Freistetter: „Mit aller Sorgfalt aufklären“

Der vom Papst ernannte Apostolische Administrator der Diözese Gurk, Militärbischof Werner Freistetter, sieht die Kärntner Kirche in einer „besonders schwierigen Situation“ und ortet „Vorfälle, die dringend einer Aufklärung bedürfen“.

Das ist der erste Befund, den sich Freistetter seit seiner Ernennung am Freitag vor Ort in Kärnten gemacht hat. „Mein Eindruck ist, dass die Menschen hier sehr irritiert, verletzt wurden. Das Misstrauen gegenüber übergeordneten Stellen ist sehr groß“ und die Situation sei komplex. „Das Lagebild, um es militärisch zu sagen, ist noch nicht so klar, dass eine Strategie und Operation geplant werden könnte“, so der Militärbischof.

Er habe nicht den Auftrag, die vom früheren Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger eingeleitete Aufklärung zu beenden, betonte Freistetter, verwies aber zugleich auf die bereits durchgeführte Apostolische Visitation und hielt fest: „Papst Franziskus ist weder an Vertuschung noch an Bagatellisierung von Vorgängen interessiert.“

„Überbrückung, bis neuer Bischof kommt“

Er sei nicht gekommen um etwas zu beenden oder alles neu zu beginnen, vielmehr gehe es um die „Überbrückung einer Situation, bis der neue Bischof kommt“, ohne diesen dabei zu präjudizieren. „Was aufklärungsbedürftig ist, ist mit aller Sorgfalt aufzuklären. Dieser Prozess läuft weiter. Die Begutachtung der schwierigen Ergebnisse aus der Visitation ist noch im Laufen. Ich denke, die Ergebnisse werden in geeigneter Form auch mitgeteilt werden müssen.“

„Mag Ausdruck ‚Causa Schwarz‘ nicht“

Im Interview verwahrte sich Freistetter gegen den Begriff „Causa Bischof Schwarz“: „Ich mag den Ausdruck Causa nicht. Eine Causa ist ein Fall vor Gericht. Es gibt eine schmerzvolle Geschichte. Menschen haben sich in verschiedener Weise in verantwortlichen Positionen wenn nicht juristisch, so moralisch etwas zuschulden kommen lassen.“ In seinen bereits geführten Gesprächen in Kärnten habe er aber zudem erfahren, „dass es auch andere Probleme gerichtlicher Art gibt, laufende Verfahren. Da muss ich mich noch über Details informieren.“

Auf die Frage, ob er eine Austrittswelle befürchte, antwortete der Apostolische Administrator: „Ob Kirchenaustritte helfen, die Probleme zu lösen, wage ich zu bezweifeln. Wir brauchen engagierte Leute in der Kirche.“

Papst Franziskus hatte den heimischen Militärbischof am Freitag (28. Juni) zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk ernannt. Freistetter löste damit den vor knapp einem Jahr gewählten Diözesanadministrator Guggenberger an der Spitze der Diözese ab und leitet diese, bis ein neuer Bischof ernannt wird.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: