Caritas-Wirkungsbericht: Größter Brocken Pflege

Der am Dienstag vorgelegte Wirkungsbericht der Caritas Österreich zeigt ein breit gefächertes Leistungsangebot im Gesamtumfang von 913 Millionen Euro. Knapp 71 Millionen davon kamen aus Spenden.

Pflege, Betreuung und Hospiz bilden den größten Wirkungsbereich der Caritas in Österreich. Das geht aus dem jüngst präsentierten Wirkungsbericht über das Jahr 2018 hervor, wie Kathpress berichtete. Die Caritas unterstützt pflegebedürftige Menschen in 48 Senioren- und Pflegewohnhäuser. In der mobilen Betreuung und Pflege werden 2,2 Millionen Einsatzstunden geleistet, fast 6.000 hauptamtlich Mitarbeitende waren in diesem tätig.

Insgesamt wurden von der kirchlichen Hilfsorganisation dafür österreichweit 294 Millionen Euro aufgewendet, die Mittel dafür stammen vor allem aus Leistungsverträgen mit der öffentlichen Hand. Der Wirkungsbericht nennt auch den Gesamtumfang der Caritas-Aufwendungen: Im Vorjahr wurden 913 Millionen Euro in ein breit gefächertes Leistungsangebot investiert.

Behinderung: 15.000 Betreuungsplätze

197 Millionen gab die Caritas im Vorjahr für die Begleitung und Betreuung von Menschen mit Behinderungen aus. Caritas bietet in diesem Bereich mehr als 15.000 Betreuungsplätze und beschäftigt 3.900 Mitarbeiter. 154 Millionen Euro - 38 Millionen weniger als im Jahr davor - betrafen die Bereiche Asyl, Migration und Integration.

Eine Frau rasiert einen pflegebedürftigen Mann

APA/Helmut Fohringer

Pflege macht einen großen Anteil an den Leistungen der Caitas aus

Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld der Caritas ist die Hilfe für Menschen in Not: Hier half die Caritas 2018 mit den 447 Wohnplätzen in den Mutter-Kind-Häusern, mit den Wohnungslosen-Einrichtungen oder mit den 36 Sozialberatungsstellen in den diözesanen Caritas-Organisationen, wo 65.000 Menschen beraten und unterstützt wurden. Kinder, Jugendliche und Familien erfahren u. a. Hilfe in den sozialpädagogischen Zentren oder mit der Familienhilfe direkt und unmittelbar im familiären Umfeld.

16.353 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Insgesamt waren 2018 16.353 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Caritas angestellt, zusätzlich konnte sich die Hilfsorganisation auf drei Mal so viele - rund 50.000 - freiwillig Engagierte stützen. Diese „Freiwilligen“ bilden laut Caritas-Österreich-Generalsekretär Bernd Wachter auch das Rückgrat beim Einsatz gegen Not aller Art. Sie setzen sich regelmäßig in Caritas-Projekten wie den Lerncafes für Schulkinder, in der Altenbetreuung und im Hospizbereich, im Projekt „Le+O - Lebensmittel und Orientierung“ oder bei der youngCaritas ein.

Mehrere Zehntausend engagieren sich als Teil der Pfarrcaritas in den österreichischen Pfarrgemeinden für jährlich stattfindende Ereignisse wie die Caritas-Haussammlungen oder bei den Besuchsdiensten in den Gemeinden. In derartigem Einsatz lägen die Wurzeln der Hilfsorganisation, so Wachter am Dienstag im Gespräch mit Kathpress: „Eine Caritas ohne Freiwillige ist unvorstellbar. Deren Engagement hält Caritas und Kirche in Bewegung und fördert innovative Projekte - oft auch mit geringem finanziellen Aufwand und großartiger Wirkung.“

513 Auslandsprojekte

Darüber hinaus lindert die Caritas in ihren Schwerpunktländern im globalen „Süden“ sowie in den ärmsten Ländern Europas auch Not. Das geht von der Akuthilfe bei Katastrophen bis hin zu langfristiger Entwicklungszusammenarbeit. 513 Auslandsprojekte weist der aktuelle Wirkungsbericht aus - die meisten davon in Europa (204; an der Spitze Ukraine vor Rumänien und Weißrussland) mit einem Finanzvolumen von 11,6 Millionen Euro; 198 Projekte betrafen Afrika (Volumen 12,1 Mio. Euro), 92 Asien (10,3 Mio Euro) und 17 Lateinamerika (544.000 Euro).

Mittel aus verschiedenen Quellen

Der Wirkungsbericht gibt auch Auskunft darüber, woher das Geld für die von der Caritas geleistete Hilfe kommt: 65 Prozent sind Entgelte für Dienstleistungen aus öffentlichen Mitteln, 13,4 Prozent stammen aus privaten Kostenbeiträgen. 12,2 Prozent lukriert die Caritas aus öffentlichen bzw. kirchlichen Subventionen und Zuschüssen. 71 Millionen Euro und damit 8,1 Prozent des Gesamtbudgets konnte die Caritas im Vorjahr aufgrund von Spenden für diverse Hilfsleistungen aufwenden - um rund drei Millionen mehr als im Jahr davor.

Caritas Generalsekretär Bernd Wachter

APA/Jürgen Hammerschmid

Caritas-Österreich-Generalsekretär Bernd Wachter: Freiwillige als Rückgrat

Knapp 40 der 71 Millionen Euro stammen aus laufenden Spendenerträgen, die der Caritas gewidmet sind - etwa Daueraufträge wie die Aktion „Aufrunden“ in REWE-Supermärkten, Patenschaften oder Kirchensammlungen. Sachspenden (die für die Bilanz bewertet werden müssen) bringen der Caritas 13 Millionen Euro ein, Erbschaften 3,7 Millionen, „Nachbar in Not“ rund eine halbe Million, und „Licht ins Dunkel“ 360.000 Euro.

Zehn autonome Organisationen

Wie Generalsekretär Wachter sagte, stellen all diese Zahlen keine konsolidierte Bilanz dar, da die Caritas ja aus zehn autonomen Organisationen - der Österreichischen Caritaszentrale und den neun diözesanen Caritas-Organisationen - besteht. Es handle sich aber durchaus um seriöse Summen, die Interessierten einen guten Überblick auf die erbrachten Leistungen bieten.

Dass der Aufwand für den Bereich Asyl, Migration und Integration gegenüber 2017 deutlich sank - von 192 auf 154 Millionen Euro - hat laut Wachter mit den vor allem im Bereich der Grundversorgung gesunkenen Zahlen zu tun. Viele geflüchtete Menschen konnten eine Wohnung und eine Arbeit finden, so Wachter. Das belege auch, dass Integration - unabhängig von den politischen Debatten - in der Praxis ganz gut funktioniere.

Hier wäre es hilfreich, weniger politische Debatten über die betroffenen Menschen zu führen und schlicht und einfach mehr zu tun, betonte Wachter. „Integration ist eine Aufgabe, die es lohnt zu tun und von der letztlich alle profitieren. Gut integrierte Menschen leisten ihren Beitrag für die Gesellschaft in Österreich. Nicht zuletzt auch durch Steuern und Abgaben.“

Landau: „Helfen Sie uns helfen“

„Wir erleben Zeiten heftigen Umbruchs“, erklärte Caritas-Präsident Michael Landau im Vorwort zum Wirkungsbericht. „Wie wir diesen Umbruch gestalten, liegt auch ganz maßgeblich in unseren Händen.“ Jede und jeder könne einen Beitrag leisten zur gesellschaftlich geforderten Solidarität.

Landau äußerte die Überzeugung, dass das Gemeinsame letztlich stärker ist als das Trennende, dass das „Wir“ mehr bewirken kann als jedes „Ich“. Die Caritas agiere getragen vom Glauben „an Nächstenliebe, Menschenwürde und Mitgefühl und an alle, die sich dafür einsetzen“, ganz konkret an mehr als 1.600 Orten in Österreich. „Helfen Sie uns helfen“, bat der Caritas-Präsident abschließend.

religion.ORF.at/KAP

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