Eklat: Kein Spiel mit Frauen-Team FC Vatikan

Das neu gegründete vatikanische Frauen-Fußballteam hätte in Wien sein internationales Debüt feiern sollen. Abtreibungsbefürworterinnen unter den österreichischen Spielerinnen zeigten ihre Botschaften während der vatikanischen Hymne. Das führte zur Absage des Spiels.

Eigentlich hätte das internationale Debüt der vatikanischen Frauen-Fußballteams ganz anders verlaufen sollen. Die vatikanische Mannschaft war auf Einladung des FC Mariahilf (FCM) nach Wien gereist.

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst und einer Segnung des Sportplatzes war am frühen Nachmittag das Freundschaftsspiel FCM gegen das Frauen-Fußballteam des Vatikan vorgesehen gewesen.

Vertreter des Papstes am Sportplatz in Wien-Simmering

Als Vertreter des Papstes kam der apostolische Nuntius Pedro Lopez Quintana nach Simmering. Im Schatten des VIP-Zeltes scherzte der Nuntius noch mit dem örtlichen Pfarrer Jan Soroka im Vorfeld des geplanten Spieles und erhob sich zu den Klängen der vatikanischen Hymne.

geplantes Spiel FC Mariahilf gegen Frauenteam Vatikan

ORF/Martin Cargnelli

Der apostolische Nuntius Pedro Lopez mit seinem Nuntiaturrat und dem Pfarrer von Simmering, Jan Soroka, während des Abspielens der vatikanischen Hymne

Doch ab der Hymne ging alles ganz schnell. Ein Funktionär des vatikanischen Teams erschien beim Nuntius im VIP-Zelt, es folgte ein sichtbar emotionales Gespräch und der Nuntius verließ mit seinen Begleitern den Platz.

geplantes Spiel FC Mariahilf gegen Frauenteam Vatikan

ORF/Martin Cargnelli

Funktionäre des vatikanischen Teams übermitteln dem Nuntius eine Botschaft, der Nuntius verlässt den Platz

Abreise statt Anpfiff

Obwohl es noch zum freundschaftlichen Händeschütteln der Teams kam, erfolgte kein Anpfiff, sondern die Spielerinnen wurden von den Trainern zu den Betreuerbänken gerufen. Das Publikum wurde über die Platzlautsprecher von der Absage das Spieles informiert, da das vatikanische Team nicht antreten würde. Das vatikanische Team packte zusammen und reiste ab. Das Publikum war zuerst ratlos, doch dann machten Informationen über den Grund des Abbruchs die Runde.

Botschaften von Abtreibungsbefürworterinnen

Einige österreichische Sportlerinnen hatten während der vatikanischen Hymne ihre Leibchen hochgezogen und auf ihre Bäuche gemalte Eierstöcke sowie Botschaften für die Legalisierung der Abtreibung zur Schau gestellt.

geplantes Spiel FC Mariahilf gegen Frauenteam Vatikan

ORF/Martin Cargnelli

Mit den auf den Bauch gemalten Eierstöcken zeigt eine Abtreibungsbefürworterin ihre Gesinnung

Zeitgleich wurden auf den Zuschauerrängen Transparente mit dem Wortlaut „Against Homophobia“ entrollt.

geplantes Spiel FC Mariahilf gegen Frauenteam Vatikan

ORF/Martin Cargnelli

Der Aktivistin ist es wichtig, über ihren Körper selbst verfügen zu können

Diese Aktion, die vom VIP-Zelt aus kaum bis gar nicht sichtbar war, wurde dem apostolischen Nuntius mitgeteilt, was zu einem befohlenen Rückzug des vatikanischen Teams führte.

Mangelnde mediale Präsenz des Frauen-Fußballs

Stellvertretend für die Gruppe der an der Aktion beteiligten Sportlerinnen erzählte Luise H. im ORF-Interview, dass sich diese Spielerinnen der Folgewirkungen der Aktion in keinster Weise bewusst gewesen seien und gerne das Fußballmatch gespielt hätten.

Auf an die Journalisten verteilten Flugblättern wurde der Hintergrund der Aktion erklärt: Die Aktivistinnen bedauern darin, dass Frauenfußball nur durch die ihrer Meinung nach seltene Kombination „Vatikan und Frauen“ zu medialer Aufmerksamkeit komme.

Mit der Position der Kirche zur gleichgeschlechtlichen Ehe und der Ablehnung von Abtreibung könnten sich die Aktivistinnen nicht identifizieren, daher hätten sie die Aktion geplant, so die Botschaft auf dem Flugblatt.

geplantes Spiel FC Mariahilf gegen Frauenteam Vatikan

ORF/Martin Cargnelli

Als Sprecherin für ihre Kolleginnen gibt Luise H. ein Interview

Dass der Zeitpunkt der Aktion, während des Abspielens der vatikanischen Hymne und in Anwesenheit des apostolischen Nuntius, dem Sportgedanken abträglich sein und viele Arbeitswochen an Vorbereitungen zunichte machen könnte, sei ihnen nicht bewusst gewesen. Die Absage des Spieles bedauerte Luise H. im ORF-Interview.

Martin Cargnelli, religion.ORF.at

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