuellen, Transgender-Personen und anderen sexuellen Minderheiten aufmerksam.

Die Wanderausstellung, die in unterschiedlichen österreichischen Pfarrgemeinden laufen wird, wurde von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) erarbeitet und von plan:g - Partnerschaft für globale Gesundheit übernommen. Derzeit ist sie in der Pfarre zur Hl. Familie in Feldkirch-Tisis (Vorarlberg) zu sehen.

plan:g arbeitet als katholisches Menschenrechtswerk im Gesundheitssektor der Entwicklungszusammenarbeit. Geschäftsführer Matthias Wittrock in einer Aussendung vom Donnerstag: „Mit unseren Partnerorganisationen im globalen Süden öffnen wir Zugänge zum Gesundheitssektor.“

Gewalt und Schikanen

Zehn Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LSBT) aus neun Ländern sprechen in der Ausstellung über die Auswirkungen der Kriminalisierung auf ihr Leben. Sie waren unter anderem willkürlichen Schikanen durch die Polizei, brutalen Erniedrigungen durch gewalttätige Mobs, grundlosen Entlassungen durch Arbeitgeber und dem Rauswurf aus der Schule ausgesetzt. Ihren Lebensgeschichten ist auch zu entnehmen, wie die katholische Kirche daran mitwirkt und sich an Diskrimierungen beteiligt habe, so der Folder zur Ausstellung.

„Ich bin schwul und katholisch“

Ihre Forderung: „Die katholische Kirche muss sich gegen Gesetze aussprechen, die gegen die Achtung der Menschenwürde stehen und die Minderheiten unterdrücken, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender einbegriffen.“

„Ich bin schwul und katholisch“, wird unter anderen Dumisani Dube im Folder zitiert. Dube kommt aus Simbabwe und lebt in Südafrika. Er ist Leiter der LSBT-Arbeit in seiner katholischen Gemeinde in Johannesburg. „Anfangs wurde ich noch bedroht und bekam viele anonyme Anrufe. Durch Dialog hat sich einiges verändert: Viele haben angefangen, uns zu verstehen und die LSBT-Gemeinschaft zu akzeptieren“, so der Gemeindeleiter.

Eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsförderung

Mit der Ausstellung wollen die Veranstalter Menschen in Gemeinden auf die Situation vieler Menschen weltweit aufmerksam machen und „die Bilder der Betroffenen auf eine (noch ungewisse) Reise schicken“ so Wittrock gegenüber religion.ORF.at. „Nicht heterosexuelle Menschen haben sehr häufig keinen oder nur stark eingeschränkte Zugänge zu Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnose und Therapie.“

Matthias Wittrock, Geschäftsführer von plan:g

Matthias Wittrock/plan:g (Partnerschaft für globale Gesundheit)

plan:g-Geschäftsführer Matthias Wittrock

Gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern ist in fast 80 Staaten strafbar, in fast 50 auch weibliche Homosexualität, so plan:g. In vier Ländern und drei Regionen werde gegenwärtig sogar die Todesstrafe verhängt: Neben dem Sultanat Brunei und Russland gehören viele Partnerländer der Entwicklungszusammenarbeit zu den Verfolgerstaaten. Dazu Wittrock: „Die Verfolgung von Minderheiten soll erodierende politische Legitimität sichern. Das wird missbräuchlich religiös begründet: Es geht um Macht.“

Mehr Mut zur Debatte

In der Entwicklungszusammenarbeit wünscht sich plan:g deshalb mehr Mut zur Debatte und Bereitschaft zur Veränderung auch in Österreich. Pfarrer Edwin Matt, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, verweist auf bibelexegetische Arbeiten und die christliche Anthropologie: „Der Mensch ist von Gott in Verschiedenheit ins Leben gerufen.“

So verlange die Witwe im biblischen Gleichnis vom ungerechten Richter (Lk 18,1–8): „Verschaff mir Recht gegen meine Widersacher!“ Die Witwe lasse ihm keine Ruhe, bis er sich schließlich um sie kümmert. Dazu Michael Brinkschröder von der HuK: „Viel zu oft verhält sich die Kirche wie der ungerechte Richter, indem sie auf die Schicksale von LSBTI-Menschen keine Rücksicht nimmt.“

Wittrock: „Es ist unsere kirchliche Verantwortung, Verfolgung zu überwinden. Nicht Wohltätigkeit, sondern solidarische Gewohnheit überwindet Unrecht.“ Es sei für plan:g „wichtig, dass wir, da wir aus Österreich weltkirchliche Kontakte pflegen und in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, dialog- und sprechfähig werden.“ Auf der Website von plan:g können interessierte Pfarren die Ausstellung bestellen.

gril, religion.ORF.at

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